Mülheim. Die Zeichen stehen auf Zuversicht beim hiesigen Unternehmerverband: Was den Wirtschaftsstandort Mülheim nach vorne bringen kann.
Wie sich die aktuelle wirtschaftspolitische Situation am Standort Mülheim derzeit aus Sicht des Unternehmerverbandes darstellt, skizzierte dessen Vorsitzender Hanns-Peter Windfeder beim digitalen Katerfrühstück am Aschermittwoch. Nach Jahren der Kritik, in denen der Verband den Wirtschaftsstandort Mülheim als kaum noch konkurrenzfähig sah, lautet seine Botschaft nun: Mülheim ist auf einem guten Weg. Der vor zwei Jahren geforderte „dringend notwendige Neuanfang“ sei gemacht.
„In Mülheim bewegt sich seit der Kommunalwahl sehr viel in die richtige Richtung“, zog Hanns-Peter Windfeder im Nachgang der virtuellen Veranstaltung eine Zwischenbilanz. Aus Sicht des Unternehmerverbandes haben sich damit die Zeichen gedreht, Mülheims wirtschaftspolitische Episode, die geprägt war vom Streit um Gewerbeflächen und die Wirtschaftsförderung, dem Scheitern des Masterplans Industrie und Gewerbe oder einem unerquicklichen Wirtschaftsflächenkonzept scheint endgültig beendet.
Positive Zwischenbilanz zur Zusammenarbeit mit der neuen Stadtspitze
Vor der Kommunalwahl war Mülheims Wirtschaft nicht gut auf Stadtspitze und die Kommunalpolitik zu sprechen und hatte gewarnt: Mülheim stehe wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand. Die Wirtschaftspolitik sei endlich in den Fokus zu rücken, lautete damals die Forderung, verbunden mit der Kritik, wirtschaftspolitisch lasse Mülheim Verlässlichkeit vermissen.
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Jetzt zeigte sich Windfeder optimistisch: „Es hat sich viel an den Strukturen getan, der Oberbürgermeister hat die Wirtschaftsförderung zum Chefthema gemacht – das halte ich für eine Grundvoraussetzung für eine funktionierende Wirtschaftspolitik. Da hat der OB geliefert.“ Zu den neu geschaffenen Strukturen zähle auch jenes Zusammenführen der Wirtschaftsförderung und des Planungsamtes, das Mülheim nun quasi zu einem Wirtschaftsdezernat verholfen hat – eine langjährige zentrale Forderung des Unternehmerverbandes.
Unternehmerverband fordert stichhaltige Strategie für die Wirtschaftspolitik
Aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden des Unternehmerverbandes sei zudem der Wirtschaftsausschuss der Stadt, dem Hanns-Peter Windfeder als beratendes Mitglied angehört, extrem gut aufgestellt: „Diesem Gremium kann man noch viel mehr zutrauen – da sitzt konstruktive Kompetenz. Dort ist auch die Diskussion darüber, wohin es in Mülheim gehen soll, genau am richtigen Ort.“
Was nun als Nächstes auf der Agenda stehen müsse, forderte Windfeder, sei eine stichhaltige Strategie. Anreize dazu bot beim digitalen Katerfrühstück der Vortrag des Gastredners, Prof. Stefan Lennardt, Experte für Standortstrategie, der über „Wirtschaftspolitische Strategien für Kommunen“ sprach und aus Sicht Windfeders darin eine ganze Reihe für Mülheim wichtiger Aspekte beleuchtete, wie Flächen, Fachkräftemangel, Standortmarketing, Einzelhandel, Gründer sowie Neuansiedlungen und auch Mut zu innovativen Ansätzen, „die eine Stadt deutlich gegenüber anderen positionieren können“, so Windfeder. Mit diesen Impulsen, betonte er, solle und müsse in Mülheim nun weitergearbeitet werden.
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Wirtschaftsstandort Mülheim galt als kaum noch konkurrenzfähig
Windfeder bat die Mitgliedsunternehmen allerdings um Geduld: „Nach dem guten Start in eine neue Wirtschaftspolitik auch Ergebnisse zu sehen, das wird einige Jahre in Anspruch nehmen. Das ist ein Marathon, kein Kurzstreckenlauf.“ Hoffnung aber hegte Windfeder dahingehend, dass Mülheim mittelfristig von den zahlreichen Abstiegsplätzen in diversen Statistiken wegkomme, die den hiesigen Wirtschaftsstandort als kaum noch konkurrenzfähig darstellten. „Vielleicht können wir uns sogar irgendwann von den Höchststeuersätzen verabschieden“, formulierte der Verbandschef einen Wunsch.
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Noch vor zwei Jahren hatte das Kommunalranking des Instituts der deutschen Wirtschaft die Dynamik am Wirtschaftsstandort Mülheim mit Platz 394 von 396 NRW-Kommunen bewertet. Davon will Windfeder wegkommen. Jetzt gelte es, die neuen Strukturen ans Laufen zu bekommen.
Chef des Unternehmerverbandes fordert Entscheidungen, die langfristig helfen
Das bedeute etwa auch, mit der Entscheidung, nur auf bestehenden Flächen eine weitere Entwicklung für Gewerbe zuzulassen, umgehen zu lernen. Windfeders Vision dazu: „Dabei müssen wir maximal kreativ sein. Dazu zählt aus meiner Sicht etwa auch, dass nicht der Erstbeste, der sich meldet, den Zuschlag bekommt, sondern derjenige, der uns als Standort langfristig etwas bringt.“
Windfeder ist nach der wirtschaftspolitischen Neuaufstellung optimistisch, dass das gelingen könne: „Im letzten Jahr haben wir dramatisch mehr erreicht, was Strukturen, Personen und das Wollen angeht, als in vielen Jahren davor – dadurch haben wir überhaupt erst eine Chance erhalten, nach vorne zu kommen.“ Trotzdem mahnt der Chef des Unternehmerverbandes: „Es ist zu früh, um zu sagen, jetzt ist alles toll. Wir fangen nun erst mit der richtigen Arbeit an.“