Mülheim/Essen. Erst als er sein Opfer für tot hielt, soll ein gewalttätiger Mülheimer (37) das Prügeln eingestellt haben. Der Essener (80) leidet bis heute.
Mit äußerster Brutalität soll ein Mülheimer (37) einen 80-jährigen Essener Mitte Mai auf dem Radschnellweg verprügelt haben. Erst als er dachte, sein Opfer sei tot, habe er von ihm abgelassen, berichtete Henning Bierhaus, Pressesprecher des Landgerichts Duisburg, am Mittwoch auf Nachfrage. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 37-Jährigen unter anderem versuchten Mord vor, geht allerdings davon aus, dass er bei Begehung der Tat schuldunfähig gewesen ist.
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Von einer „floriden, paranoiden Schizophrenie“ ist in der Antragsschrift die Rede. Eine Phase, erklärt Bierhaus, in der Erkrankte oft Halluzinationen haben oder Stimmen hören. Inwieweit das beim Beschuldigten der Fall war, könne er nicht sagen. Das Gericht werde sich mit dem Motiv befassen. Aktuell prüfe es aber noch, ob das so genannte Sicherungsverfahren überhaupt zugelassen wird. Ziel der Staatsanwaltschaft ist es, den 37-Jährigen langfristig in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen.
Begegnung auf dem Radschnellweg hätte beinahe tödlich geendet
Am Morgen des 21. Mai, um kurz vor halb neun, soll es auf dem Radschnellweg RS 1 unweit der ehemaligen Malzfabrik zu der unheilvollen Begegnung zwischen den Männern gekommen sein. Für den älteren endete sie in einer Tragödie. Offenbar ohne jede Vorahnung war er in die lebensbedrohende Situation geraten; laut Staatsanwältin Jill Mc Culler war er wohl ein „Zufallsopfer“. Der Beschuldigte habe den Mann „massiv zu Boden geprügelt“, so Bierhaus, und ihn auch dort noch mit der Faust traktiert, ihm unter anderem ungehemmt ins Gesicht und den Bauch geschlagen.
Eine Zeugin habe sich trotzdem getraut, den Schläger anzusprechen und gefleht, er möge aufhören. Das habe ihn nicht beeindruckt. Als die Frau mit dem Einschalten der Polizei drohte, habe es kurz danach ausgesehen, als wolle er nun auch sie verprügeln – doch dann sei er wieder auf den alten Mann losgegangen, so Bierhaus. „Erst als er dachte, dass er ihn tödlich verletzt hat, ist er geflohen.“ Am Hauptbahnhof konnte die Polizei ihn später festnehmen.
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In Folge seiner massiven Verletzungen erlitt das Opfer einen Schlaganfall
Gestorben ist das Opfer nicht. Doch die Folgen der Attacke waren immens: mehrere blutende Verletzungen am Kopf, dazu Brüche des Mittelgesichtsknochens und einiger Rippen sowie eine Lungenprellung. Der Essener verlor zwischenzeitlich das Bewusstsein, musste künstlich beatmet werden. „Es bestand akute Lebensgefahr“, so Bierhaus. Im Nachhinein habe der Geschädigte noch einen Schlaganfall erlitten, sein Sprachzentrum ist seither „stark eingeschränkt“, so Mc Culler. Nach langen Wochen im Krankenhaus ist der Essener mittlerweile in der Reha.
Der mutmaßliche Täter sitzt seit der Tat in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik. „Üblicherweise“, so sagt Bierhaus, „beginnen Gerichtsverfahren innerhalb von sechs Monaten nach der Festnahme.“ Demnach müsste das Sicherungsverfahren spätestens Mitte November beginnen. Der Beschuldigte ist übrigens nicht vorbestraft. Er soll in den Tagen vor dem Vorfall aber mehrfach „negativ aufgefallen“ sein. „Wir gehen davon aus, dass sich sein psychischer Zustand immer weiter zugespitzt hat“, hatte Staatsanwältin Mc Culler damals gesagt.