Mülheim. Jetzt wird’s ernst: Der Mülheimer Verschönerungsklub will insbesondere die Innenstadt attraktiver machen. Jetzt steht eine erste Konferenz an.
Für Andreas Preker-Frank, seit 2020 als Kommunalpolitiker für „Die Partei“ unterwegs, hat sich im vergangenen Jahr manch ein Überraschungseffekt eingestellt. Die eine große Überraschung erlebt er mit seiner Initiative, Mülheim endlich (wieder) schöner zu machen. Kommende Woche wird der von Preker-Frank gegründete Mülheimer Verschönerungsklub seine erste Mini-Konferenz erleben, die insbesondere im Fokus hat, wieder Leben in die Innenstadt zu bekommen.
Dienstagabend wird jene erste Konferenz stattfinden, zunächst einmal im Mini-Format, wie Preker-Frank zum Bedauern wohl viel interessierter Bürger verkünden muss. Wegen Corona ist die Teilnehmerzahl an der Konferenz in der „vier.zentrale“ auf 17 Bürgerinnen und Bürger begrenzt. Ein Anfang, aus dem aber mehr werden soll.
Mehr als 350 Mülheimer diskutieren beim Verschönerungsklub mit
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Preker-Frank, der in der Vergangenheit an einigen Mülheimer Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung mitgewirkt hat und diese im Nachgang als „enttäuschend“ wertet, geht mit seinem Verschönerungsklub seit Mai 2020 bewusst den Weg, die Initiative aus der Bürgerschaft heraus zu starten. Auf der Club-Seite bei Facebook wird seither äußerst rege über alles diskutiert. Über das, wie Preker-Frank es ausdrückt, was das Zeug haben könnte, die Stadt, insbesondere die Innenstadt fortschrittlich zu entwickeln. Belebter soll sie sein, ein Anziehungspunkt. Es geht dabei auch um brennende Themen wie die Verkehrs- oder Klimawende, ebenso um Bürgerengagement. Mehr als 350 Mülheimer diskutieren in diesem jungen Forum mit.
Etablierte Parteien, auch der OB sind hellhörig geworden, weil sie merken, dass Preker-Frank den Nerv der Bürgergesellschaft zu treffen scheint mit seinem Ansinnen, die Stadt mit den Ideen der Bürger zu gestalten. Es ist der andere Ansatz, der interessant erscheint. Nicht die Stadt selbst zettelt eine Debatte an, an deren Ende Verwaltung und Politik in der Vergangenheit oft genug Bürgerideen plump-unkreativ abgewatscht haben nach dem Motto: Alles toll, aber utopisch. . .
Schwerpunkt der ersten Innenstadt-Konferenz: Belebung des Rathausmarktes
Der neu gepflasterte, aber seit Jahren weiterhin leb- und fantasielose Rathausmarkt dürfte da wohl ein Paradebeispiel missglückter städtischer Anstrengungen sein. So wundert’s kaum, dass sich der lose Bürgerverbund im Verschönerungsklub zuletzt mit eindeutigem Votum darauf festgelegt hat, dass eine Belebung des Rathausmarktes Schwerpunktthema seiner ersten Konferenz werden soll.
Nach den gescheiterten Versuchen, mit der Marktgilde als externem Dienstleister einen Wochenmarkt an alter Stelle zu etablieren, will der Verschönerungsklub im Einklang mit dem Innenstadtbeirat einen neuen Anlauf unternommen sehen, gerne für einen hochwertigen regionalen (Bio-)Markt. Preker-Frank gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass es endlich gelingen könnte, den Platz frei von Autos zu halten. Eine fest installierte Bühne für Musik und Kleinkunst ist eine Idee.
Cafés und Geschäfte in den Bahnbögen, mehr Grün und Flächenentsiegelung
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Auch nicht neu, aber als Karteileiche der Verwaltung geführt: die Wiederbelebung der Bahnbögen mit Cafés, Imbiss, Geschäften, Radstation oder ähnlichem. Das könne „ein cooles Alleinstellungsmerkmal“ werden, das dazu beitragen könne, die Radfahrer vom Radschnellweg runterzulocken in die Innenstadt, meint Preker-Frank.
Ein weiteres Thema, das der Verschönerungsklub setzen will, ist die Flächenentsiegelung in der Stadt. „Das wird sicher ein Thema sein, mit dem sich die Stadt schwer tut, weil es viel Geld kostet“, glaubt Preker-Frank. Doch es sei nun mal ein „dringliches Thema“ in Zeiten des Klimanotstands. Passend dazu böten viele Bürger ihr Mittun an, wenn es darum gehe, mehr (und nachhaltigeres) Grün in die Stadt zu bringen. Es gebe zig Flächen, die Mülheim zum Blühen bringen könnte wie jenen Mittelstreifen am Dickswall.
Das große Thema: Wie Aufenthaltsqualität in Mülheims Innenstadt schaffen?
Kontakt und Anmeldung
Die „1. Mülheimer Verschönerungsklub Mini-City-Konferenz“ findet statt am Dienstag, 9. November, um 18 Uhr in der „vier.zentrale“ an der Leineweberstraße 15.
Anmeldungen für die 17 Teilnehmerplätze (es gilt die 3G-Regel) sind möglich unter preker-frank@die-partei-mh.de. Allerdings, räumt Preker-Frank ein, dass nur noch Plätze zu haben sein werden, wenn andere Teilnehmer noch absagen.
Viertes Thema der ersten Klub-Konferenz: die Überwindung der Konsumorientierung in der Innenstadt, die offensichtlich seit Jahren nicht mehr funktioniert. Um die Bürger in die Innenstadt zu locken, soll diese kulturell mehr zu bieten haben in Zukunft. Mehr Kultur in leerstehende Ladenlokale, fordert die Initiative. Als „Kulturstadt“ könne Mülheim ein Alleinstellungsmerkmal herausbilden, malt Preker-Frank das Zukunftsbild, dass bei entsprechendem Angebot Bürger aus Essen oder Duisburg künftig schnell über den Radschnellweg in der Stadt wären.
Viele Ideen sind gesammelt: Brunnen soll es wieder mehr geben, sogenannte Pop-up-Radwege den Weg zum klimafreundlichen Verkehr durch die Innenstadt weisen, etwa als direkte Verbindung vom Radschnellweg über Rathausmarkt und Wallviertel hin zur Altstadt. Es geht auch darum, die Innenstadt schöner herauszuputzen, etwa mit wehenden Fähnchen über dem Wallviertel oder mehr Raum für Geschäftsleute, um etwa vor ihren Ladenlokalen etwas Dekoratives oder Grün zu platzieren. Wie wäre es mit Hochbeeten auf der Schloßstraße, von Schülergruppen angelegt?
Ein „Geht nicht“ wollen die engagierten Mülheimer Bürger nicht länger tolerieren
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Preker-Frank hofft, dass die Bürger mit ihren Ideen jetzt endlich mal zum Zuge kommen. Er sieht dafür nicht nur viel positive Resonanz auch bei der politischen Konkurrenz im Stadtrat, sondern auch an oberster Stelle im Rathaus. Bereits im Sommer hatte OB Marc Buchholz den Initiator des Verschönerungsklubs zum Gespräch eingeladen. Buchholz und führende Kräfte der Verwaltung werden nun bei der Konferenz am Dienstag auch dabei sein – diesmal aber nicht, um die Veranstaltung zu lenken. Das soll auch künftig in Bürgerhand bleiben, wenn es im Sommer 2022 zu einer großen Konferenz komme, die der OB auch materiell unterstützen wolle, so Preker-Frank.
Bedenken, dass seine Initiative vereinnahmt werden könnte von denen, die aus Verwaltung und Politik mittun, hat Preker-Frank nicht. Es sei ja schön, dass Konsens herrsche, was erreichen zu wollen für Stadt und Stadtgesellschaft. Wenn das leidige Thema der Innenstadt-Belebung jetzt (und mit Druck hunderter Bürger) beharrlich diskutiert werde, ist er sich sicher, „löst sich auch manch eine Sperre im Kopf“. Mit einem „Geht nicht“ will sich der Schöpfer des Verschönerungsklubs, wollen sich viele Bürger nicht länger abfinden.