Mülheim. Das Lampenfieber steigt an der Gesamtschule Saarn: Schülerinnen und Schüler der Musicalklasse haben „Hairspray“ einstudiert. Die Premiere naht.

„Hairspray“ – hinter diesem Titel vermutet man Glitter und Glamour, die Welt der Stars und Sternchen – darin hübsch verpackt geht es in diesem Broadway-Musical aber eigentlich um eine tiefgründigere Problematik: die Diskriminierung Dunkelhäutiger im Amerika der 60er Jahre und den gelebten Rassismus in dieser Zeit. Dieses thematisch bis heute aktuelle Musical mit fetziger Musik haben die Leiter der Musicalklasse der Gesamtschule Saarn mit insgesamt mehr als 130 Schülerinnen und Schülern ausgewählt. Nun wird nach fast einjähriger Probenzeit endlich Premiere gefeiert.

Hairspray, das auf einer gleichnamigen Verfilmung des Drehbuchs von John Waters aus dem Jahr 1988 beruht, erzählt von einer Begebenheit im rassistisch geprägten Baltimore des Jahres 1962: Ein pummeliges Teenager-Mädchen namens Tracy Turnblad (großartig gesungen und in Szene gesetzt von Lavinia Liefermann) hat sich in ihren willensstarken Kopf gesetzt, ein Tanz- und Show-Star zu werden, und will dieses Ziel mittels der Teilnahme in der angesagtesten Musik- und Tanzshow der Zeit erreichen – aber nicht allein, sondern gemeinsam mit den schwarzen Teenagern ihres Umfelds, deren Tanzbegabung sie erkennt und davon profitiert.

Jugendliche kämpft im Musical gegen die Widerstände ihrer bürgerlichen Eltern

Doch das gemeinsame Tanzen mit den Farbigen ist nicht nur verpönt, sondern sogar verboten. Sie kämpft gegen die vielfältigen Widerstände ihrer bürgerlichen Eltern, vor allem aber gegen die unlauteren Methoden der Produzenten der Fernsehshow, die nur weißen jugendlichen Mädchen Zugang gewähren. Mutig bricht Tracy Regeln und wehrt sich gegen Klischees.

Bei der Generalprobe des Musicals Hairspray an der Gesamtschule Saarn zeigten die Schülerinnen und Schüler bereits ihr Können. In Kürze feiert das Stück Premiere.
Bei der Generalprobe des Musicals Hairspray an der Gesamtschule Saarn zeigten die Schülerinnen und Schüler bereits ihr Können. In Kürze feiert das Stück Premiere. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Unerwartete Unterstützung kommt vom aufstrebenden Musikstar der Show Link Larkin (hervorragend: Joshua Kastner) und eine Liebesgeschichte mit Hindernissen nimmt ihren Lauf... Über Tiefschläge und den Umweg „Gefängnis“ hinweg wird Tracy am Ende gegen ihre ärgste Konkurrentin und Widersacherin Amber, die Tochter der rassistischen Showleiterin Velma von Tassel (stimmlich und schauspielerisch überzeugend, Xenia Hildebrand), im Showfinale als siegreiche „Miss Teenage Hairspray“ hervorgehen.

Zahlreiche wechselnde Schauplätze auf der Bühne der Aula der Gesamtschule Saarn

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Allein die wechselnden Schauplätze von Fernsehstudio, Tracys Zuhause, Schule und Gefängniszelle auf der vergleichsweise kleinen Aula-Bühne in Szene zu setzen, war eine Herausforderung – es ist bestens gelungen. Nicht nur durch die teils aufwendigen Bühnenbilder, für die auch professionelle und elterliche Hilfe gebraucht wurde, sondern auch durch den geschickten Einsatz einfacher Mittel (biegsame Gefängnisstäbe), die eine große Wirkung zeigen.

Ebenso viele kreative Hände waren nötig, um die vielen knallbunten und ebenso authentischen Kostüme (herrliche Petticoats) zu erschaffen, zu denen – hier besonders wichtig – die Perücken, mit vielen Haaren und durch Haarspray gestylt, gehören, die von den Schülern teils eigenhändig aufbereitet wurden und sofort in die 60er Jahre zurückversetzen. Nicht zuletzt passende Requisiten wie ein Wählscheibentelefon oder ein uralter Antennenfernseher runden das 60er-Jahre-Flair ab und versetzen den Zuschauer in eine Zeit der Petticoats, der Twist-Musik und des Um- und Aufbruchs.

Bühnen- und Kulissenbau, Regiearbeit und das Erstellen eines Programms sind nötig

Für diesen Bühnen- und Kulissenbau, die erfolgreiche Regiearbeit, musikalische Leitung, das Einstudieren kleiner Choreographien, Erstellen eines Programms und die professionelle technische Vorbereitung zeichnen an der Gesamtschule Saarn Sebastian Klein und Stephanie von der Marwitz verantwortlich – eine Mammutaufgabe. Diese stemmen die beiden Lehrer beziehungsweise Abteilungsleiter der Schule seit bereits 15 Jahren jedes Jahr mit Herzblut und riesigem Erfolg.

Flair der 60er Jahre verströmen die Kostüme und Perücken, die die Mülheimer Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Saarn beim Musical „Hairspray“ tragen.
Flair der 60er Jahre verströmen die Kostüme und Perücken, die die Mülheimer Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Saarn beim Musical „Hairspray“ tragen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

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Ihr reicher Erfahrungsschatz aus 14 vorangegangenen Musicalproduktionen (etwa „Aida“, „Joseph“, „Der kleine Horrorladen“ und viele mehr) in den letzten 15 Jahren (leider fiel „Annie“ letztes Jahr der Pandemie zum Opfer) fließt sicht- und hörbar in das beachtlich professionelle Niveau dieser Musicalaufführungen ein. „Wie eine große Familie“ sind sie – die Akteure auf der Bühne wie auch die nicht sichtbaren dahinter, die sich um Technik und den reibungslosen Ablauf kümmern.

Alle Mitwirkenden im Alter von elf bis 19 Jahren, sechstes Schuljahr bis zur Oberstufe, die neben ihrer Abiturvorbereitung viel Zeit investiert hat in die Vorbereitung, haben sich an das Abenteuer gewagt – und sie werden gewinnen: vor allem die Herzen des Publikums.

Bei der Musical-Aufführung dabei sein

Termine für die Musical-Aufführung: Premiere am Freitag, 13. Mai, 19.30 Uhr. Weitere Aufführungen 14./19./20./21. Mai jeweils um 19.30 Uhr, sowie 15./22. Mai um 15 Uhr, in der Aula der Gesamtschule Saarn, Ernst-Tommes-Straße. Eintritt: Erwachsene 14 Euro; Schüler 5 Euro. Kartenbestellung online unter www.gesaarn.de oder im Sekretariat der Schule 0208/455 47 10. Es sind noch Karten erhältlich.