Mülheim. . Zsuzsa Debré plant eine schwimmende Inszenierung von Händels Werk auf der Ruhr. Finanziert wird das Open-Air durch Fördergelder und Sponsoren.
Der englische König George I zeigte sich einst höchst „amused“, als er sich bei einer abendlichen Lustfahrt auf der Themse von einem hinterher rudernden Orchester begleiten ließ. „Es war ein Ereignis, das den König beim Volk beliebter machen sollte“, erzählt Violinistin Zsuzsa Debré die überlieferte Episode. Hinterlassen hat dieses Event von 1717 die berühmte, eigens dafür komponierte Wassermusik von Georg Friedrich Händel. Mit einer schwimmenden Inszenierung am Stadthafen will Debré am 24. August, drei Jahrhunderte später die Mülheimer erfreuen.
Gefördert aus dem Bürgerbudget
Gefördert wird die Aufführung, der jeder kostenlos beiwohnen kann, mit Mitteln aus dem Bürgermitwirkungsbudget zur Belebung der Innenstadt. Zsuzsa Debré war im Juli 2017 bereits an einem anderen Projekt als Musikerin beteiligt, dem von Georg Reinders initiierten Stadtrundgang „Klassik Klang Kopfsteinpflaster“. Daraus erwuchs bei ihr die Idee einer Wassermusik auf der Ruhr.
Händels Wassermusik von Rhein Ruhr Symphonikern
Royale Herrschaften werden dann zwar fehlen, doch musikalisch wie optisch prunkvoll soll die Aufführung werden. Dabei spielt Debré in die Hände, dass der Stadthafen mit seinen Treppenstufen ähnlich wie ein Amphitheater aufgebaut ist. Hier nehmen die Besucher Platz, mit Blick auf die Ruhr. Gespielt wird Händels Wassermusik von den Rhein Ruhr Symphonikern, einem Ensemble mit 28 freischaffenden Instrumentalisten. Sie musizieren im Stadthafen zu Land, aber auch zu Wasser.
Ein dynamisches Konzert kündigt sich an: Eine Streichergruppe wird auf einem Ponton postiert, den das THW zur Verfügung stellt. Drei Suiten umfasst das populäre Werk, die jeweils bestimmte Instrumente – Oboe, Trompete, Flöte – in den Vordergrund stellen. Die Bläser werden passend zu diesen Passagen in Tretbooten umher ziehen. Am Landsteg macht sich die große Pauke breit. Und noch etwas soll der Aufführung eine besondere Note verleihen: Einer der klassischen Kontrabässe wird ersetzt durch ein Kontrafagott – „das gibt den Suiten mehr Boden“, meint die Violinistin.
Ohne elektronische Verstärkung
Sie erhofft sich einen Surround-Effekt, der bewirkt, dass man keine Mikrofone braucht, das Konzert komplett ohne elektronische Verstärkung auskommt.
Und sie setzt auf gutes, zumindest trockenes Wetter, hat aber auch einen Plan B parat: Falls es regnet, wird die Wassermusik unter die Arkaden das ehemaligen Stadtbades verlegt: „Wir hoffen natürlich, dass wir draußen spielen können“, sagt die Musikerin.
Seit Jahresbeginn mit der Inszenierung beschäftigt
Seit Jahresbeginn ist sie mit der Inszenierung beschäftigt, die sie ehrenamtlich organisiert, hat auch Sponsoren gefunden. Insgesamt stehen Debré für die Realisierung des Konzertes, inklusive Honorierung der Orchestermusiker, 7000 Euro zur Verfügung, von denen 4000 Euro aus dem Bürgermitwirkungsbudget stammen. Auf keinen Fall möchte sie Eintritt nehmen. „Wir wollen ein tolles Erlebnis bieten und zeigen, wie schön der Stadthafen ist.“
Ein anderes Vorhaben der gebürtigen Ungarin ist noch nicht von Erfolg gekrönt: Seit Schließung ihres Kulturhauses Villa Zsuzsa an der Boverstraße Ende 2017 sucht sie eine neue, feste Konzertstätte. Veranstaltungen finden an wechselnden Orten statt, bei der Umsetzung wird die Musikerin vom Förderverein „Klangwelten“ unterstützt. „Ein fester Raum mit einem Konzertflügel“, sagt sie, „das wäre wunderbar. Ein Traum.“
Geld für Bürgerprojekte längst ist nicht ausgeschöpft
Das Bürgermitwirkungsbudget, von dem auch die Wassermusik profitiert, steht in Mülheim seit zweieinhalb Jahren zur Verfügung. Unterstützt werden neue Projekte von Privatpersonen oder auch Geschäftsleuten, die das Ziel haben, die City zu beleben. Die Fäden laufen beim Team Innenstadt zusammen, das in der Wertstadt sitzt und Anträge entgegennimmt.
Jährlich stehen für das Bürgermitwirkungsbudget 45 300 Euro zur Verfügung. Das Geld stammt überwiegend aus dem NRW-Landesprogramm „Soziale Stadt“ und wird um 30 Prozent durch kommunale Mittel aufgestockt. Nach Auskunft von Jens Cüppers, Projektleiter im Team Innenstadt, wurden bisher 24 solcher Bürgerprojekte bewilligt. Die Entscheidung darüber trifft der Innenstadtbeirat.
Fest der Kulturen in Eppinghofen
Vielfalt ist dabei Programm, und sehr unterschiedliche Aktionen waren bislang auch darunter, etwa das Fest der Kulturen in Eppinghofen, das Winterleuchten an der Ruhrpromenade, das „Tauschgeschäft“ in einem leeren Ladenlokal oder ein Beachvolleyballturnier auf dem Rathausmarkt.
Allerdings hat das Interesse am Bürgermitwirkungsbudget nach einem lebhaften ersten Jahr offenbar nachgelassen. Wie Cüppers berichtet, wurden die Mittel 2016 nahezu ausgeschöpft, während 2017 nur noch 11 200 Euro abgerufen wurden. Im laufenden Jahr habe es bislang fünf erfolgreiche Anträge gegeben, die sich auf insgesamt 19 450 Euro summieren, so dass bis zum Jahresende noch mehr als 25 800 Euro zur Verfügung stehen.
4000 Euro gibt es pro Einzelaktion
Maximal 4000 Euro gibt es pro Einzelaktion. Über zwei weitere Anträge befindet der Innenstadtbeirat in seiner nächsten Sitzung am 18. September. Das Bürgermitwirkungsbudget steht nur noch bis Ende 2018 zur Verfügung.
Ausführliche Informationen unter 455-6033 oder www.wertstadt.info