Mülheim. Der Februar 2021 endete für die Ruhrbahn in Mülheim früh im Chaos. Wegen Schnee und Eis ging lange nichts mehr. Wie der Betrieb besser sein will.

Beim Wintereinbruch im Februar vor einem Jahr erlebten Abertausende Mülheimer, die auf Bus und Bahn angewiesen sind, ein Fiasko der Ruhrbahn. Der Nahverkehrsbetrieb musste den Betrieb einstellen, kam erst nach Wochen wieder in Tritt. CDU und Grüne wollten jetzt wissen, was die Ruhrbahn seither unternommen hat, um derartige Probleme für die Zukunft einzudämmen.

Es war der 7. Februar 2021, als die Ruhrbahn an einem Sonntagmorgen, nachdem schon die Nachtbusse nicht gefahren waren, ihre gesamte Fahrzeugflotte in den Betriebshöfen ließ. Der Betrieb stehe „bis auf Weiteres“ still, hieß es seinerzeit. Kurzzeitig versuchte die Ruhrbahn an jedem Tag, als sich die Wetterlage vormittags zu entspannen schien, die U 18 wieder auf die Strecke zu bringen. Doch gegen Mittag trat der Betriebsleiter wieder auf die Bremse. . .

Einige Tage stand Mülheims Nahverkehr im Februar 2021 komplett still

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Einige Tage ging gar nichts, nach einer Woche gab es weiter kaum Bahnverkehr. Länger als Nahverkehrsbetriebe anderer Städte, auch im Bergischen, brauchte die Ruhrbahn, um den Normalbetrieb wieder auf die Beine zu stellen.

CDU und Grüne wollten nun wissen, welche Lehren und Konsequenzen die Ruhrbahn aus der Schmach von 2021 gezogen hat. Offenbar jede Menge, wie nun ein Bericht des ÖPNV-Betriebs für den Mobilitätsausschuss nahelegt. Darin listete die Ruhrbahn auf, was sie seither – auch in Absprachen mit der für den Winterdienst zuständigen Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) und dem Amt für Verkehrswesen und Tiefbau – unternommen hat, um einen Betriebsausfall wie im Vorjahr möglichst für die Zukunft auszuschließen.

Ruhrbahn hat Mängel in der Kommunikation mit MEG und Stadt ausgemacht

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Offenbar sind Mängel in der Kommunikation der Beteiligten ausgemacht worden. Hierfür habe man nun Standards festgelegt, was von welcher Stelle im Vorfeld und während Extremwetterlagen an Informationen verbreitet werden soll, heißt es dazu. Auch habe die Ruhrbahn der MEG eine aktualisierte Liste der zu streuenden Linienwege übermittelt – mit einer Priorisierung, welche Strecken dem Nahverkehrsbetrieb am wichtigsten erscheinen.

Nichts ging mehr im vergangenen Jahr: Zugeschneit und vereist sind im Februar 2021 die Gleise an der Haltestelle Weißenburger Straße (Kaiserstraße) in Mülheim.
Nichts ging mehr im vergangenen Jahr: Zugeschneit und vereist sind im Februar 2021 die Gleise an der Haltestelle Weißenburger Straße (Kaiserstraße) in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der Stadt seien „Vorgaben“ übermittelt worden auch zur Räumung von Straßenbahn-Strecken, heißt es in der Stellungnahme der Ruhrbahn. Es obliege in dieser Frage der Stadt, in Abstimmung mit der MEG dafür zu sorgen, dass Streupläne entsprechend angepasst würden. Mit der MEG seien überdies „besondere Räumpunkte abgestimmt“ worden. „Dabei soll die MEG im Auftrag der Ruhrbahn auch bei der Räumung von Gleisschleifen unterstützen“, heißt es.

Zusätzliche Winterstreu- und Räumfahrzeuge will die Ruhrbahn nicht anschaffen

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Auch intern will sich die Ruhrbahn zwischenzeitlich besser organisiert haben. Für die Vorbereitung auf spezielle Wetterlagen sei eine Rahmendienstanweisung für den Winterdienst überarbeitet und ergänzt worden. So werde die Anzahl der sogenannten Spurfahrten auf den Straßenbahn-Strecken erhöht. Die Neuschneehöhe, ab der Spurfahrten vorgesehen sind, sei herabgesetzt worden. Zusätzliche Winterstreu- und Räumfahrzeuge oder sonstiges Gerät will die Ruhrbahn indes nicht anschaffen. Man könne sich allein mithilfe organisatorischer Maßnahmen deutlich verbessern.

Aber technisch will die Ruhrbahn nachrüsten: Zur Enteisung der Straßenbahn-Fahrleitungen sollen besondere, mit Kupfer verstärkte Schleifleisten an den Stromabnehmern der Straßenbahnen, die das Spurfahren übernehmen, eingesetzt werden. Und die Ruhrbahn will organisieren, dass sie ihre Fahrzeuge bei entsprechenden Schneelagen nicht unvermittelt auf oder an den Strecken abstellt, sondern – soweit möglich – in Hallen und Tunneln.

Ruhrbahn will bei Schnee und Eis in Mülheim mehr Personal in Rufbereitschaft halten

Ruhrbahn will auch Fahrgastinformation verbessern

Die Ruhrbahn will – wohl nicht nur für Extremwetterlagen – auch ihre Fahrgastinformation verbessern. Das soll für Informationen direkt an der Haltestelle gelten (Infotafeln und Durchsagen) und für die Ruhrbahn-App „Zäpp“ gelten.

So sollen bei Bedarf mehr Mitarbeiter in der Leitstelle für die Fahrgast-Info eingesetzt werden. Auch sollen die Informationstexte möglichst kundenfreundlicher werden. Es soll Push-Benachrichtigungen für Smartphones geben, ebenso mittelfristig eine App, die den aktuellen Stand der Streuung und/oder Räumung aufzeigen soll.

Ferner sei geregelt, dass man künftig mehr Personal in Rufbereitschaft halten werde. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit zur Sicherstellung eines Betriebs, legte die Ruhrbahn aktuell auch Wert darauf zu betonen, dass man fortan mehr dafür sorgen wolle, eine „durchgängige Arbeitsfähigkeit aller Fachbereiche“ sicherzustellen, eben auch die des Räumdienstes. Die Antwort der Ruhrbahn auf die politische Anfrage blieb in einigen Punkten ebenso vage, im Mobilitätsausschuss kamen aber auch keine Nachfragen. Man habe Vorgaben für Ersatzverkehre beziehungsweise Anpassungen im Linienverlauf überarbeitet, hieß es da etwa.

Im Blick zurück auf ihre Nahverkehrs-Kapitulation im Februar 2021 sieht sich die Ruhrbahn allerdings zu Unrecht scharfer Kritik ausgesetzt. Man sei gut vorbereitet gewesen, die Ruhrbahn spricht aber von „einem Ausnahmezustand“. Mit den erwähnten Maßnahmen sieht man sich auf gutem Weg, sich und den Fahrgästen eine Wiederholung zu ersparen. Die Belastungsprobe, nämlich Schnee und Glatteis, lässt in diesem Winter 2022 weiter auf sich warten.