Mülheim. Ein Artikel über das Rodeln an der Kluse in Mülheim hat für viel Diskussion gesorgt: Ist das die wahre Mülheimer Todesbahn oder doch eine andere?
Unser Artikel über den Rodelspaß an der Kluse hat einen Nerv bei den Mülheimern getroffen. Vielleicht sind es diese kleinen, schönen Erinnerungen aus Kindheit und Jugend, die in dieser oft tristen und schwierigen Zeit, viel Freude bereiten. Wo lag oder liegt Mülheims wahre „Todesbahn“? Darüber diskutierten viele Leser auf Facebook, die Redaktion erreichten E-Mails und Anrufe von Lesern, die auch ihre Erinnerungen an das Wintervergnügen in ihrer Kindheit erzählen wollten.
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So wie Rudolf Peter. Er erinnert sich noch gut an den Winter 1955/56, als das Spektakel an der Kluse so groß war, dass sogar ein Fernsehteam nach Mülheim kam. In den 50er Jahren eine große Sache. „Die Fahrten waren damals sogar von der Stadt organisiert“, sagt Rudolf Peter, der damals im Dichterviertel wohnte. „Es gab einen Startpunkt, die Fahrtstrecke war abgesperrt, so dass keine Kinder auf der Piste waren, wenn man die steile, abgesteckte Strecke hinunter sauste.“ Für noch mehr Tempo habe damals die Mülheimer Feuerwehr gesorgt, die die Strecke zusätzlich noch mit Wasser, das schnell zu spiegelglatten Eisflächen gefror, präparierte.
Mülheimer Todesbahn: In hohem Bogen aus der Kurve fliegen
Dass die Rodelstrecke an der Kluse den Namen „Todesbahn“ mehr als verdiente, meint auch Leser Gerd-W. Scholl. „Wenn man die Kurve unterhalb der Kluse nicht schaffte, flog man im hohen Bogen bis auf die Straße und es kam zu Arm oder Beinbrüchen“, weiß Scholl, der ebenfalls in den 50er Jahren gern an der Kluse rodelte. „Wenn man aber die Kurve richtig nahm, konnte man über Lohscheid und Hagdorn bis fast an die Bogenstraße fahren, weil der Autoverkehr fast gar nicht stattfand, oder die Straßen zum Rodeln gesperrt waren.“
Für Scholl war die Todesbahn an der Kluse nur eine von vielen Rodelstrecken, die er heute noch in Erinnerung hat. „Die nächste tolle Rodelbahn war auf der Tilsiter Straße. Vor der Hölter Schule wurde aus Schnee eine Kurve gebaut, damit man bei der Geschwindigkeit nicht gegen die Mauer fuhr und man kam dann bis zur Walkmühlenstraße“, weiß der Mülheimer.
Unter der A3 bis ins Duisburger Stadtgebiet rodeln
Besonders tückisch sei die Rodelbahn mitten im Uhlenhorst am alten Segelflughafen zwischen Broicher Waldweg und Tannenstraße gewesen. „Weil der Untergrund aus Sand bestand, war die Bahn sehr hügelig und man musste seinen Schlitten schon beherrschen, um nicht zu stürzen. Wenn man aber durchkam, konnte man unter der A3 durchfahren und kam bis auf Duisburger Stadtgebiet.“
Deshalb war auch nicht nur die Piste an der Kluse in Mülheim als Todesbahn bekannt. Wohl fast jeder Stadtteil hatte eine Strecke, die von todesmutigen Kindern mit ihren Schlitten erobert wurde und deshalb ebenfalls den Namen Todesbahn bekamen.
So erinnert sich eine Leserin bei Facebook an die Todesbahn am Auberg, die direkt am Friedhof entlang führte. Ob sich deshalb der Name Todesbahn etablierte, oder ob sie so genannt wurde, weil in den 60er Jahren noch eine Bahnstrecke die Piste kreuzte und das Rodeln daher besonders gefährlich gewesen sei, lässt sich nicht abschließend klären.
Stadtmeisterschaften im Schneerodeln
Die Rodelstrecke an der Kluse zog – auch aufgrund ihrer zentralen Lage – die meisten Kinder und Jugendliche an. Dort gab es in den 60er Jahren sogar Stadtmeisterschaften im Schneerodeln.
Weitere Rodelbahnen gibt oder gab es auch an der Rennbahn, Am großen Berg, vom Katzenbruch bis zum Bahnübergang, am Heuweg und Schneisberg. Beliebt waren außerdem der Finkenkamp am Sunderweg.
Viele Generationen halten Tradition der Mülheimer Todesbahnen aufrecht
Was alle Bahnen eint, sind die schönen Erinnerungen und dass viele Generationen die Tradition der Mülheimer Todesbahnen aufrechterhalten haben und es heute noch tun. Und die Erinnerungen an die vielen Schlitten, die die Fahrten nicht überlebt haben, an viele Beulen und sogar Knochenbrüche.
Krankenwagen standen im Winter oft an der Kluse, erinnert sich eine Leserin. Aber genau dieser Nervenkitzel sei es gewesen, der die Kinder in Scharen zu ihren Todesbahnen lockte. Und auch wenn die Bahnen heute nicht mehr ganz so gefährlich sind und die Kinder von damals heute als Eltern für die Sicherheit ihrer Kinder sorgen, so würden viele ältere Mülheimer wohl gerne mit den Kindern tauschen und nochmal die Pisten erobern.