Mülheim. Der siebte „Spaziergang“ von Coronasaurus und Co. steht an. Mülheims Linke und SPD rufen zur Gegendemo auf: Vor allem, weil Rechte mitlaufen.
Zum siebten Mal wollen am Montag Gegner der Corona-Maßnahmen durch die Mülheimer Innenstadt ziehen. Erstmals werden sie dabei auf Gegendemonstranten treffen. Eliseo Maugeri von der Linksjugend Mülheim hat die Veranstaltung bei der Polizei angemeldet. Man wolle nicht länger tatenlos zusehen, wie in Reihen der Corona-Gegner auch Rechtsextreme durch Mülheims Straßen „spazieren“, sagt Maugeri, der 2021 Bundestagskandidat der Linken war. „Das geht so nicht weiter, wir müssen dem Einhalt gebieten.“ Auch die Sozialdemokraten wollen Gesicht zeigen und hoffen auf viele Mitstreiter: „Wir rufen alle Demokraten auf, sich uns anzuschließen“, so Rodion Bakum, Chef der Mülheimer SPD.
Dass unter der Überschrift „Für ein liebevolles Miteinander, eine freie Impfentscheidung und gegen Diskriminierung“ an den vergangenen Montagen zeitweise bis zu 400 Menschen mit Plakaten und Musik durch die City gelaufen sind – angeführt vom selbst ernannten Coronasaurus –, ist Maugeri länger schon ein Dorn im Auge: „Wir beobachten das genau und sind ziemlich frustriert.“ Zumal im Vorfeld der sechsten Demo bekannt geworden war, dass sich Rechtsextremisten in den Protestzug eingereiht hatten – etwa der rechte Streamer Kevin Gabbe und Leute, die der Dortmunder Neonazi-Szene nahestehen. Was bei den Protestzügen passiere, so Maugeri, habe längst nicht mehr nur mit freier Meinungsäußerung und freier Impfentscheidung zu tun.
Rodion Bakum fordert den OB auf, sein Gespräch mit dem „Coronasaurus“ abzusagen
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Rodion Bakum fordert eindringlich, „sich all jenen entgegenzustellen, die in dieser schweren Zeit verunsichern und die Gesellschaft spalten wollen“. Demokraten müssten zusammenstehen gegen Verschwörungsextremisten und Corona-Leugner. Der Arzt ruft dazu auf, „sich impfen zu lassen“. Und kritisiert sehr deutlich, dass Oberbürgermeister Marc Buchholz (CDU) seine Bereitschaft erklärt hat, sich mit Christian Garcia Diaz zu treffen, dem Mann also, der unter dem Saurier-Kostüm steckt und der die wöchentlichen Anti-Impf-Demos ins Leben gerufen hat. „Er muss dieses Gespräch absagen, wenn er nicht sich selbst und die gesamte Stadtspitze der Lächerlichkeit preisgeben will.“
Die so genannten Spaziergänge der Corona-Leugner-Szene sind für Bakum eine Gesundheits- und Sicherheitsgefahr: „Menschen, die ungeimpft, ungetestet und oftmals ohne Maske gegen Corona-Schutzmaßnahmen demonstrieren, machen diese weiter notwendig“, so der SPD-Landtagskandidat. Man benötige bundesweit eine Impfquote zwischen 85 und 90 Prozent, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. „Wer hierzu Zweifel und Falschinformationen verbreitet, ist für die Diskussionen um die Impfpflicht und mögliche weitere Lockdowns mitverantwortlich.“
Gegendemonstranten treffen sich um 18.30 Uhr auf der Friedrich-Ebert-Straße
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Laut Polizei startet der siebte „Spaziergang“ gegen die Corona-Maßnahmen am 3. Januar um 18.40 Uhr am Parkplatz Fährstraße. Dort soll er gegen 20.30 Uhr auch enden. Rund 400 Teilnehmer seien angemeldet; eine Zwischenkundgebung auf dem Rathausmarkt ist geplant. Spätestens dort werden die „Spaziergänger“ auf die Gegendemonstranten treffen, die zwischen 18.30 und 21 Uhr ihre Stimme „gegen Corona-Leugner:innen, Antisemitismus, Schwurbelei und Rechtsextremismus“ erheben wollen. Nach Angaben der Polizei wurden rund 100 Teilnehmer angemeldet. Diese treffen sich auf der Friedrich-Ebert-Straße, in Hör- und Sichtweite der „Spaziergänger“.
Treffen mit Coronasaurus? SPD-Mann Fiedler kritisiert den OB
Auch der SPD-Bundestagsabgeordneter Sebastian Fiedler kritisiert Buchholz’ Entscheidung, sich mit dem Mülheimer Christian Garcia Diaz, dem Coronasaurus, zu treffen. In einer Mitteilung des Kriminalbeamten heißt es: „Der Oberbürgermeister irrt, wenn er glaubt, dass nach der Pandemie die Welt derjenigen wieder in Ordnung ist, die sich an solchen Demonstrationen beteiligen.“
Rechtsextreme und Verschwörungsextremisten schürten insbesondere via Telegram Misstrauen und Hass und bedrohten so die Grundpfeiler des demokratischen Rechtsstaats: die freie Presse, die Parlamente und die Exekutive. Bei bürgerlichen Skeptikern fänden sie „einen idealen Nährboden“.
„Sie verbreiten Mythen von manipulierten Wahlen und einer geheimen Agenda des Staates, die Bevölkerung zu unterdrücken. Wir sehen aktuell an vielen Orten, dass diese Gruppe oftmals auch gewaltbereit ist.“ Fiedler fordert ein landesweites Konzept im Umgang mit den Corona-Skeptikern.
Dass es beim Aufeinandertreffen der durchaus aufgeheizten Gegner zu Ausschreitungen kommen könnte, fürchtet die Polizei bislang nicht: Bis dato sei es immer friedlich geblieben – „und wir gehen auch diesmal von einem friedlichen Verlauf aus“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kochem. „Falls doch etwas passieren sollte, wären wir aber vorbereitet.“