Mülheim. Eine zum „christlich-sozialen Umfeld“ passende Nutzung strebt die Mülheimer Gemeinde St. Mariae Geburt für ihr Jugendheim an: Gespräche laufen.
Seit dreieinhalb Jahren werden die OGS-Kinder der Grundschule an der Trooststraße in Pavillons auf dem Schulgelände betreut – von den aktuellen Schulkindern kennt keines mehr den früheren Standort im Jugendheim der Kirchengemeinde St. Mariae Geburt auf dem Kirchenhügel. Im Sommer 2018 mussten 75 Jungen und Mädchen umziehen, weil die Gemeinde das Gebäude wegen „erheblicher Mängel im Baubestand“ nicht weiter als Jugendheim nutzen durfte. Bis heute aber ist nichts geschehen – selbst die bunten Handabdrücke der Kinder auf den Fensterscheiben, die sie zum Abschied hinterlassen haben, sind noch da. Im Laufe des Jahres aber, so glaubt der neue Verwaltungsleiter der Gemeinde, dürfte etwas passieren.
„Es ist Bewegung in der Sache“, sagt Bernd Hammling auf Nachfrage dieser Zeitung. Die Gemeinde führe Gespräche mit potenziellen Investoren; „und es gibt verschiedene Optionen“. Dabei lege man Wert darauf, dass die Interessenten „aus dem christlich-sozialen Umfeld“ kommen, betont der 58-Jährige. „Das, was dort passiert, muss ja ins Gesamtkonzept des Kirchenhügels passen.“ Konkreter könne er aktuell leider nicht werden, so Hammling, man habe Verschwiegenheitserklärungen abgegeben.
St. Marien-Hospital zieht nicht mit seinem Schulungszentrum für Pflegeberufe ein
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Im Mai 2018 war bekannt geworden, dass das St. Marien-Hospital Interesse an dem Grundstück hat. Die Idee war damals, dort das Schulungszentrum für Pflegeberufe neu zu errichten. Mittlerweile aber steht fest: Das Krankenhaus wird seine Contilia Akademie für Aus-, Fort- und Weiterbildung auf das zukünftige Parkstadt-Gelände an der Grenze zu Broich verlegen. Über 1500 Quadratmeter sind dort ab April angemietet.
Laut Katharina Landorff aus der Unternehmenskommunikation der Klinik hat sich die Contilia Akademie jüngst in „Institut für Pflege- und Gesundheitsberufe“ umbenannt. Der Umzug sei wichtig, „weil wir die Zahl der Auszubildenden der Pflege im vergangenen Jahr verdoppelt haben“. 2021 seien insgesamt 78 junge Menschen in die Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann gestartet. „Diese Ausbildungsinitiative bringt uns am Standort Kaiserstraße räumlich an die Grenzen.“ Man habe daher „eine zeitnahe Lösung für die moderne Aus-, Fort- und Weiterbildung“ gesucht – das Jugendheim habe da nicht mehr gepasst.
Das Interesse am Grundstück hat das Krankenhaus aber wohl noch nicht verloren
Das Interesse am Grundstück der Kirchengemeinde hat das St. Marien-Hospital wohl trotzdem nicht gänzlich verloren. Mehr als ein „Wir möchten zum jetzigen Zeitpunkt nichts ausschließen“ war von Katharina Landorff aber zunächst nicht zu erfahren.
Neuer Verwaltungsleiter wohnt in Monheim
Bernd Hammling ist seit November 2021 im Amt; sein Vorgänger als Verwaltungsleiter von St. Mariae Geburt war Christian Lindmüller. Zu Hause ist der 58-Jährige in Monheim am Rhein; er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.
Hammling hat in Duisburg Wirtschaftswissenschaften studiert und damals auch für einige Semester in Mülheim gewohnt. Als kaufmännischer Leiter war er über viele Jahre bei Unternehmen angestellt und hatte zuletzt die organisatorische Leitung des Impfzentrums in Essen inne.
In enger Absprache mit Pfarrer Michael Janßen und dem Kirchenvorstand nehme er „die mannigfaltigen Herausforderungen in einer sehr dynamischen Phase des Pfarrei-Entwicklungsprozesses“ an, heißt es in einem Kurzporträt auf der Homepage von St. Mariae Geburt. Er hoffe auf die Unterstützung der gesamten Pfarrei.
Axel Booß, Leiter der städtischen Bauaufsicht, hat bisher noch nichts Konkretes auf dem Tisch. Man müsse sich um das Jugendheim, das wohl vor allem Brandschutz- und energetische Mängel aufweist, auch nicht weiter kümmern, sagt er, „da kein Gefahrentatbestand vorliegt“. Sobald eine Nutzungsänderung des Gebäudes angestrebt werde oder ein Abriss samt Neubau, sei sein Amt jedoch mit im Boot, um etwa Baugenehmigungen zu erteilen. „Aber erst mal ist es eine Entscheidung der Kirche, wie es dort weitergeht.“
„Priorität hat, dass das neue Konzept zu den Werten der katholischen Kirche passt“
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„So wie jetzt kann es jedenfalls nicht bleiben“, betont Verwaltungsleiter Bernd Hammling. „Das Gebäude wird ja nicht besser.“ Es werde zwar gepflegt, „und wenn eine Leckage auftritt, wird diese geflickt“, doch irgendwann müsse eine Entscheidung her. Noch sei unklar, ob die Immobilie abgerissen wird – so wie 2018 angedacht – oder man den Korpus vielleicht doch erhält und kernsaniert. „Das hängt ganz vom Investor ab.“ Was die Kirche bei einem möglichen Verkauf des städtischen Filetstücks verdienen kann, sei übrigens nicht das Wichtigste. „Priorität hat, dass das neue Konzept zu den Werten der katholischen Kirche passt.“