Mülheim. Fast eine Million Euro Fördergelder warten, damit Mülheims Innenstadt schöner und anziehender wird. Einige Gebäude hätten es bitter nötig.

Die Mülheimer City wird viel gescholten. Populäre Klagen lauten: Gebäude sind unschön oder stehen leer, es ist zu wenig los, und wenn was passiert, dann das Falsche. Um die Innenstadt zu verschönern, aber auch zu beleben, hat die Stadt Mülheim aus dem Städtebauförderprogramm „Sozialer Zusammenhalt“ (ehemals „Soziale Stadt“) erneut Gelder für die Fortführung von drei Programmen bekommen: Hof- und Fassadenprogramm, Bürgermitwirkungsbudget und Projektfonds. Die genauen Förderrichtlinien beschließt der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am 2. März.

Alle drei Programme feiern ein Comeback: Sie liefen schon von 2015 bis 2018 in Mülheim, koordiniert vom „Team Innenstadt“, das sich im Stadtzentrum niedergelassen hatte, um Interessierte zu unterstützen und anzuleiten. Jetzt sind die Ansprechpartner zurück, man trifft sie im Büro an der Schloßstraße 28-30, in dem auch Citymanagerin Gesa Delija sitzt. Bis Ende 2025 stehen Fördergelder in Höhe von insgesamt 960.000 Euro zur Verfügung.

„Team Innenstadt“ berät ab sofort wieder in der Mülheimer Innenstadt

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Den Auftrag für die Beratungsleistungen erhielt erneut die Stadterneuerungs- und -entwicklungsgesellschaft (Steg) NRW aus Dortmund. Das Team Innenstadt besteht wieder aus drei Personen: Maria Papoutsoglou, die bereits 2015 bis 2018 in Mülheim tätig war, Jonathan Langer und Jan Ottensmann. Sie bieten dienstags von 11 bis 13 Uhr und donnerstags von 13 bis 15 Uhr im Citybüro offene Sprechzeiten an, um zu den drei Programmen zu beraten. Wenn es um architektonisch anspruchsvolle Vorhaben geht, steht mit Matthäus Nowak auch ein Quartiersarchitekt zur Verfügung.

Der vorherige Einsatz des Innenstadt-Teams hatte Möglichkeiten, aber auch Schwierigkeiten der Programme deutlich gemacht. So verlief der Start ausgesprochen schleppend. Es verging eine längere Anlaufzeit, ehe die Berater in Mülheim überhaupt bekannt waren. Speziell beim Hof- und Fassadenprogramm schreckten viele Eigentümer vor dem hohen Eigenanteil von damals 50 Prozent zurück und vor der Tatsache, dass energetische Maßnahmen nicht aus dem Fördertopf finanziert werden können. Letzteres hat sich nicht geändert – „leider“, meint das Team – und der Eigenanteil an den tatsächlichen Kosten erhöhte sich gar auf 60 Prozent. Dafür entfällt die Deckelung: Zuvor gab es maximal 30 Euro Förderung pro Quadratmeter, dies gilt nun nicht mehr.

Hof- und Fassadenprogramm: Rund 600 Mülheimer Gebäude kommen infrage

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Rund 600 Gebäude befinden sich im Fördergebiet (siehe Grafik), seinerzeit hatte das „Team Innenstadt“ alle Eigentümer angeschrieben – etwa 1000 Personen. Vielfach seien dies private Grundstücksgemeinschaften, ergänzt Daniel Bach aus dem Amt für Stadtplanung und Wirtschaftsförderung, nur selten Immobilienfonds. Am Ende wurden gerade einmal 35 City-Fassaden im Rahmen des Programms umgestaltet. Darunter war beispielsweise das Haus des Familienbetriebes Tanzschule Ritter am Löhberg 22. Ebenso aufgehübscht wurden mehrere Immobilien von Hermann-Josef Pogge, der zugleich Vorsitzender der Werbegemeinschaft Innenstadt ist. Auch das Diakonische Werk an der Georgstraße nutzte das Hof- und Fassadenprogramm, um drei seiner Immobilien auszubessern.

Genau umrissen: Für diesen Bereich der Mülheimer City ist das „Team Innenstadt“ zuständig, nur in diesem Gebiet gibt es Fördergelder etwa aus dem Hof- und Fassadenprogramm.
Genau umrissen: Für diesen Bereich der Mülheimer City ist das „Team Innenstadt“ zuständig, nur in diesem Gebiet gibt es Fördergelder etwa aus dem Hof- und Fassadenprogramm. © Team Innenstadt

Im Rahmen des Hof- und Fassadenprogramms wurden zwischen 2015 und 2018 insgesamt etwa 370.000 Euro an Zuschüssen abgerufen, berichtet nun Daniel Bach. Rund 600.000 Euro hätten zur Verfügung gestanden – eine große Summe blieb also liegen. Und der Einsatz des „Team Innenstadt“ kostet ebenfalls Fördermittel: Gut 760.000 Euro waren es beim letzten Mal für das Dreijahresprojekt, etwa für Personal, Büromiete und Ausstattung, diesmal verhält es sich ähnlich. Doch die Umsetzung speziell des Hof- und Fassadenprogramms soll anders angegangen werden.

Förderung als „Türöffner“ zu den Eigentümern in Mülheim

Raum- und Stadtplanerin Maria Papoutsoglou erklärt, das Team werde mit einer Bestandsaufnahme beginnen, alle Gebäude checken. „Dann sehen wir, an welchen Immobilien besonderer Handlungsbedarf besteht, und treten gezielt an diese Eigentümer heran.“ Abschreckende Beispiele möchte sie nicht nennen, will auf niemanden mit dem Finger zeigen.

Den Erfolg des Programmes messe sie nicht daran, alle Mittel auszugeben, ergänzt, Papoutsoglou, „sondern wir möchten, dass sich die Eigentümer mit ihren Immobilien beschäftigen.“ Daniel Bach spricht von einem „Türöffner zu den Eigentümern“, um sichtbare Veränderungen in der City anzustoßen.

Viele Geschäftshäuser in der Mülheimer City haben wuchtige Vordächer aus Kunststoff oder Aluminium, wie sie vor Jahrzehnten modern waren. Darunter liegen oft hochwertige, ursprüngliche Fassadenelemente, die man wieder aufarbeiten könnte.
Viele Geschäftshäuser in der Mülheimer City haben wuchtige Vordächer aus Kunststoff oder Aluminium, wie sie vor Jahrzehnten modern waren. Darunter liegen oft hochwertige, ursprüngliche Fassadenelemente, die man wieder aufarbeiten könnte. © Annette Lehmann

Geld gibt es etwa für Fassadenrenovierung und -anstrich, Begrünung von Dächern oder Mauern, wirkungsvolle Beleuchtung oder den Abbau störender Fassadenverkleidungen, die Wiederherstellung ursprünglicher Putzelemente. Prägend für die Geschäftshäuser an der Schloßstraße seien oft voluminöse Vordächer aus Kunststoff oder Aluminium, schildern Maria Papoutsoglou und Daniel Bach, häufig mit großformatiger Geschäftsreklame besetzt. Darunter findet man oft filigrane Betonplatten, die ursprüngliche Architektur. Als positives Beispiel für eine zeitgemäße Gestaltung nennen sie etwa das ehemalige Woolworth-Gebäude an der unteren Schloßstraße, für das ebenfalls Gelder aus dem Hof- und Fassadenprogramm flossen.

Bürgermitwirkung: Insgesamt 120.000 Euro für menschliches Miteinander

Beim Bürgermitwirkungsbudget geht es darum, das menschliche Miteinander in der Mülheimer Innenstadt zu beleben. Aus diesem Topf wurde zum Beispiel im August 2018 ein Hafenkonzert der Mülheimer Musikerin Zsusza Debré gefördert. Auf diesem Wege wurde unter anderem auch das „Fest der Kulturen“ auf der Eppinghofer Straße gefördert. Für den neuen Förderzeitraum stehen hier insgesamt 120.000 Euro zur Verfügung.

Die drei Programme

Hof- und Fassadenprogramm: Es gibt maximal 40 Prozent Zuschuss, 60 Prozent der Kosten muss der/die Antragstellende tragen. Der Höchstbetrag für die Förderung pro Gebäude und Hoffläche liegt bei 25.000 Euro brutto.

Bürgermitwirkungsbudget: Hundertprozentige Förderung ist möglich, höchstens 5000 Euro brutto pro Projektantrag „für eine lebenswerte und lebendige Mülheimer Innenstadt“.

Projektfonds: Vorhaben können mit bis zu 50 Prozent bezuschusst werden. Die Förderung ist pro Projekt auf 10.000 Euro brutto begrenzt.

Für alle Programme gilt: Die Maßnahme darf noch nicht begonnen haben und muss im Vorfeld mit dem „Team Innenstadt“ abgestimmt werden. Infos auf www.team-innenstadt.de.Kontakt: info@team-innenstadt.de, Tel. 0208/455-6115.

Der Projektfonds, diesmal mit insgesamt 40.000 Euro ausgestattet, ist eher für Anschaffungen gedacht, die die City aufwerten und attraktiver machen: Sitzmöbel, künstlerische Gestaltungen, Pflanzen- und Blumengefäße. Anträge müssen vom Innenstadtbeirat bewilligt werden, Gleiches gilt für das Bürgermitwirkungsbudget.

Beim Hof- und Fassadenprogramm gilt dies nicht, Bau- und Planungsdezernent Felix Blasch weist aber darauf hin, dass die Maßnahmen zum Jahresende 2025 komplett durchgeführt und abgerechnet sein müssen. Laut „Team Innenstadt“ haben die ersten Interessenten schon angerufen.