Mülheim. Bei der Sonder-Impfaktion in der Mülheimer City wurden an drei Tagen 993 Anwohner geimpft. Zwei Praxis-Teams waren gegen die Pandemie im Einsatz.

993 Bewohner der Mülheimer Innenstadt nutzten vom Himmelfahrtstag bis zum Samstag die Gelegenheit, sich außerplanmäßig mit dem Moderna-Impfstoff gegen das Corona-Virus impfen zu lassen. Die Sonderimpfung für Bewohner der Stadtmitte war durch die vergleichsweise hohen Infektionszahlen in der Innenstadt nötig und durch eine Sonderzuteilung der bei der Impfstoff-Verteilung federführenden Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein möglich geworden. Die beiden Praxis-Teams von Dr. Ulrike Breckling (Delle) und Dr. Horst Godo (Kaiserstraße) waren an jeweils zwei Impf-Tagen zwischen je acht und zwölf Stunden im Einsatz.

Den Auftakt machte am Feiertag die kinderärztliche Praxis Dr. Ulrike Breckling an der Delle. Die erste Impfung des Tages wurde um 9 Uhr, die letzte um 16 Uhr verabreicht. „Ich bin meinem Team sehr dankbar, dass es bei dieser Impfaktion mitzieht. Ohne diese Unterstützung hätte ich das nicht machen können“, sagt die Kinderärztin.

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Mülheimer Praxen waren am Feiertag und samstags stundenlang im Impf-Einsatz

„Für uns war das keine Frage, dass wir da mitziehen. Denn wir freuen uns, wenn wir so dazu beitragen können, dass wir die hohen Inzidenzzahlen in der Innenstadt senken und die Corona-Pandemie möglichst schnell überwinden können“, betont auch Dr. Brecklings Mitarbeiterin Inka Nie. Neben den vier Arzthelferinnen gehörten am sonnigen Feiertag auch zwei freiwillige Helfer aus Brecklings Freundeskreis und ihre angestellte Arzt-Kollegin Elke Jacobs zum Impfteam.

Die eigentlichen Impfungen, ein kleiner Piks in den Oberarm, übernehmen die beiden Ärztinnen Breckling und Jakobs. Ihre Helfer sorgen für das bürokratisch Notwendige. Alle Impfkandidaten müssen ihren Impfpass und die unterschriebenen Aufklärungs- und Diagnosebögen vorlegen, bevor sie zum Impfen durchgewunken werden dürfen.

Das Impfangebot in der Innenstadt findet dankbare Abnehmer

Silvia Sieh (53), verheiratete Mutter von drei Kindern, und der 59-jährige Installateur Jürgen Brand gehören zu den Erstgeimpften, die nach ihrem Anti-Corona-Piks auf den sonnenbeschienenen Sitzbänken vor der Praxis die vorgeschriebene 15-minütige Erholungs- und Beobachtungsphase verbringen, ehe sie wieder nach Hause gehen dürfen. „Ich bin nicht gerade begeistert hier hingekommen“, räumt Silvia Sieh ein. Aber die Aussicht „auf mehr Freiheit und die ungleich höheren gesundheitlichen Risiken einer Covid-19-Erkrankung“ haben bei ihr dann doch den Ausschlag für das Impfangebot am Himmelfahrtstag gegeben.

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Ein 15-Jähriger musste mit schweren Covid-19-Symptomen ins Krankenhaus

24 Impf-Kandidaten nahmen ihren Termin nicht wahr

Der Impfstoff Moderna wurde bei der Sonderimpfaktion in den Arztpraxen Dr. Ulrike Breckling (Delle) und Dr. Horst Godo (Kaiserstraße) verimpft. 476 Erst-Impfungen wurden in der Praxis Breckling und 517 Erst-Impfungen in der Praxis Godo verabreicht.

24 Impf-Kandidaten nahmen ihren vereinbarten Termin nicht wahr. Ihre Impfdosen wurden zurück ins städtische Impfzentrum an der Wissollstraße gebracht. Dort werden sie bis zu ihrem Einsatz kühl gelagert. Die zweite Runde der Sonderimpfung findet in sechs Wochen statt.

Ebenso wie seine Sitz-Nachbarin ist auch Jürgen Brand durch die Zeitung auf das kurzfristige Impfangebot in der Stadtmitte aufmerksam geworden. „Ich bin dankbar, dass ich mich jetzt impfen lassen konnte und in sechs Wochen meine zweite Impfung bekommen werde. Denn ich habe weniger Angst davor, mich selbst mit Corona zu infizieren, als davor, andere Menschen, mit denen ich täglich in Kontakt komme, mit dem Virus anzustecken.“ Für Brand liegt auf der Hand: „Mögliche Nebenwirkungen der Impfung sind sicher nicht so schlimm wie ein schwerer Covid-19-Verlauf mit einer künstlichen Beatmung.“

Dass auch Jugendliche einen solchen schweren Krankheitsverlauf erleiden können, erlebten die beiden Kinderärztinnen Dr. Ulrike Breckling und Elke Jacobs noch einen Tag vor der Impfaktion, als sie einen 15-jährigen Patienten mit schweren Covid-19-Symptomen zur stationären Behandlung ins Krankenhaus überweisen mussten. „Wenn wir die Eltern und Großeltern impfen und damit die Inzidenzzahlen nach unten drücken, schützen wir auch die Kinder und Jugendlichen und sorgen dafür, dass sie bald wieder zur Schule gehen können“, unterstreicht Breckling.

OB Buchholz dankt den Praxisteams: „Nur Impfen hilft gegen das Corona-Virus“

Die Mülheimer Kinderärztin Dr. Ulrike Breckling bei der Sonderimpfung in ihrer Praxis.
Die Mülheimer Kinderärztin Dr. Ulrike Breckling bei der Sonderimpfung in ihrer Praxis. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Aus ihrem Praxisalltag weiß die Kinderärztin, die in die beruflichen Fußstapfen ihres Vaters Dr. Gerhard Breckling getreten ist, „dass das Corona-bedingte Home-Schooling für die meisten Familien eine schwere Belastung darstellt“.

Auch Oberbürgermeister Marc Buchholz schaute an der Delle vorbei, um sich bei den Beteiligten für den Kampf gegen Corona zu bedanken und mit einigen Geimpften ins Gespräch zu kommen. „Diese Aktion“, so Buchholz, „hilft dabei, dass wir uns wieder näherkommen können und immer mehr Botschafter gewinnen, die aus eigener Erfahrung die Botschaft in die Stadtgesellschaft hineintragen können: ‚Nur Impfen hilft gegen das Corona-Virus‘.“

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Einer der leitenden Impfärzte des städtischen Impfzentrums an der Wissollstraße, Dr. Stephan von Lackum, betont: „Es ist gut, dass wir durch eine solche außerplanmäßige Aktion auch Menschen impfen können, die aufgrund ihres Alters eigentlich noch nicht an der Reihe wären, aber zum Beispiel aufgrund von Vorerkrankungen wie hohem Blutdruck oder Asthma oder aufgrund zahlreicher sozialer Kontakte ein erhöhtes Infektionsrisiko haben.“ Es gebe nur wenige, die schon bei früheren Impfungen mit schweren Komplikationen reagiert hätten, bei denen man aus medizinischen Gründen von einer Impfung absehen müsse.