Mülheim. Kurz vor den Ferien bringt die Koalition Vorschläge ein, die den künftigen Mülheimer Nahverkehr verbessern sollen. Was Grüne und CDU planen.
Wird der neue Nahverkehrsplan für Mülheim den Umstieg auf Bus und Bahn noch einmal ankurbeln? Nach den Sommerferien soll die politische Auseinandersetzung mit allen Eingaben von Bürgern und Parteien starten. CDU und Grüne haben auf den letzten Metern ihre Vorschläge für einen veränderten Busverkehr eingebracht. Selbeck und Saarn, aber auch Linien nach Essen sollen deutlicher profitieren.
In den Fachgremien müssen diese Ideen nachgängig noch debattiert werden, denn der Antrag geht – etwas ungewöhnlich – nun zuerst in den Rat der Stadt. „Die Verwaltung hatte die Politik gebeten, Vorschläge bis zu den Sommerferien einzureichen“, erläutert Timo Spors (Grüne), Vorsitzender des Mobilitätsausschusses. Für das Fachgremium hat die Zeit offenbar nicht gereicht, der Rat ist nun die letzte Eingabemöglichkeit vor den Ferien.
Selbecker Linie 753 bleibt, aber nicht so wie von Mülheimer Eltern gewünscht
Um was aber geht es der Koalition inhaltlich? Zum einen darum, die Vorgabe des Kämmerers zu erfüllen, zwei Millionen Euro einzusparen. Zum anderen, den Nahverkehr attraktiv zu machen. Mit ihrem neuen Vorschlag will Schwarz-Grün nun „für Verbesserungen gerade für Fahrgäste in entlegeneren Stadtteilen sorgen“.
Ein bislang stark diskutierter Stadtteil mit gleich mehreren Kritikpunkten ist Selbeck. Eltern sorgten sich vor allem um den Schulbusverkehr zu den weiterführenden Schulen in der Innenstadt, insbesondere der Luisenschule. Eine direkte Verbindung zwischen Selbeck und Oppspring – die bisher die Linie 753 erfüllt – wird es aber auch mit den eingebrachten Änderungen nicht geben.
Zwar bleibt die Linie – anders als ursprünglich geplant – erhalten, fährt aber nur bis Saarn. Denn andernfalls würde sie in Teilen parallel mit dem südlichen Streckenverlauf des Ringbusses V1 zwischen Broich, dem Saarner Norden und Heißen fahren. Doch gerade Parallelverkehre sollen vermieden werden, um das Einsparziel erreichen zu können. Schulbuslinien müssten folglich diese Lücke im Direktverkehr schließen, kündigt Spors an. Es sei mit der Luisenschule zu klären, wie viele Einsatzbusse zu welchen Zeiten dafür benötigt werden.
Leichter in die City: Neue Buslinie V2 wird in die Innenstadt verlängert
Grundsätzlich aber sollen die Selbecker besser als ursprünglich vorgesehen mit Anschlüssen zur Innenstadt versorgt werden. Der Plan der Koalition sieht hierfür drei Linien vor: Die einstige Buslinie 131 – im neuen Plan V2 – fährt halbstündig doch zum Hauptbahnhof. Ursprünglich sollte die Linie in Broich enden und erntete damit viel Kritik wegen möglicher langer Fahrzeiten, wenn man den Anschluss verpassen würde. „Es macht aber wenig Sinn, die Menschen drei Haltestellen vor der Innenstadt umsteigen zu lassen, und eine Weiterfahrt kostet nicht viel mehr“, sagt Spors. Problem gelöst.
Die V3 fährt als Schnellbus alle 60 Minuten zwischen Mülheim Hauptbahnhof, Saarn, Selbeck, Ratingen, Düsseldorf Hauptbahnhof. Hier hatten sich die Selbecker gewünscht, dass bestimmte Haltestellen (Fliedner Dorf, Lehnerfeld/Saarner Kuppe und Kloster Saarn) angefahren werden. Das aber sieht auch die aktuelle Änderung nicht vor.
Für den verkehrspolitischen Sprecher der CDU, Siegfried Rauhut, bleiben „Selbeck damit die heutigen vier Fahrten die Stunde faktisch erhalten. Wir reagieren damit auf die Wünsche, die uns aus Selbeck im Laufe des Bürgerbeteiligungsprozesses erreicht haben.“
Mehr Fahrten auf die Heimaterde
Doch auch andere Stadtteile hat die Koalition in Teilen gestärkt: So soll die Ringbuslinie für beide Halbringe – Süd und Nord – über die Heimaterde geführt werden. Das verbessere, so CDU und Grüne, die Anbindung von drei auf vier Fahrten pro Stunde. Auch dem Wunsch, das Rumbachtal besser anzubinden, folge man mit dem Antrag, denn neben dem Ringbus soll es hier zukünftig weiterhin eine Direktverbindung von Heißen aus in Richtung Innenstadt geben.
Die stündliche Direktverbindung von der Innenstadt nach Essen-Kettwig mit Anbindung von Menden hatte die Koalition bereits vor einiger Zeit eingebracht. Aber nicht nur rechts der Ruhr, sondern auch links der Ruhr soll der Bus aus Saarn kommend künftig über Mintard nach Kettwig fahren.
Offene Punkte bleiben: On-Demand-Angebot, Nacht- und Wochenendnetz
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Bleiben solche Linien, die aktuell als sogenanntes Schwachverkehrsnetz mit einer geringen Auslastung von unter zehn Prozent gelten. Für sie soll in den frühen Abendstunden noch ein bedarfsgerechtes Angebot (On-Demand-Angebot) erarbeitet werden. Noch nicht ausgearbeitet sind ebenso das Nachtnetz sowie das Wochenendangebot. Auch Themen wie Wasserstoff-Infrastruktur und Mobilstationen müssen nach Ansicht von Grünen und CDU noch in das Konzept eingearbeitet werden.
Wie die Opposition auf den Antrag im Rat ohne eine Debatte in den Fachgremien und den Bezirksvertretungen reagieren wird? Spors erwartet eigentlich keine Probleme, denn alle Vorschläge werden ohnehin noch nach den Sommerferien in den Plan eingearbeitet und anschließend in den Gremien debattiert. Umgesetzt werden soll der Nahverkehrsplan in rund einem Jahr am 1. Juli 2023.