Mülheim. Die zweite Premiere der Spielzeit steht im Theater an der Ruhr in Mülheim an. Worum es geht im Stück, das Schauspiel, Film und Oper vereint.

Die erste Premiere ist gerade über die Bühne gegangen, schon steht die nächste beim Theater an der Ruhr (TaR) an. Noch während der Weißen Nächte wird am Freitag, 2. September, um 19.30 Uhr „Anatomie eines Wortes / Der Ritt über den Bodensee“ nach Texten von Anza Pamber und Peter Handke uraufgeführt. Es ist die erste Indoor-Aufführung der neuen Spielzeit 2022/23. Regie führt Simone Thoma.

Das dreiteilige Stück ist ein Theaterprojekt, das Schauspiel, Film und Oper vereint. Akt 1 und 3 werden gespielt. Dazwischen ist ein Film eingefügt, der schon im Mai auf der Mülheimer Rennbahn gedreht wurde. Es handelt sich um eine moderne Märchenoper, die der Musiker und Folkwang-Dozent Matthias Flake komponiert hat. Peter Wedel vom Theater an der Ruhr hat das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Studierende der Folkwang-Uni Essen spielen und singen im Film. „Es ist das erste große Kooperationsprojekt, das wir mit der Folkwang-Uni durchführen“, sagt Sven Schlötcke, Geschäftsführer des TaR.

Mülheimer Theatergründer verbirgt sich hinter Pseudonym

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Der Film beruht auf einer Erzählung, die von Anza Pamba geschrieben wurde. Der Name des Autors ist allerdings ein Pseudonym. Hinter ihm verbirgt sich Theatergründer Roberto Ciulli selbst. „Das habe ich vor langer Zeit geschrieben, als ich noch glaubte, Schriftsteller werden zu können“, sagt er augenzwinkernd. Aus dem ursprünglichen Text ist das Libretto für eine Märchenoper geworden, das „Anatomie eines Wortes“ überschrieben ist.

In der Geschichte geht es um einen Bauern, der mit Hilfe eines geheimen Wortes eine todkranke Prinzessin heilen will. Doch als er im Palast ankommt, hat er das erlösende Wort vergessen, die Prinzessin stirbt. „Deshalb wird ihm der Prozess gemacht und er wird mit der Todesstrafe belegt“, erzählt Simone Thoma. Die Märchenoper setze sich mit dem Gebrauch von Worten und deren Folgen auseinander. „Und mit den Gefahren, die drohen, wenn Sprache nicht hinterfragt wird. Mit Sprache werden auch Machtstrukturen etabliert.“

Um das Pferd als Symbol für Kraft und Stärke geht es in der neuen Produktion des Theaters an der Ruhr, die am 2. September Premiere in Mülheim hat.
Um das Pferd als Symbol für Kraft und Stärke geht es in der neuen Produktion des Theaters an der Ruhr, die am 2. September Premiere in Mülheim hat. © Theater an der Ruhr

Der Theaterabend startet zunächst aber mit einer Schauspiel-Episode, die mit selbst entwickelten Dialogen in die Welt der Werbeagenturen führt. „Die Werber sind auf der Suche nach einem eingängigen Slogan für ein neues Automodell. Im Rahmen ihres Brainstormings machen sie sich auch Gedanken über Pferde als Symbol für Kraft und über Pferdestärken“, so Simone Thoma. Bei den Überlegungen stößt man auf den lange verschollenen Werbefilm „Anatomie eines Wortes“ und stürzt darüber in eine Krise. Nimmt er doch ein entsetzliches Ende. . .

Stück von Peter Handke bildet den dritten Teil des Abends

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Das Wort und die Sprache sowie ihre Bedeutung sind das verbindende Element zwischen den drei Teilen der rund zweistündigen Produktion (Dramaturg: M.S. Schlappig). Wie nutzt der Mensch das Wort? Was kann es bewirken? Wie wird es zum Machtinstrument? „Der Vorteil, den der Mensch gegenüber dem Tier hat, ist, dass er einen Diskurs führen kann. Das könnte eine große Chance sein. Aber es entpuppt sich gegenwärtig eher als Verdammnis“, denkt Roberto Ciulli weiter.

Um das Verhältnis von Sprache und Macht geht es letztlich auch bei „Ritt über den Bodensee“ von Peter Handke (1972), dem dritten Teil des Abends. Der österreichische Autor hat das Stück nach einer Ballade von Gustav Schwab von 1826 geschrieben. Es wirft unter anderem die Frage auf, was geschieht, wenn Menschen (Schauspieler) sich der Bedeutungen ihrer sprachlichen Handlungen bewusst werden.

Mülheimer Ensemble agiert auf einer großen Menge an Worten

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Scharfsinnige und lustvolle Gedankenspiele zum Thema Sprache kündigt Simone Thoma für den Theaterabend an - spielerische Erörterungen, „die auch nicht ohne Humor sind“. Sie sollen Sprache und Machtverhältnisse hinterfragen. Im Handke-Teil besteht das Bühnenbild (Adriana Kocijan, Kostüme/Maske: Elisabeth Strauß) aus einer Vielzahl von Worten. Die Schauspielerinnen und Schauspieler agieren auf einer Schriftrolle, die auf dem Boden ausgebreitet ist. Zum Ensemble gehören Dagmar Geppert, Maria Neumann, Berit Vander, Albert Bork, Roberto Ciulli und Fabio Menéndez.

Ein Tipp zum Schluss: Am Samstag, 3. September, kann man am Raffelberg Theater im Doppelpack genießen. Nur an diesem Tag werden beide Stücke hintereinander gezeigt. „Anatomie eines Wortes / Der Ritt über den Bodensee“ um 18 Uhr im Theatersaal und „Die Frau vom Meer“ um 21 Uhr open air.

Termine & Karten

Das Stück wird im Rahmen der Weißen Nächte noch am 2. und 4. September um 19.30 Uhr und am 3. September um 18 Uhr gezeigt.

Im Spielplan steht es danach am 10. September um 19.30 Uhr und am 11. September um 18 Uhr.

Weitere Termine folgen aber auch im Oktober.

Informationen und Karten unter www.theater-an-der-ruhr.de oder 5990188.