Mit Kritik reagiert Styrums CDU auf den von der Koalition favorisierten Mülheimer Nahverkehrsplan. Warum sie ihren Stadtteil benachteiligt sieht.

Mülheim. Wenn es nach den Plänen der schwarz-grünen Koalition läuft, soll der neue Nahverkehr – nach rund einjähriger Debatte und etlichen Änderungsanträgen der Politik auf den letzten Metern – in der Ratssitzung am 15. Dezember beschlossen werden. Doch ausgerechnet in den eigenen Reihen der CDU regt sich Protest. Im Fokus steht eine gravierende Streichung in einem der sozial und ökonomisch herausgeforderten Mülheimer Stadtteile: Styrum.

Schon im Oktober hatten die Jusos eine Benachteiligung des Mülheimer Nordens im Nahverkehr, insbesondere von Styrum kritisiert, weil der neue Nahverkehrsplan vorsehe, die Buslinie 128 aus Kostengründen einzustellen. Stattdessen wird die Linie aufgespalten und von der Linie 122 sowie dem neuen Ringbus in Teilen übernommen.

Styrumer Ortsverein bemängelt fehlende Direktverbindung des Südens zur Stadtmitte

Auch interessant

Schwer wiegt dabei für den Styrumer CDU-Ortsverband, dass weder die 122 noch die Ringbuslinie direkt die Innenstadt und den Hauptbahnhof ansteuern.

Wer daher aus dem Styrumer Süden in die Stadtmitte will, muss wenigstens einmal am Bahnhof Styrum in die S-Bahn umsteigen, um zum Hauptbahnhof zu kommen. Wer zum Rathaus will, muss hingegen noch einmal vom Hauptbahnhof in einen Bus oder eine Straßenbahn umsatteln. Für Rainer Hartmann, den stellvertretenden Vorsitzenden des CDU-Ortsverbandes, sind die Umstiege zudem mit längeren Gehwegen gerade älteren Styrumern kaum zuzumuten. „Wir haben bereits vor Jahren die direkte Straßenbahnlinie 110 verloren“, mahnt er an.

Mehr zum Thema Nahverkehrsplan in Mülheim

Widerspruch zur Ratsfraktion: Buslinie 128 sei regelmäßig gut besetzt

Und noch etwas anderes sieht der Styrumer: Die Fahrzeuge des 128er seien „regelmäßig gut besetzt, vor allem in den Stoßzeiten“, das spreche für die Attraktivität der Linie.

Allerdings: In der Ratsfraktion der CDU scheint der Protest der Bezirkskollegen noch nicht angekommen zu sein. Abgesprochen sei der Protest des Ortsverbandes so kurz vor der Entscheidung nicht, gibt der verkehrspolitische Fraktionssprecher Siegfried Rauhut zu verstehen. Für Rainer Hartmann ist die Überraschung in der Ratsfraktion hingegen unverständlich: „Die CDU hat in der Bezirksvertretung immer wieder darauf hingewiesen.“

Zweifel am Kompromissvorschlag, Ersatzlinie 122 bis S-Bahnhof zu verlängern

Auch interessant

Als Kompromiss ist zumindest in der Debatte, die Linie 122 nicht nur über den Styrumer Bahnhof, sondern bis zum S-Bahnhof West zu verlängern. So zumindest könnten sich Styrumer entscheiden, ob sie in die S-Bahn S3 zum Hauptbahnhof umsteigen oder in die Straßenbahnlinie 112 zum Rathaus.

Bei der Styrumer CDU stoßen die Kompromissangebote jedoch auf Protest. Denn es sei noch zu prüfen, ob die Straßenbahnlinie 112 zu Stoßzeiten diese zusätzliche Menge an Fahrgästen der Buslinie überhaupt aufnehmen könne. Die Styrumer CDU spricht sich aus diesen Gründen für den Erhalt der Linie 128 in der derzeitigen Form aus. Hartmann befürchtet zudem weitere Fahrgastverluste für die Ruhrbahn: „Falls der Rat der Stadt den Wegfall der Buslinie 128 beschließt, sollten sich die jetzigen Nutzerinnen und Nutzer Gedanken machen, wie sie dann zu ihrem Arbeitsplatz, zur Schule und zu ihrer Arztpraxis kommen.“