Mülheim. Die Mülheimer Bärenapotheke rief in einer Hilfsaktion zur Weihnachtszeit dazu auf, alte Stofftiere für einen guten Zweck abzugeben. Die Kunden sind dem Ruf gefolgt. Mittlerweile türmen sich rund 700 Stofftiere im Schaufenster und in den Regalen der Apotheke. Noch bis Mitte Januar läuft die Aktion.

700 Stofftiere sind es inzwischen sicherlich, schätzt Apothekerin Meike Selke, die sich im Schaufenster und in den Regalen ihrer Apotheke in der Leineweberstraße türmen. Und täglich werden es mehr. Kunden kommen mit Plastiktüten voller Plüschtieren. Oder wie Claudia Schubert mit dem geliebten, 45 Jahre alten Einzelstück, die alle noch toll in Schuss sind. Ob sie sich gut davon trennen könne? „Klar“, sagt sie, „ich habe ja noch einen, und den gebe ich jetzt bestimmt nicht her.“

So gut trennen können sich nicht alle von ihrem treuen Begleiter. Kurz zuvor kam eine Mutter mit ihren beiden Kindern und die Apothekerin bot an, dass die Kinder noch eine Nachricht hinterlassen können. „Ich vermisse dich jetzt schon“, diktierte der Junge seiner älteren Schwester schluchzend. „Aber du hast doch im vergangenen Jahr gar nicht mit ihm gespielt“, schränkte die Mutter ein, doch das minderte die Trauer des Kleinen, der trotzig dreinblickte, nicht im geringsten.

Caritative Aktion für die Weihnachtszeit

Plüschbären und Bärenapotheke, das passt einfach gut. Als Meike Selke sich für die Weihnachtszeit eine caritative Aktion überlegte, entschied sie sich deshalb zur Sammlung von Stofftieren. Unter den Stammkunden hatte sie auch schnell eine passende Aktion gefunden, „bei der ich sicher sein kann, dass die Stofftiere auch bei Kindern ankommen“, erzählt sie. Erika Kalix ist für die Bibel-Mission aktiv, die gerade auch für russische Kinder in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion Stofftiere sammelt. Purer Zufall. Kinder leben dort in großer Armut, für sie sind Spielzeug und Stofftiere nicht selbstverständlich.

Gerechnet hätte die Apothekerin, die mit Sammelaktion in der Nikolauswoche begonnen hat, vielleicht mit 20 Tieren. Sie hatte eigentlich an Kinder gedacht, die ganz viele Tiere zu Hause haben und eins, zwei abgeben könnten. Aber es kommen vor allem ältere Leute mit Tieren, die zuweilen aus ihrer eigenen Kindheit stammen. Die Tiere sind alle sehr gut erhalten, einige sind neu, andere geflickt und könnten eine Geschichte erzählen. Für einige ist es doch sehr emotional, ihr Stofftier abzugeben. „Sie kämpfen mit den Tränen, wenn sie uns den Teddy geben, der sie in ihrer Kindheit begleitet hat“, erzählt die Apothekerin, die selbst von der Resonanz überwältigt ist.

„Die Menschen wollen gerne helfen, brauchen für diese Hilfsbereitschaft aber auch einen konkreten Anlass“, findet sie. Bei den umliegenden Geschäftsleuten kommt die Aktion gut an. Axel Gellrich vom Drahtesel stellt für die Hilfsaktion zwei Laufräder zur Verfügung. Andere werben dafür.

Bären werden noch bis Mitte Januar angenommen, dann gehen sie auf große Fahrt in den Osten.