Mülheim. Das Jugendheim von St. Mariae Geburt auf dem Kirchenhügel Mülheim steht seit Jahren leer. Nun laufen konkrete Gespräche zur Zukunft des Areals.

Noch sind alle Beteiligten vorsichtig mit ihren Worten. Die Verträge sind noch nicht unterzeichnet. Hört man den potenziellen Vertragsparteien aber gut zu, ist klar: Da wollen zwei gern zusammenwirken. Und so könnte schon bald die lang erwartete Entscheidung fallen, wie es weitergeht mit einem geschichtlich einzigartigen Grundstück auf dem Mülheimer Kirchenhügel.

Dort, wo sich einst die Keimzelle der Stadt befand, an prominenter Stelle der Altstadt, liegt zwischen Petrikirche und St. Mariae Geburt besagtes Areal. Die Mülheimer sprechen von einem „Filetstück“, das zum Verkauf ansteht. Seit Jahren ist der Ort mit dem ehemaligen Jugendheim der katholischen Gemeinde verwaist. Bis Sommer 2018 war dort die OGS der Grundschule an der Trooststraße untergebracht, dann war plötzlich die Rede von schwerwiegenden baulichen Mängeln. Die OGS musste umziehen, das Gebäude steht seither leer.

Gremien der Gemeinde empfehlen Zusammenarbeit mit Wohnungsbaugesellschaft

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Nach monatelangen Verhandlungen könnte dort bald etwas geschehen, sagt auf Nachfrage dieser Zeitung der Verwaltungsleiter von St. Mariae Geburt, Bernd Hammling: „Die Gremien der Kirchengemeinde haben sich für eine Zusammenarbeit mit einer großen Mülheimer Wohnungsbaugesellschaft ausgesprochen, um an diesem Standort Wohnraum zu schaffen.“ Hammling formuliert bewusst zurückhaltend, „wir stehen ja noch am Anfang“. Könnte Wohnraum auch bedeuten, dass Mülheim eine weitere Einrichtung für Betreutes Wohnen erhält? „Ja, auch das ist eine Option. Es hängt wesentlich von den Gesprächen mit der Stadt ab.“

Alexander Winkler, Pressesprecher beim Mülheimer Wohnungsbau, bestätigt, dass der MWB gern Vertragspartner werden würde: „Wir bemühen uns um das Grundstück auf dem Kirchenhügel.“ Man wolle dort „etwas Schönes machen“, und dieses Schöne könne „durchaus in Richtung Wohnen“ gehen. Bei allen Überlegungen spiele „die städtebauliche und historische Bedeutung des Grundstücks“ eine wichtige Rolle. Entschieden sei noch nichts; „wir wissen ja noch nicht mal, ob wir überhaupt zum Zuge kommen“.

Noch haben mit der Stadtverwaltung keine Gespräche stattgefunden

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Und so gab es auch noch keinerlei Gespräche mit der Stadtverwaltung. „Wir haben keine neuen Informationen“, sagt Axel Booß, Leiter der Mülheimer Bauaufsicht. Letztmals sei er mit dem Projekt beschäftigt gewesen, als das St. Marien-Hospital vor einigen Jahren die Idee einbrachte, dort den Neubau des Schulungszentrums für Pflegeberufe zu errichten. Dieser Vorschlag ist längst vom Tisch, die Einrichtung hat in der Parkstadt auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände ein neues Zuhause gefunden. Auch Baudezernent Felix Blasch weiß lediglich, „dass die Gemeinde auf dem Kirchenhügel perspektivisch etwas entwickeln will“, man lasse sich überraschen, was konkret das sein werde.

„An diesem Filetplatz muss man behutsam vorgehen“, betont Verwaltungsleiter Bernd Hammling. Eine Wohnbebauung sei sicher denkbar, müsse sich aber ins Ensemble der Umgebung einfügen und den Werten der Kirche entsprechen. „Hier kommt kein Bordell hin, auch keine Spielhalle oder sonst etwas. Ebenso wenig werden hochkomplexe Luxuswohnungen entstehen.“ Man berate verschiedene Konzepte, sei noch unschlüssig, ob das ehemalige Jugendheim weitergenutzt oder abgerissen wird. Im Spätsommer, nach den Gesprächen mit der Stadt, so glaubt Hammling, wisse man mehr.

„Ein privater Schulbetrieb“ war der letzte ernsthafte Mitkonkurrent

Es habe jüngst nur noch einen ernsthaften Konkurrenten des MWB gegeben: „Ein privater Schulbetrieb“ sei ebenfalls an dem Objekt interessiert gewesen. Die Kirchen-Gremien aber hätten sich dagegen entschieden, „weil nachmittags, nach Ende des Schulbetriebs, nichts mehr los gewesen wäre“. Man wolle den Ort mit dem besonderen Flair ganztags beleben, darüber herrsche Einigkeit in St. Mariae Geburt. Die Wohnungsbaugesellschaft habe zudem „naturgemäß eine große Expertise“ für die Entwicklung von Immobilien. „Wir konnten uns von den Plänen ein besseres Bild machen.“ Der finanzielle Aspekt, so Hammling, sei nicht ausschlaggebend gewesen: Die Gebote hätten eng beieinandergelegen.

Bücherei auf dem Kirchenhügel für immer geschlossen

Die über viele Jahre von Ehrenamtlichen betriebene Katholische Bücherei auf dem Kirchenhügel ist Ende März dauerhaft geschlossen worden. Laut Bernd Hammling, Verwaltungsleiter in St. Mariae Geburt, hatte der Vermieter die Verträge für die Räume an der Pastor-Jakobs-Straße zuvor gekündigt.

Einige Bücher sind verschenkt worden, andere stehen jetzt in den Regalen der Bücherei Heilig Geist an der Zeppelinstraße 67. Diese ist für jedermann zugänglich und geöffnet sonntags von 11-12.15 Uhr, dienstags von 15-17 Uhr sowie donnerstags von 18.15-19.30 Uhr. Weitere Infos: 0157 58 43 25 89 oder .

Egal, welcher Plan umgesetzt wird: Die Jugend soll auf dem Kirchenhügel wieder ein Zuhause finden. „Voraussichtlich ab 2023 werden wir das Katholische Stadthaus umbauen“, so Hammling, „einen neuen Jugendtreff einrichten und eine Begegnungsstätte.“ Der soziale Charakter des Gebäudes bleibe erhalten; die Caritas, die Diakonie und die Katholische Familienbildungsstätte werden weiterhin Räumlichkeiten im Haus nutzen können.

Verwaltungsleiter rechnet frühestens Ende 2025 mit der Fertigstellung des Bauvorhabens

Auf dem Areal gegenüber, dort, wo das verwaiste Jugendheim steht, beginnen die Bauarbeiten frühestens 2024, glaubt der Verwaltungsleiter. Er geht von einer Planungsphase bis mindestens Ende 2023 aus und einer Fertigstellung des gesamten Projektes nicht vor 2026.