Mülheim. Ein Anwohner der Eichbaumsiedlung beschwert sich über Müll und fehlende Absicherungen der Baustelle an der Filchnerstraße. Was die SWB dazu sagt.
Ein Bewohner der Eichbaumsiedlung in Heißen erhebt schwere Vorwürfe gegen die Wohnungsbaugesellschaft SWB. Unter anderem ärgert sich der Mülheimer über die völlig unzureichende Baustellenabsicherung, Müllberge und Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung.
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Die SWB hat eine Menge Geld in die Hand genommen, um durch Sanierungen und Neubau ihre Quartiere im gesamten Stadtgebiet moderner und attraktiver zu machen. Dieses Ziel sieht Dirk W. (Name geändert) zumindest beim Großprojekt in der Eichbaumsiedlung in Heißen als hoch gefährdet, wenn nicht sogar als bereits gescheitert.
Anwohner: „Völlig unzureichende Baustellenabsicherung“
„Eigentlich sollte ja das schlechte Image der Eichbaumsiedlung durch die Maßnahmen verbessert werden, aber im Moment habe ich das Gefühl, wir leben hier in einem rechtsfreien Raum“, ärgert sich der Mülheimer, der erst seit etwas mehr als einem Jahr an der Filchnerstraße genau gegenüber der Großbaustelle wohnt und beobachtet, dass es wieder eine Abwärtsspirale gibt. „Das fängt damit an, dass Anwohner ihren Müll neben die Mülltonnen schmeißen, weil die Container immer sehr schnell voll sind, es geht weiter mit Baufahrzeugen, die entgegengesetzt der Einbahnstraße fahren oder im Halteverbot stehen bis hin zu einer völlig unzureichenden Baustellenabsicherung.“
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Die beiden Rollcontainer, die laut SWB eine Zwischenlösung seien, bis die Unterflurcontainer eingebaut werden können, müssen sich 24 Wohnparteien teilen. „Jeweils ein Container für Restmüll und einer für Müll, der in die gelbe Tonne gehört, reicht einfach nicht aus“, meint der Anwohner, der die ständig anwachsenden Müllberge aus seinem Küchenfenster beobachten kann. „Wenn einmal Müll nicht in, sondern neben der Tonne liegt, ist die Hemmschwelle der Leute niedriger, auch ihren Müll dazu zu schmeißen.“
Gefahr groß, dass Gegend wieder schnell verfalle
Er sieht die Gefahr, dass die Gegend wieder schnell verfalle, die Wohnqualität immer mehr abnehme. Zudem würden Bewohner eines anderen Wohnblocks, bei dem die Unterflurcontainer schon installiert sind, auch noch ihren Müll zu dem wilden Unrat der Nachbarn schmeißen, da aufgrund parkender Autos die Fahrzeuge der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) die unterirdischen Container nicht erreichen und somit nicht leeren können.
„Hier stehen für die Leerungszeiten Halteverbotsschilder, die absolut keinen Sinn machen und sich deshalb auch keiner daran halten muss“, ärgert sich W., der selbst Verwaltungsfachangestellter ist und sich daher mit den Regeln, die auch während einer Großbaustelle gelten, sehr gut auskennt. „Die Baufahrzeuge fahren die Baustelle teils entgegengesetzt der Einbahnstraße an, für eine Baustraße, die über den Gehweg führt, wurde erst auf meine Anfrage beim Bauamt und mein Drängen Genehmigungen eingeholt.“
Bauschutt einfach auf der Straße liegen gelassen
Zudem würden große Steinbrocken und anderer Bauschutt, der wohl von den Lkw falle, einfach auf der Straße liegen gelassen. W. sieht hier eine Gefahr nicht nur für Autofahrer, sondern auch für Rad-, Motorradfahrer und Fußgänger. Was den Anwohner, der selbst Vater eines siebenjährigen Sohnes ist, aber am meisten ärgert, ist die völlig unzureichende Baustellensicherung.
Insbesondere an einem eingezäunten Kinderspielplatz, der seitens der SWB den Kindern in Zeiten von Corona trotz Großbaustelle nicht auch noch genommen werden sollte. „Über einen schmalen Durchgang, durch den noch nicht einmal ein Kinderwagen passt, gelangt man auf einen völlig verschmutzten Spielplatz, der voller Styropor, anderem Dämmmaterial, Müll und vielen Verletzungsmöglichkeiten ist“, sagt Dirk W. beim Ortstermin und zeigt auf ausgediente Bauzäune, die am Zugang zum Spielplatz auf dem Boden liegen und dessen gefährlich spitzen Metalldrähte in alle Richtungen abstehen. „Würden Sie hier Ihre Kinder spielen lassen?“
SWB: Den Kindern wenigstens den Spielplatz weiter zur Verfügung stellen
Gut gemeint, ist nicht immer gut gemacht – das muss auch SWB-Sprecherin Christina Heine einräumen. „Unsere Idee dahinter war es, dass wir in Zeiten, in denen wegen Corona kaum Freizeitaktivitäten möglich sind, den Kindern wenigstens den Spielplatz weiter zu Verfügung stellen möchten“, sagt Heine, die sich gemeinsam mit der Geschäftsführung aufgrund der Nachfrage dieser Zeitung selbst einen Überblick vor Ort gemacht hat.
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„Der Zuweg zum Spielplatz wird jetzt verlegt und breiter gemacht, außerdem haben wir veranlasst, dass der Spielplatz gereinigt wird und auch die ausgedienten Bauzäune sind mittlerweile beseitigt worden.“ Außerdem habe man nochmals mit den Arbeitern vor Ort gesprochen, dass noch gründlicher auf die Absicherung der Baustelle geachtet werden solle.
Überproportional viel Verpackungsmüll Anfang März
Die Vorwürfe, dass ohne Genehmigung Baustellenüberfahren und -zufahrten eingerichtet worden seien, weist die SWB zurück. Man wisse, wie man derartige Bauvorhaben abwickele, den Beweis sei man mehrfach angetreten. Die provisorischen Müllcontainer habe man, obwohl die beiden vorhandenen eigentlich ausreichend seien, zusätzlich um einen gelben und einen blauen Rollcontainer für Papiermüll erweitert.
Es habe überproportional viel Verpackungsmaterial aufgrund des Einzugs Anfang März gegeben, außerdem gebe es durch Corona ohnehin viel mehr Verpackungsmüll. Die Unterflurcontainer seien ein Pilotprojekt, welche oft Anlaufschwierigkeiten mit sich bringen würden und dazu dienen, Erfahrungen zu sammeln und daraus zu lernen. Dies gelte für alle Beteiligten, von MEG über Mieter bis hin zu SWB und Ämtern.
Bauphasen mit vielen unterschiedlichen Beteiligten oft etwas chaotisch
„Um zu schauen, wie man es besser machen kann, werden wir uns mit Vertretern von SWB, Polizei, Ordnungsamt und Bauamt bei einem Ortstermin nochmals treffen“, sagt Sonja Knopke, Leiterin der Straßenverkehrsbehörde im Ordnungsamt. Sie verweist aber auch darauf, dass gewisse Probleme und auch die Beschwerdelage bei Baumaßnahmen dieser Größenordnung nicht ungewöhnlich und solche Bauphasen mit so vielen unterschiedlichen Beteiligten oft etwas chaotisch seien.
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„Wir sind regelmäßig mit der SWB im Gespräch, die auch daran interessiert ist, dass alles so störungsfrei als möglich für die Anwohner läuft.“ Daher würden die Fachbereiche der Stadt zukünftig mehr und auch schon in der Planungsphase mit einbezogen.
Eichbaumsiedlung: Modernisierung, Neu- und Ausbau von rund 600 Wohnungen
Bei der Quartiersentwicklung der Eichbaumsiedlung geht es insgesamt um einen Bestand von rund 600 Wohnungen, die in den nächsten Jahren weiter modernisiert, um- und ausgebaut oder neu errichtet werden. Insgesamt investiert die SWB für Sanierung und Neubau von 1320 Wohnungen in ganz Mülheim 160 Millionen Euro bis 2025.