Essen-Stoppenberg. . Nach mehreren Besitzern übernahm Rudolf Molls 1941 die Adler-Apotheke. 75 Jahre später geht Heike Molls, die letzte Inhaberin der Familie, in den Ruhestand.

Es ist im Sinne des Wortes das erste Haus am Platz. Nicht das Gebäude in der Ernestinenstraße 10 an sich, wohl aber die Adler-Apotheke. Ein paar Meter weiter stand das Stammhaus des Geschäftes.

Nach 75 Jahren im Besitz der Familie Molls bekommt die Adler-Apotheke an der Ernestinenstraße – ebenso wie die gleichnamige am Stoppenberg – am kommenden Samstag offiziell einen neuen Inhaber. Heike Molls (62) geht nach über dreißig Jahren zwischen A wie Aspirin und Z wie Zinksalbe in den Ruhestand. Alexander Bonmann, dessen Vater in Rüttenscheid in der dritten Generation die Flora-Apotheke führt, übernimmt beide Apotheken und auch die 14-köpfige Belegschaft.

Eine kurze Zeit lang standen die beiden Apotheken in der Ernestinenstraße nebeneinander.
Eine kurze Zeit lang standen die beiden Apotheken in der Ernestinenstraße nebeneinander. © OH

„1941 hat meine Schwiegervater Rudolf Molls die Apotheke gepachtet, 1955 wurde er Eigentümer“, erzählt Heike Molls und zeigt auf das große schwarz-weiße Foto im Schaufenster. Es zeigt Ende der 1950er-Jahre ein älteres Gebäude mit der Aufschrift „Apotheke“ und ein neueres mit Leuchtwerbung. „Die Stadt hatte damals gesagt, man müsse aus dem alten Gebäude raus, weil es schief steht. Dann hätten viele Häuser in Stoppenberg geräumt werden müssen“, erzählt Heike Molls. Sei’s drum. Für kurze Zeit standen beide Häuser nebeneinander. 1960 wurde das alte abgerissen.

Anrühren von Mitteln ist seltener geworden

Nach dem Tod von Rudolf Molls im Jahre 1974 übernahm sein Sohn Ulrich das Geschäft. Als dieser 1986 mit 34 Jahren starb, übernahm seine Frau Heike die Verantwortung. In drei Jahrzehnten – so die 62-Jährige habe sich vieles verändert. Dass der Apotheker die Mittelchen selbst anrührt, ist weniger geworden, passiert aber immer noch. „Besonders bei Salben, die der Hautarzt verschreibt“, sagt Heike Molls. Das Anrühren der Salben ist im Gegensatz zu früher wie viele Tätigkeiten mit bürokratischen Auflagen überfrachtet. „Für eine selbst gemachte Salbe muss ich heute drei Protokolle schreiben. Da macht das eigentliche Anrühren nur noch einen Bruchteil der Zeit aus.“

Das Angebot in der Apotheke hat sich gegenüber früher auch verändert. Und damit auch die Logistik. Mehrere tausend Artikel warten in Schubladen und Regalen auf die Kunden. Wenn das nicht reicht, hilft der Großhändler mit mehreren Zehntausend Produkten innerhalb kürzester Zeit aus. Manchmal riet Heike Molls aber auch ab. Bei Mitteln zum Abnehmen zum Beispiel. Wenn eine Kundin nach dem im Fernsehen gepriesenen Mittelchen fragte, hielt die Apothekerin dagegen, dass Wunder nicht erwartet werden dürfen. Mal überzeugte sie, mal nicht.

Und trotzdem: Die Gespräche mit den Kunden, von denen einige schon als Kind mit ihren Müttern kamen, werden ihr fehlen. Das weiß sie heute schon. Auf die Notdienste hingegen, besonders die mittwochs und sonntags, könne sie verzichten. Heike Molls freut sich auf den Ruhestand, das Ausschlafen, ihre Enkel, den Garten, die Urlaube, das Fotografieren.

Halt auf alles, was in 30 Jahren zu kurz gekommen ist.