Mülheim. 110 Millionen Euro investiert die Mülheimer SWB in die Modernisierung eines Quartiers am Rande der Heimaterde. Was geschafft ist, was ansteht.
Es ist das mit Abstand größte Wohnungsbau-Projekt, das es in den vergangenen Jahren gab und aktuell in Mülheim gibt: Für bis zu 110 Millionen Euro krempelt das städtische Wohnungsbauunternehmen SWB die Eichbaum-Siedlung und das Umfeld um. Ein Ortstermin.
Dieser Tage ließ sich die SPD-Ratsfraktion von SWB-Geschäftsführer Andreas Timmerkamp den Baufortschritt des Megaprojektes zeigen, bei dem die SWB am Ende mit Hilfe einer Landesförderung 565 moderne Wohneinheiten in allerlei Ausprägungen schaffen will. „Ein erstaunliches Projekt“, lobte nun der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Dissel. Nicht mehr zeitgemäßer Wohnungsbestand weiche für modernen.
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Fünf Neubauten an der Kleiststraße bieten 100 moderne Wohnungen
Es tut sich reichlich etwas im Quartier zwischen Kleist- und Filchnerstraße am Rande der Heimaterde. An der Kleiststraße und am Amundsenweg sind alte Wohnhäuser „mit abenteuerlichen Grundrissen“, wie Timmerkamp zurückblickt, bereits verschwunden. Ansehnliche fünf Häuser mit Staffelgeschoss, Dachbegrünung, Tiefgarage und unterirdischen Müllcontainern sind entstanden. 100 moderne Wohnungen sind hinzugewonnen. Es gibt Terrassen und Balkone, auch Grünflächen mit Spielplatz. „Eine richtig gelungene Siedlung, die prima angenommen wird“, sei geschaffen worden, freut sich Timmerkamp.
Verschiedene Förderprogramme hat die SWB für die Neubauten an der Kleiststraße angezapft. Timmerkamp wirbt gegenüber anderen Wohnungsbaugesellschaften insbesondere auch für den zweiten Förderweg, der es Menschen auch mit einem Jahreseinkommen von bis zu 70.000 Euro ermögliche, sich über einen Wohnberechtigungsschein in eine öffentlich geförderte Wohnung einzumieten. „Das wissen viele gar nicht, aber das hier war ein Erfolgsmodell“, konnte sich die SWB über Nachfrage nicht beklagen.
Häuser an Gneisenaustraße fallen - es waren die ersten, die die SWB gebaut hat
Der Rundgang führte anschließend zur Gneisenaustraße, wo die SWB nach ihrer Gründung – das wissen nur wenige – einst erstmals als Bauherrin in Erscheinung getreten ist. Baujahr 1951 – und „nicht mehr zu halten“, steht hier laut Timmerkamp in den kommenden zwei Jahren der Abriss an.
Wenn Unternehmensgeschichte verschwindet, soll Platz sein für Eigentumsbauten. So plant die SWB hier etwa den Bau von zwölf Doppelhaushälften – nicht 08/15, sondern in üppiger Ausbreitung mit 180 Quadratmetern Wohnfläche und acht Metern Breite je Haus. Das werde seinen Preis haben, so Timmerkamp. Derzeit kalkuliere sein Unternehmen mit einem Verkaufspreis von stolzen 650- bis 700.000 Euro je Eigenheim. Dennoch verzeichne man schon jetzt Anfragen von rund 300 Interessenten.
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Gneisenaustraße soll in drei Jahren ein neues Gesicht bekommen
Auch ein großes Thema, das an der Gneisenaustraße Realität werden soll: Eigentumswohnungen, insbesondere für Bürger, die sich im Alter vom Eigenheim trennen und kleinersetzen wollen. An der Gneisenaustraße will das städtischen Wohnungsbauunternehmen hierfür zwei Häuser mit je acht Wohnungen bauen. In drei Jahren, so hofft Timmerkamp, soll die Gneisenaustraße ihr neues Gesicht zeigen. Den aktuellen Mietern verspricht er wie allen hier im Sanierungsgebiet: „Hier wird keiner vor die Tür gesetzt.“ Die SWB wolle helfen mit neuen Mietangeboten.
Zur Einmündung Filchnerstraße hin sollen neben einem Mehrfamilien-Mietshaus Mietreihenhäuser für Familien entstehen – Neuland für die SWB, die bei ihren Neubauprojekten zuletzt immer stark darauf geachtet hat, eine bunt durchmischte Bewohnerschaft in Quartiere zu bekommen, was letztlich auch dazu dienen soll, das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen Einkommensverhältnissen zu befördern. Daran krankte die Stadtentwicklung nicht nur in Mülheim seit Jahrzehnten.
Abrissbagger sollen noch 2021 zur Filchnerstraße ausrücken
Zum NRW-Aktionstag präsentiert SWB zwei Quartiere
Am Freitag, 13. August, findet zum zweiten Mal der „WohneNRW-Tag“ statt. Zur Teilnahme daran rufen das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung sowie der VdW Rheinland-Westfalen auf. Der Aktionstag will aufzeigen, was die öffentliche Wohnraumförderung in NRW leistet.
Die SWB beteiligt sich mit den beiden Quartieren Eichbaumsiedlung und „Dümpten 23“ und bietet in der Zeit von 14 bis 18 Uhr nach eigener Mitteilung ein abwechslungsreiches Programm, so in der Eichbaumsiedlung eine Ausstellung und die Filmvorführung „Neues aus der Siedlung“ im Quartierspunkt sowie geführte Quartiersrundgänge und bei „Dümpten 23“ ebenfalls eine Ausstellung im Quartierspunkt sowie geführte Rundgänge für Interessierte.
Das markante Punkt-Hochhaus an der Einfahrt zur Filchnerstraße ist derzeit eingerüstet. Es wird für rund 4,5 Millionen Euro saniert, alles Geld kommt hierbei zu 100 Prozent vom Land. Das Hochhaus bekommt aktuell eine Wärmedämmfassade, schließlich auch einen barrierefreien Eingang und modernisierte Bäder. Photovoltaik wird angebracht. Hier will die SWB ein erstes Mieterstrom-Projekt realisieren, das bei steigenden Kaltmieten helfen soll, im Gegenzug die Stromkosten für Aufzug und Co. einzusparen.
Rings um das Hochhaus soll ein Quartiersplatz entstehen mit hoher Aufenthaltsqualität, mit Quartierstreff ähnlich wie dem beim SWB-Vorzeigeprojekt „Dümpten 23“ und Gärten. Die benachbarten Mehrfamilienhäuser, sieben an der Zahl, sind für den Abriss bestimmt. Auf einem Baufeld direkt angrenzend an das Hochhaus ist in Kooperation mit der Caritas betreutes Wohnen geplant. Der Service soll auch den Mietern im Hochhaus zur Verfügung stehen.
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SWB-Geschäftsführer lobt Förderprogramme des Landes
Ein Architekten-Wettbewerb hat die Neubauten im Ergebnis anders angeordnet, mit einem Gebäuderiegel hin zur Auffahrt von der B 1 zur A 40. Der soll auch Lärm abhalten. Beim Pfingststurm Ela 2014 seien an die 60 Bäume entlang der A 40 verschwunden, so Timmerkamp. Das habe mehr Lärmbelastung gebracht, der man begegnen wolle. Im Herbst will SWB die Bauanträge stellen. Der Abriss der alten Wohnhäuser soll möglichst noch Ende des Jahres starten.
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Im weiteren Verlauf steckt gerade der vierte von vier Mehrfamilienhaus-Blöcken in den Endzügen der Sanierung. Auch hier staunen die Rundgang-Teilnehmer nicht schlecht, welches Bild die modernisierten Gebäude nun abgeben – auch dank der Förderprogramme des Landes, die Timmerkamp als Garant sieht, solche Vorzeige-Projekte für den öffentlichen Wohnungsbau wie das rund um die Eichbaumsiedlung wirtschaftlich stemmen zu können.