Essen. Die spektakuläre Bergung des in der Ruhr gekenterten Kultschiffs Moornixe weckte Hoffnungen auf einen Neuanfang. Doch nun liegt die Rechnung vor.
Die verheerende Jahrhundertflut, sie liegt schon ein halbes Jahr zurück, doch jetzt kommt für Heinz Hülsmann noch mal die kalte Dusche hinterher. Denn seine Hoffnung, die „Moornixe“ nach ihrem dramatischen Untergang noch mal zu einem neuen Leben im Wasser zu erwecken, die hat er dieser Tage aufgeben müssen: „Das würde mindestens 100.000 Euro kosten, vielleicht auch bis zu einer Million“, so genau wisse das keiner. Nur eines weiß er: „Das steht in keinem Verhältnis.“
Gleich zwei Werften haben das Kultschiff, das im Mai 1933 als erstes Gefährt der damaligen „Verkehrsgesellschaft Baldeney“ über den neu angelegten See im Essener Süden schipperte, unter die Lupe genommen. Beide hätten vom Versuch, einen Neuanfang zu wagen, ausdrücklich abgeraten: „Man müsste das Schiff auseinanderschweißen und wieder neu zusammensetzen“, ein finanzielles Abenteuer in sechsstelliger Höhe, das sich nicht kalkulieren lasse. Bis zu einer Million Euro teuer, „das übersteigt mein Budget“, seufzt Hülsmann. Und nicht nur seines.
Just in diesem Jahr sollte die „Moornixe“ zu neuen Ufern aufbrechen
Dabei hatte die jahre-, fast jahrzehntelange Odyssee des historischen Fahrgastschiffs erst im Frühjahr 2020 ein versöhnliches Happy End gefunden: Hülsmann, Inhaber der Segel- und Yachtschule Moby Dick, erwarb den ollen Kahn für 14.800 Euro und wollte nach einer liebevollen Grundsanierung just in diesem Jahr zu neuen Ufern aufbrechen.
Dann kam der 15. Juli und mit ihm eine Jahrhundertflut, die neben so vielen anderen massiven Schäden auch der eigentlich fest verankerten „Moornixe“ derart zusetzte, dass diese mitgerissen wurde und ein paar hundert Meter weiter unter die Walze des Mülheimer Wehrs geriet. Wer im Internet die Amateuervideos des kenternden Schiffs und sein letztes Aufbäumen auf der anderen Wehr-Seite sah, der mochte kaum glauben, dass da viel mehr übrig geblieben war als ein Klumpen verbogenen Stahls.
Eigentümer Hülsmann: „Vielleicht nützt sie irgendwem ja noch als Mahnmal“
Doch als die Feuerwehr mithilfe von Drohnen-Aufnahmen das untergegangenen Schiff wenige Tage später orten konnte, keimte noch einmal so etwas wie Hoffnung auf. Auch im hohen Norden der Republik übrigens, wo die Moornixe mindestens so bekannt und beliebt war wie in hiesigen Breiten. Die „Moornixe“ wurde aufwendig geborgen, und fortan nahmen professionelle Schiffs-Bauer das gute Stück unter die Lupe. Mit dem bekannten Ergebnis.
Noch einmal über Ruhr und Baldeneysee zu schippern, die totgesagte Moornixe mithin wiederzubeleben, das hat sich Eigentümer Heinz Hülsmann endgültig abgeschminkt. „Vielleicht nützt sie irgendwem ja noch als Mahnmal“, sagt er achselzuckend. Womöglich sind auch Vereine interessiert daran, er würde sich im Zweifel auch kostenlos davon trennen. Und an Land könnte das Kultschiff womöglich noch zu irgendwas nutze sein. Eine Bar vielleicht, um daran Cocktails oder Longdrinks wie die bekannte „Meerjungfrau“ zu servieren: ein bisschen Vermouth, Blue Curaçao, Gin und Orangensprudel.
Schmeckt bitter.