Mülheim. Im „The O.“ an der Schloßstraße in Mülheim hat die „Easy Apotheke“ aufgemacht. Wie Inhaber Alexander Bonmann gegen die Konkurrenz bestehen will.

Handyläden, Nagelstudios, Bäckereien: Wer durch die Mülheimer Innenstadt läuft, findet ausreichend Geschäfte dieser Art. Und stößt immer wieder auch auf Apotheken. Seit einigen Tagen gibt es im „The O.“ – im umgebauten, ehemaligen Woolworth-Haus an der Schloßstraße – eine weitere. Dass sie sich in enger Nachbarschaft zur Bären- und zur Punkt-Apotheke befindet – und darüber hinaus etliche andere Pharmazeuten im Umfeld agieren –, stört Inhaber Alexander Bonmann nicht. Er ist überzeugt, dass das Konzept seiner „Easy Apotheke“ aufgeht und er gegen die Konkurrenz bestehen wird.

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In Essen betreibt der 34-Jährige bereits zwei Apotheken, eine in Stoppenberg und eine in Altenessen. Letztere ist ebenfalls eine der rund 130 „Easy Apotheken“, die es laut Bonmann mittlerweile in Deutschland gibt. Man setzt nicht vorrangig auf klassische Arznei, sondern auch stark auf Kosmetik und andere Produkte zur Körperpflege, ist quasi „eine Apotheke im Drogeriemarkt“. Wer das Geschäft betritt, läuft zunächst an langen Regalen mit frei verkäuflichen Waren vorbei, ehe er zur klassischen Apotheker-Theke kommt. „Damit“, so glaubt Bonmann, „erreichen wir auch Kunden, die die normalen Apotheken meiden und in den Versandhandel abgewandert sind.“ Die Konkurrenz vor der eigenen Tür ist für ihn kein Problem; das Konzept der bestehenden Apotheken sei ja ein anderes und so belebe man gegenseitig das Geschäft.

Die Mitbewerber bewerten die Situation gänzlich anders

Seine Mitbewerber sehen die Situation anders: Meike Selke, die seit 2019 schräg gegenüber an der Friedrich-Ebert-Straße die Bären-Apotheke führt, ist „unglücklich“ über die Entwicklung, glaubt nicht, dass man voneinander profitieren kann. Früher lag ihr Betrieb an der Leineweberstraße, dann lockte das neu geschaffene Stadtquartier Schloßstraße (SQS) und sie zog mit großen Erwartungen um. Auch wenn die Coronazeit nicht ganz einfach war: „Wir sind mit der Lage durchaus zufrieden und haben uns gut eingelebt.“ Ihr Glück aber hält sie nun für bedroht: Die Gegend sei nicht so stark frequentiert, dass sich eine weitere Apotheke rechne. „Das gibt der Standort einfach nicht her.“ Selke fürchtet, dass alle wirtschaftlich leiden werden, „deshalb kann ich nicht verstehen, warum man so etwas macht“.

Sohn einer alteingesessenen Apothekerfamilie aus Essen

Alexander Bonmann, Inhaber der neuen „Easy Apotheke“ an der Schloßstraße, stammt aus einer alteingesessenen Essener Apothekerfamilie. Schon Urgroßvater und Großvater waren in der Branche tätig. Die Tante und der Vater führen noch heute Betriebe in Essen. Den des Vaters in Rüttenscheid will Bonmann in zweieinhalb Jahren übernehmen – dann wird er für vier Apotheken verantwortlich sein.

Der zweifache Familienvater aus Essen hat einst in Regensburg Pharmazie studiert, dann zunächst im väterlichen Betrieb gearbeitet und sich schließlich selbstständig gemacht.

Hinter den „Easy Apotheken“ steckt eine Holding aus Düsseldorf. Laut Bonmann „pflegt sie die Marke, ist unter anderem für die Werbung verantwortlich und verhandelt die Verträge mit den Vermietern aus“. Im Gegenzug müsse er eine monatliche Gebühr an die Holding überweisen. Die genaue Summe wollte der 34-Jährige nicht nennen, das System aber lohne sich für ihn.

Auch Kollege Patrick Marx, der die „Schloss-Apotheke“ unweit des Forums betreibt, hält die Ansiedlung im The O. für grundfalsch: „Ich habe mir die Fläche selbst angeschaut und mich dann dagegen entschieden. Ich glaube einfach nicht, dass es dort Platz für drei Apotheken gibt.“ Man müsse befürchten, dass nicht alle Betriebe überleben.

Leider könnten sich Apotheker in Deutschland überall ansiedeln – „das ist in Österreich anders, da gibt es Niederlassungsbeschränkungen“. So sei die Einwohnerzahl eines Ortes relevant für die Zahl der Apotheken. Hier aber regele einzig der Markt die Sache, das Eröffnen einer Apotheke sei ein privates Risiko wie jede andere wirtschaftliche Unternehmung auch.

„Das war ein echter Kaltstart damals – und dann lief es einfach“

Alexander Bonmann geht derweil optimistisch ans Werk. Die Erfahrung, die er vor einem Jahr mit seiner ersten „Easy Apotheke“ gemacht hat, stimmt ihn zuversichtlich: „Das war ein echter Kaltstart damals – und dann lief es einfach.“ Die Lage in der Mülheimer Innenstadt sei gut – mit Arztpraxis im Haus und Discounter nebenan. „Die äußeren Bedingungen stimmen.“

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Sechs Angestellte zählen zum Team des 34-Jährigen, der gern schon früher Kunden auf seinen 150 qm Ladenfläche begrüßt hätte. „Eigentlich bin ich von Frühsommer ausgegangen.“ Doch Probleme mit Denkmal- und Brandschutz hätten die Eröffnung immer weiter verzögert. Die Lieferengpässe durch die Corona-Pandemie taten ein Übriges. Nun aber, am 29. und 30. Oktober, werden die Geschäftsräume feierlich eingeweiht.