Mülheim. Jetzt geht’s voran für die Moornixe, die beim Ruhr-Hochwasser im Juli 2021 in Mülheim untergegangen war. Wo ihr letzter Liegeplatz sein soll.
Ihr viel gefilmter Untergang hat ihr zu trauriger Berühmtheit verholfen: Die Moornixe, einst das erste Passagierschiff auf dem Essener Baldeneysee, war beim Hochwasser im Juli 2021 am Mülheimer Kahlenbergwehr gekentert. Eine aufwendige und kostspielige Bergung folgte. Nun steht fest, was mit dem Schiffswrack passieren soll.
„Das ist allemal besser, als sie zu verschrotten“, sagt Schiffseigner Heinz Hülsmann über die Zukunft der Moornixe, die nun Gestalt annimmt. Das havarierte Fahrgastschiff, das vom Hochwasser im vergangenen Sommer unweit der Mendener Brücke losgerissen und führerlos ins Kahlenbergwehr getrieben war, soll in Essen am Ufer der Ruhr aufgestellt werden. Mindestens als Hochwasser-Mahnmal und Wahrzeichen für die hiesige Schifffahrtsgeschichte, vielleicht aber sogar als Event-Café, blickt Hülsmann nach vorn.
Verschrotten wollte Schiffseigner Hülsmann die Moornixe nur im äußersten Notfall
Die Gespräche mit der Einrichtung „Neue Arbeit“ der Diakonie Essen, die schon Ende vergangenen Jahres aufgenommen worden waren, seien nun erfolgreich gewesen, sagt Hülsmann auf Nachfrage dieser Redaktion. Auch wenn er fürs Verschrotten Geld bekommen hätte, wäre das nur seine allerletzte Lösung gewesen, so der Essener, der das fast 90 Jahre alte Schiff vor wenigen Jahren aus Ostfriesland zurück in seine Heimatgewässer geholt hatte. Bevor die Jahrhundertflut die Moornixe kentern ließ, hatte sie in Mülheim einen Liegeplatz gefunden, war liebevoll restauriert worden.
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Ein Wiederaufbau des ehemaligen Fahrgastschiffes, das bei der Flut im Juli stark beschädigt worden war, hatte der Eigner schließlich als zu teuer verworfen, nachdem Werften den Zustand des Schiffes begutachtet hatten. Hülsmann schilderte: „Flottmachen ging nicht mehr wegen der Verformungen.“
Tatsächlich sah die Moornixe ziemlich ramponiert aus, als sie im Oktober vergangenen Jahres in einer nächtlichen Aktion am Kassenberg aus der Ruhr geborgen worden war. Schon in der Nacht der Bergung hatte Schiffseigner Hülsmann beim Anblick des gehobenen Schiffswracks gesagt: „Wenn der Rumpf verdreht ist, hat es keinen Sinn, sie zu reparieren.“
Die Moornixe kommt zurück nach Essen und wird Bestandteil eines sozialen Projektes
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Nun also bleibt sie an Land, aber nicht ohne einen Zweck. Die Moornixe wird Teil der „Neue Insel“ an der Ruhr in Essen-Bergerhausen. Dort, auf dem Areal der Spillenburger Mühle, werden ein Inklusionsbetrieb mit Fahrradhotel, gastronomischem Betrieb und Hochzeitskapelle sowie Werkstätten zur Arbeitsförderung aufgebaut – unter Federführung der „Neue Arbeit“ der Diakonie Essen. Auf der „Neue Insel“ sollen so Beschäftigungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose sowie Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung entstehen.
In einem der Projekte soll künftig die Moornixe die Hauptrolle spielen. „Wir sind dabei zu konzipieren, was genau mit dem Schiff passieren kann“, sagt Andreas Bußmann, der Projektleiter, und wirbt um Sponsoren, die dabei helfen, das „kulturhistorische Objekt“ zu erhalten. Die Rückmeldung aus der Essener Stadtspitze seien positiv, dass das erste Fahrgastschiff des Baldeneysees zurück in seine Heimat kommt – wenn auch nur als Objekt an Land, weil der Aufwand, es wieder schwimmfähig zu machen, voraussichtlich zu groß ist.
Mülheims Stadtspitze hatte der Idee eines Moornixen-Mahnmals eine Absage erteilt
Klar sei aber bereits, kündigt Bußmann an, dass das Schiff seinen ursprünglichen Namen „Baldeney“ wieder erhalten und nach (finanzieller) Möglichkeit detailgetreu wieder hergestellt werden soll – samt Aufbau, den die Moornixe bei ihrer Havarie verloren hatte. „Man soll erkennen können, wie sie früher einmal ausgesehen hat“, kündigt Bußmann an. Etwas Zeit werde allerdings noch vergehen, bis die Moornixe ihre – vermutlich – letzte Reise von Mülheim aus nach Essen antreten wird. Noch ist die „Neue Insel“ im Entstehen, erst im kommenden Jahr soll das Schiff dort einlaufen. Auf dem Gelände der Friedrich-Wilhelms-Hütte, kündigt der „Neue Insel“-Projektleiter an, könne die Moornixe noch bis zum nächsten Frühjahr bleiben.
Auch in Mülheim war die Idee aufgekommen, die Moornixe als Mahnmal für Klimaschutz am Ruhrufer aufzustellen – die Mülheimer SPD hatte Ende vergangenen Jahres einen entsprechenden Antrag gestellt. Die Sozialdemokraten wollten mit ihrer Idee nicht nur „die Verschrottung eines traditionsreichen Schiffes“ verhindern, die Aufstellung eines Mahnmals hätten sie als wichtige Botschaft empfunden, „um auf die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam zu machen.“ Der Mülheimer Stadtrat aber erteilte dem Vorhaben eine Absage.