Mülheim. Beim Unterbezirksparteitag der SPD wurden Rodion Bakum und Nadia Khalaf zu den Parteichefs gewählt. Sie haben sich einiges vorgenommen.

Die Mülheimer SPD wird künftig von einer Doppelspitze geführt. Neben Rodion Bakum ist auch die bisherige stellvertretende Vorsitzende Nadia Khalaf seit Samstag Chefin des hiesigen Unterbezirks. Bakum möchte Mülheim künftig auf einer noch höheren Ebene vertreten. Der 31-Jährige wurde vom Parteitag mit großer Mehrheit als Kandidat für den Landtag nominiert. Von 111 Anwesenden stimmten lediglich vier mit nein, drei Delegierte enthielten sich.

Bakum: Kandidatur ist die Ehre meines Lebens

Bakum, der in Kiew geboren wurde, blickte in seiner Rede noch einmal auf seinen eigenen Werdegang zurück. „Meine Eltern kamen mit mir 1993 nach Deutschland mit nichts im Gepäck als der Hoffnung auf ein besseres Leben.“ Mit der Nominierung schließt sich für den jungen Politiker ein Kreis. „Heute erfüllt sich ein Stück weit die Hoffnung meiner Familie, allein schon, weil ich mich um die Kandidatur für ein Mandat in einem Parlament in Deutschland bewerben darf. Für mich und meine Familie bedeutet das: Wir sind hier endgültig angekommen.“ Für seine Heimatstadt für den Landtag zu kandidieren, bezeichnete Bakum als „die Ehre meines Lebens“.

Rodion Bakum wurde beim Unterbezirksparteitag der SPD auch zum Kandidaten für die Landtagswahl nominiert.
Rodion Bakum wurde beim Unterbezirksparteitag der SPD auch zum Kandidaten für die Landtagswahl nominiert. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Bakum: „Nach der Virus-Pandemie kommt die soziale Pandemie“

Der SPD-Politiker beschäftigte sich in seiner Ansprache aber auch mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie. „Wir haben in den letzten 16 Monaten viel über Viren gelernt und vor allem fast ausschließlich über diese gesprochen. Worauf wir jedoch in den nächsten Monaten schauen müssen, sind die seelischen und sozialen Schäden. Nach der Virus-Pandemie müssen wir die soziale Pandemie bewältigen“, sagte Bakum. Er möchte künftig an der Seite derer stehen, die nach wie vor täglich unter der prekären Situation leiden. „Wir müssen verstehen, dass die Corona-Pandemie nicht mit der Herdenimmunität vorbei ist“, betonte der Parteivorsitzende. Als Arzt möchte er ein „Rezept für alle“ aufstellen, das sich auf die wesentlichen Punkte Arbeit, Bildung und Familie fokussiert.

71 und 79 Prozent für die neue Doppelspitze der Mülheimer SPD

An seiner Seite im Mülheimer Unterbezirk steht fortan Nadia Khalaf, die von der stellvertretenden zur gleichberechtigten Vorsitzenden aufsteigt. 71 Prozent der Delegierten sprachen sich für sie aus. Bakum erhielt wie vor zwei Jahren eine Zustimmung von knapp 79 Prozent. „Wir haben uns schon auf diversen Parteitagen für eine Doppelspitze ausgesprochen“, sagte Khalaf nach ihrer Wahl. Durch eine Satzungsänderung ist dies nun auch offiziell möglich. In mehreren Ortsvereinen bilden schon zwei Personen den Vorsitz.

Nadia Khalaf gehört zur „Doppelspitze“ bei der Mülheimer SPD.
Nadia Khalaf gehört zur „Doppelspitze“ bei der Mülheimer SPD. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Arbeitsprogramm wurde auf den Weg gebracht

Die neue Parteichefin wird sich auch weiterhin stark gegen Rechts einsetzen. Zudem wird sie sich vor allem auf die Parteiarbeit konzentrieren. „Wir sind jetzt schon im Bundestagswahlkampf, der dann fast fließend in den Wahlkampf zum Landtag übergeht“, sieht Khalaf spannend und arbeitsreiche Monate auf sich und ihre Partei zukommen.

Dem neuen Vorstand wurde ein neunteiliges Arbeitsprogramm mit auf den Weg gegeben. Wenngleich dieses Papier nicht auf selbstkritische Töne verzichtete, wurde es einstimmig beschlossen. „Diesen Prozess haben wir seit Januar in mehreren Konferenzen geführt“, erklärt Parteichef Bakum. Nadia Khalaf ergänzt: „Es wird noch viel Arbeit, das verlorengegangene Vertrauen zurückzugewinnen.“