Mülheim. Mülheim-Styrum hat seine erste Sonder-Impfaktion erlebt, nachdem der Stadtteil als Corona-Hostspot Schlagzeilen gemacht hatte. Wir waren vor Ort.
Einen solchen Zulauf hat die Styrumer Alvenslebenstraße wohl noch nie erlebt: 480 Bewohner des Mülheimer Stadtteils mit zuletzt außerordentlich hohen Inzidenz-Werten wurden dort am Freitag geimpft. Am Samstag folgen ab 11 Uhr weitere 520.
Selbst wer sich nicht in der Styrumer Nebenstraße auskennt, muss nicht lange nach der Hausnummer 23 Ausschau halten. Das rote Zelt ist schon von weitem zu erkennen. Dort nehmen Stefan Pfannkuch und eine Mitarbeiterin der Hausarztpraxis MVZ Hausärzte Ruhr die Anmeldungen entgegen.
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Sprechzimmer wurden in eine Impfstraße verwandelt
Drinnen wurden die Sprechzimmer zu einer vierteiligen Impfstraße umfunktioniert. Im Labor bereiteten die Apothekerinnen den Impfstoff vor. Auf dem Hof hatte die Feuerwehr ein weiteres Zelt zur Verfügung gestellt, in dem sich die Patienten nach der Impfung ausruhen konnten. Bis auf vereinzelte Kreislaufbeschwerden gab es keine ernsthaften Reaktionen.
Berechtigt waren nur Mitglieder der Prioritätsgruppe drei und nur Einwohner von Styrum. „Es sind aber sogar Leute aus anderen Städten gekommen“, berichtete der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Dr. Stephan van Lackum. „Aber das ist hier ja kein Basar“, betonte er. Ihnen konnte kein Impfangebot gemacht werden.
Zweieinhalb Minuten pro Impfung
Für den Fall der Fälle hätten die Verantwortlichen einen ganzen Stapel mit kurzfristigen Nachrückern zur Verfügung gehabt. „Die wären in fünf Minuten hier“, sagt Dr. Udo Pfannkuch, Ärztlicher Leiter der Styrumer Hausarztpraxis.
Ihm war am Nachmittag auch eine gewisse Erleichterung anzusehen. „Ich habe schon Bedenken gehabt, für unsere Mitarbeiter war das natürlich ein erheblicher Aufwand“, schilderte er. Zweieinhalb Minuten pro Impfung hatte sich das Praxisteam als zeitliche Vorgabe gesetzt. Durch die vorherigen Anmeldungen kam es vor dem Empfangszelt nur zu vereinzelten, kurzen Schlangen. „Das Ordnungsamt ist enttäuscht wieder abgezogen“, scherzte Pfannkuch.
Zwei weitere Sonderimpfungen sind in der Stadtmitte vorgesehen
Während Pfannkuch am reibungslosen Ablauf durchaus zweifelte, so überzeugt war er hingegen von der Maßnahme selbst. „Das ist ganz klar der richtige Weg. Wenn wir den Stadtteil befrieden, dann befrieden wir auch die ganze Stadt“, betonte der Ärztliche Leiter. Oberbürgermeister Marc Buchholz ergänzte: „Je mehr Menschen geimpft sind, desto mehr hilft es mir selbst ja auch.“
Dass sich andere Stadtteile nun benachteiligt fühlen, kann der Allgemeinmediziner durchaus nachvollziehen. „Aus Sicht der Gefahrenabwehr war die Aktion aber notwendig.“ Zumal die Stadt bereits zwei weitere Schwerpunktimpfungen in der Stadtmitte angekündigt hat. Am 13. und 14. Mai wird die Kinderarztpraxis von Dr. Ulrike Breckling (Delle 46) ebenso 500 Impftermine vergeben wie die urologische Facharztpraxis von Dr. Horst Godo (Kaiserstraße 65) am 14. und 15. Mai.
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Pfannkuch hofft spätestens im Juni auf verbesserte Zahlen in Styrum
Spätestens mit dieser Sonderimpfung sei der Stadtteil Styrum ein ganzes Stück weit nach vorne gekommen. „Das wird sich spätestens im Juni auch in den Zahlen zeigen“, ist sich Pfannkuch sicher. Eine Wiederholung hält er nicht für notwendig. „Das sollte dann eher über die anderen Stadtteile verteilt werden.“