Mülheim. Wer eine kreative Geschäftsidee hat und in einen leerstehenden Laden der Mülheimer City einziehen möchte, kann auf umfangreiche Förderung hoffen.

Gut zwölf Prozent der Ladenlokale in der Innenstadt stehen aktuell leer. Im Vergleich mit Nachbarstädten ist das „guter Durchschnitt“, sagt Citymanagerin Gesa Delija. Luft nach oben aber gibt’s noch ausreichend. Mit dem Projekt „EG Neu – Dein Quartal für Dein Quartier“ nimmt die Kommune nun an einem NRW-Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte teil. Über 250.000 Euro fließen nach Mülheim. Das Geld kommt Menschen zugute, die mit originellen Ideen leerstehende Läden an der Wallstraße, dem Kohlenkamp oder dem Löhberg beziehen. Für bis zu zwei Jahre wird ein Großteil ihrer Miete übernommen. Wer dabei sein will, kann sich ab sofort bewerben. Auch Vermieter passender Objekte können sich melden.

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Vielfalt ist ein Wort, das beim Pressetermin mehrfach fällt. Oberbürgermeister Marc Buchholz (CDU), der mit Gesa Delija und Daniel Bach aus dem Stadtplanungsamt eingeladen hat, schwebt eine attraktive, bunte, lebendige City vor. „Uns kommt’s auf Traffic an, auf Läden, die Anziehungskraft haben.“ Man benötige „nicht unbedingt den 21. Friseur“, sagt Delija – doch eigentlich sei man für jede Idee offen. Zunächst brauche man Menschen, die entsprechende Flächen zur Verfügung stellen. Und dann Einzelhändler, Gastwirte oder Handwerker, die einziehen möchten. Oder Kreative, die etwas ausprobieren wollen. Oder Menschen, die im sozialen Bereich Dienstleistungen anbieten. Oder, oder, oder. Man erkenne schnell, wer ins Quartier passt: „Wir haben gute Ortskenntnis, wissen, was wir brauchen könnten“, so die Citymanagerin.

Stadt will für Objekte 70 Prozent der letzten Kaltmiete zahlen

Die Stadt plant, die Objekte zu einem reduzierten Zins anzumieten. Man sei sicher, dass sich trotz des Abschlags Eigentümer finden, die bereitwillig vermieten. Denn selbst wenn der volle Satz ausbleibe und nur 70 Prozent der letzten Kaltmiete auf dem Konto lande, sei diese Perspektive gewiss besser als der Leerstand, hieß es am Mittwoch. „Wir suchen Leute, die sagen: Super, da machen wir mit“, so Delija.

Bislang nur für Objekte zwischen Bahn- und Schloßstraße

Das Projekt läuft noch bis Ende 2023 und wird durchs Land zu 90 Prozent bezuschusst. Den Rest steuert die Stadt bei.

Zunächst geht es um Ladenlokale an Wallstraße, Kohlenkamp und Löhberg – und zwar nur im Bereich zwischen Bahn- und Schloßstraße.

Im April hat die Stadt noch einen Ergänzungsantrag auf den Weg gebracht, um das Projektgebiet bis zur Leineweberstraße auszuweiten. Die in Aussicht stehenden zusätzlichen 110.000 Euro aber sind noch nicht bewilligt.

Weitere Infos und die genauen Angaben zur Bewerbung gibt es auf der Homepage der Stadt: www.muelheim-ruhr.de.

Die Kommune vermietet das Objekt anschließend weiter an einen passenden Gründer, verlangt von diesem allerdings nur einen Bruchteil der Kosten. Im Höchstfall wird ein Mietnachlass von bis zu 80 Prozent gewährt – für drei bis sechs Monate. Wer nicht-kommerziell unterwegs ist, kann sogar auf bis zu 24 Monate Unterstützung hoffen.

Schon Anfang 2019 hatte die Stadt ein „Einzelhandelslabor“ eröffnet

Ausgewählt werden die Projekte von Delija, Bach sowie von Planungsamtschef Felix Blasch. Gänzlich neu ist die Idee übrigens nicht: Schon Anfang 2019 hatte die Stadt ein „Einzelhandelslabor“ eröffnet, in dem sich Gründer ausprobieren konnten. Auf 50 leerstehenden Quadratmetern an der Ecke Löhberg/Kohlenkamp entstand ein „Pop-up-Shop“, in dem sich Händler für jeweils 90 Tage mietfrei präsentieren konnten. Den Anfang machte damals Jörn Gedig mit seinen 4330-Textilien. Ihm folgten der Hagebaumarkt und im Sommer des Jahres Julian Schick mit seinem Concept-Store „Good Life“.

Nach seinen drei Monaten durfte Schick, anders als seine Vorgänger, am Standort verbleiben. Sein Laden hat sich längst in der City etabliert. Auf vergleichbare Erfolge setzen die Organisatoren auch jetzt: Wer mit seiner Idee ankommt, hat in den allermeisten Fällen auch die Möglichkeit, langfristig im Objekt zu bleiben.

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Team vom Laden „Urban Mining“ ist wieder dabei

Die Veranstalter setzen auf Aufbruchstimmung – jetzt, wo die vollständige Öffnung der Läden nach den schwierigen Corona-Monaten immer wahrscheinlicher wird. Noch weist die Statistik in der Wallstraße einen Leerstand von 17,9 Prozent aus, am Löhberg von 12,5 Prozent und am Kohlenkamp von 4 Prozent – doch schon bald sollen die Zahlen besser sein. Damit die Gründer Erfolg haben, will sich auch wieder Dominik Schreyer vom Diakoniewerk Arbeit & Kultur mit seinem Team vom „Urban Mining“ am Kohlenkamp einbringen. Wie schon 2019 beim Pop-up-Shop bietet er an, die Läden unentgeltlich mit Second-Hand- oder selbst hergestellten Möbeln auszustatten. „Wir haben Interesse daran, dass sich das Quartier weiterentwickelt und können so auch auf unsere eigenen Produkte aufmerksam machen.“