Mülheim. Krankenhäuser behandeln Geimpfte und Ungeimpfte gleich. In Mülheim löst jetzt der spezielle Fall eines Impfgegners Sorgen und Diskussionen aus.
Auch im Krankenhaus ist niemand zu hundert Prozent sicher vor einer Coronainfektion, wie der jüngste Ausbruch auf einer Demenzstation des Mülheimer St. Marien-Hospitals (SMH) zeigt. Alle Patientinnen und Patienten dort seien geimpft, hatte die Klinik erklärt. Tatsächlich liegen auf anderen Stationen aber auch Ungeimpfte - und Impfverweigerer.
Nicht immer tritt das offen zu Tage. Denn bislang haben die Krankenhäuser keine rechtliche Möglichkeit, den Impfstatus der Kranken zu überprüfen. „Wir können auf keine gesetzliche Regelung zurückgreifen, um bei den Patienten abzufragen, ob sie geimpft sind oder nicht“, erklärt Katharina Landorff, Sprecherin des SMH. „Wir fragen bei der Aufnahme danach - aber niemand muss antworten.“
Mülheimer Krankenhäuser: Impfstatus ist eine freiwillige Angabe
Ebenso verfährt das Evangelische Krankenhaus in Mülheim (EKM). „Wir fragen den Impfstatus ab“, sagt Sprecherin Silke Sauerwein. „Aber es ist eine freiwillige Angabe. Wir werten es auch nicht aus.“
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Offenkundig ungeimpfte Patienten sorgen momentan in der psychiatrischen Klinik des Mülheimer Marien-Hospitals für Unwohlsein bei anderen. Einer von ihnen tritt nach Schilderungen von Mitpatienten offen als Impfgegner - wenn nicht gar Querdenker - auf, der auch Zahlen und Fakten im Zusammenhang mit der Pandemie für gefälscht erkläre.
Mitpatienten beschweren sich über „Querdenker“ in einer Mülheimer Klinik
Es habe auch schon eine Beschwerde bei der Stationsleitung gegeben. Denn im Gegensatz zu anderen Stationen ist es vielen Psychiatrie-Patienten und -Patientinnen möglich, die Klinik zeitweise zu verlassen oder auch gelegentlich zu Hause zu übernachten. Ein Kommen und Gehen.
Trotz Impfung, diese Befürchtung ist zu hören, hätten viele psychisch erkrankte Menschen ein geschwächtes Immunsystem. Ungeimpfte Mitpatientinnen oder -patienten, mit denen man Wochen und Monate zusammenlebt, werden als zusätzliche Gefährdung erlebt, und die Frage kommt auf, wie sich dieses Problem lösen lässt.
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Behandlungen Ungeimpfter, die nicht dringend notwendig sind, verschieben? Erklärte Impfgegner gemeinsam mit Gleichgesinnten auf ein Zimmer legen? Ihnen die Nutzung von Gemeinschaftsräumen verbieten? Rechtlich und ethisch wird all das nicht möglich sein, wenn allein schon die Frage nach dem Impfstatus offen bleiben darf.
Alle Patienten werden gleich behandelt und gleich getestet
Beide Mülheimer Krankenhäuser betonen: Geimpfte und nicht geimpfte Patienten werden gleich behandelt. „Dreh- und Angelpunkt ist die systematische Testung“, betont EKM-Sprecherin Silke Sauerwein. Elektive Patienten, also Menschen, die geplant ins Krankenhaus kommen, müssten vor der Aufnahme einen PCR-Test machen, Notfälle unmittelbar nach der Aufnahme. Jeweils am fünften und zehnten stationären Tag würden dieses Tests wiederholt.
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Im St. Marien-Hospital werde sogar noch engmaschiger getestet, alle drei Tage, erläutert Sprecherin Katharina Landorff. Auch dort werden elektive Patienten nur nach einem negativen PCR-Test aufgenommen. Wer über die Notaufnahme kommt, muss sofort einen Schnelltest machen, unabhängig vom Ergebnis folgt zeitnah ein PCR-Test. Anschließend gibt es im Abstand von jeweils drei Tagen PCR-Tests im Haus.
Diese Regeln gelten im Grundsatz auch in der psychiatrischen Klinik, heißt es beim St. Marien-Hospital. Ebenfalls das Hygienekonzept, zu dem das Tragen medizinischer Masken gehört, wenn möglich FFP2-Maske, auch das Einhalten eines Mindestabstandes. „Es gibt ein spezielles Hygienekonzept für die Therapie- und Aufenthaltsräume“, ergänzt die Sprecherin.
Getrennte Zimmer für Geimpfte und Ungeimpfte wären „sehr stigmatisierend“
Diskussion über Besucher-Tests
Die Regelungen für Besucherinnen und Besucher der Krankenhäuser sind in dieser Woche verschärft worden.
Das neue Infektionsschutzgesetz schreibt jetzt 2G vor, also Zutritt nur noch für geimpfte oder genesene Personen, die zusätzlich einen aktuellen negativen Test vorweisen können.
Diskutiert wird noch über die Umsetzung, vor allem über die Frage, ob die Krankenhäuser diese Tests anbieten müssen.
Psychiatrische Patienten, die zu einer sogenannten Belastungserprobung nach Hause gehen, um schrittweise wieder in den Alltag zurückzufinden, würden am Tag ihrer Rückkehr getestet. Bei der Zimmerbelegung nach Geimpften und Ungeimpften zu unterscheiden, lehnt das Marien-Hospital jedenfalls ab. „Dies wäre sehr stigmatisierend“, meint die Krankenhaussprecherin. „Wir achten vielmehr darauf, dass es vom Krankheitsbild her passt.“
Größte Sorge macht beiden Mülheimer Krankenhäusern, „dass Ängste geschürt werden“. Es dürfe nicht passieren, dass Menschen, die ins Krankenhaus gehören, aus Furcht vor einer Corona-Infektion wegbleiben.