Mülheim. Der Startschuss für den Ausbau des Glasfasernetzes in Mülheim scheint in Reichweite. Mintard und ausgewählte Schulen sollen zuerst ans Netz gehen.

Endlich schnelles Internet auch an abgelegenen und bislang unerschlossenen Gebieten auf der Mülheimer Stadtkarte soll der geförderte Glasfaserausbau bringen. Nun stellte die Medl als Projektbetreiberin den aktuellen Stand im Wirtschaftsausschuss vor. Fest steht: Der Ausbau startet zeitnah in Mintard sowie an 19 Schulen.

Mit insgesamt 24 Millionen Euro von Bund und Land will die Stadt gemeinsam mit dem örtlichen Mülheimer Energiedienstleister Medl, der Netzbetreiber wird, das Glasfasernetz ausbauen – und der Startschuss dafür rückt näher. Mit bauvorbereitenden Maßnahmen für den Ausbau des kommunalen Glasfasernetzes habe die Medl bereits 2021 begonnen, berichtete Projektleiter Jörg Hanitz den Ausschussmitgliedern.

Informationsveranstaltung zum Glasfaserausbau für Mintarder Bürger angekündigt

Los gehen soll es im digital abgehängten Dorf Mintard, dessen Einwohner schon lange auf eine schnellere Datenverbindung warten, sowie an 19 Schulen, 26 weitere Schulen sollen folgen. Mit Blick aufs große Ganze sagte Hanitz: „Der geförderte Glasfaserausbau umfasst in Mülheim mehr als 660 Adresspunkte im gesamten Stadtgebiet mit insgesamt rund 1200 Anschlussnehmern.“ Die zu bauende Trassenlänge liegt bei rund 145 Kilometern Länge. Nach aktueller Planung soll das Projekt im Juni 2025 abgeschlossen sein.

Der Zeitplan sieht derzeit den Start des Netzbetriebes in Mintard, wo die Medl insgesamt 241 Adresspunkte für den Breitbandausbau ausgemacht hat, im Januar des kommenden Jahres vor. Über das genaue Vorgehen will die Medl die Mintarder Bürger bei einer Veranstaltung am 8. April informieren. Seit Jahren hoffen viele Mintarder auf eine schnellere Internetverbindung, die Home-Office-Phase während der Corona-Pandemie hat die Dringlichkeit noch einmal mehr verdeutlicht. Vor Jahren gab es bereits Bestrebungen des Telekommunikationsunternehmens Deutsche Glasfaser, Mülheims kleinsten und abgelegensten Stadtteil mit einer schnellen Anbindung ans World Wide Web zu versehen.

Kommunalen Gigabit-Netz

Neben dem Projekt zum geförderten Glasfaserausbau beschäftigt sich die Medl mit dem Aufbau eines kommunalen Gigabit-Netzes in Mülheim und sieht darin ein neues Geschäftsmodell für sich. Das kommunale Gigabit-Netz soll laut Medl-Projektleiter Jörg Hanitz flächendeckend und bedarfsorientiert ausgebaut werden.Eine der Leitlinien für das Projekt sieht die FTTH-Erschließung vor, also „Glasfaser bis in die Wohnung“, erläuterte Hanitz. Als besondere Herausforderung für die Medl gelte indes die Akquise von Gewerbekunden, denn in Mülheimer Gewerbegebieten seien große Anbieter wie die Telekom oder die Deutsche Glasfaser bereits sehr aktiv.

19 Schulen stehen für den Anschluss ans schnelle Datennetz für 2023 auf der Prio-Liste

Doch das Vorhaben war gescheitert, weil sich damals, im Jahr 2017, beim Ausloten des Interesses an einer Glasfaserverlegung vorab nicht genug Mintarder bereit erklärten haben, mitzumachen. Das Unternehmen, das rein privatwirtschaftlich agiert, hatte damals erklärt, es könne den Glasfaser-Ausbau nur dann wirtschaftlich umsetzen, wenn sich mindestens 40 Prozent der Haushalte für Glasfaser entscheiden. Nun soll also der geförderte Glasfaserausbau möglich machen, dass die Mintarder schneller durchs Datennetz surfen können.

Der geförderte Glasfaserausbau für eine schnellere und leistungsstärkere Internetverbindung in Mülheim soll in diesem Jahr beginnen.
Der geförderte Glasfaserausbau für eine schnellere und leistungsstärkere Internetverbindung in Mülheim soll in diesem Jahr beginnen. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Neben der Anbindung Mintards ans Glasfasernetz steht auch der Anschluss von über 40 Schulen ganz oben auf der Prioritätenliste. Am 1. Januar 2023 soll der Netzbetrieb des Glasfasernetzes laut Medl-Fachmann Hanitz an insgesamt elf Schulen der Sekundarstufe 2, zwei Schulen der Sekundarschule 1 und sechs Grundschulen starten. Ein Jahr später sollen jeweils eine Schule der Sekundarstufe 2 und 1 sowie 17 Grundschulen folgen. Anfang 2025 will die Medl schließlich auch die letzten sieben Grundschulen ans schnelle Datennetz angeschlossen haben.

Wann weitere Adresspunkte im südlichen Mülheim ans Glasfasernetz gehen

Zudem sollen laut Hanitz insgesamt 114 Adresspunkte im südlichen Stadtgebiet links der Ruhr sowie 103 Adresspunkte im südlichen Stadtgebiet rechts der Ruhr im Laufe des Jahres 2023 im Netz vorbereitet werden, der Start des Netzbetriebs dort ist für Januar 2024 vorgesehen. Nachgelagert sollen die 156 Adresspunkte im restlichen Fördergebiet folgen, die zum 1. Juni 2025 Teil des Netzbetriebes werden sollen, führte der Medl-Projektleiter aus.

Wie wird der Ausbau des schnellen Datennetzes vonstatten gehen? Jörg Hanitz hatte auf diese Frage, die unter anderem Ausschussmitglied Daniel Mühlenfeld (SPD) stellte und dabei auf den „Kostentreiber Tiefbau verwies, Antworten parat: Die Trassenplanung für das Glasfasernetzwerk solle unter Berücksichtigung der Nutzung vorhandener Infrastruktur wie etwa Leerrohre, stillgelegte Gasleitungen – beispielsweise alte Ferngasleitungen von Thyssen – oder der Glasfaserstrecken der Ruhrbahn erfolgen. Wo eben möglich, solle der Tiefbau vermieden werden, so Hanitz, der verdeutlichte: „Kostengünstiger und schneller ist es, oberirdisch zu verlegen.“