Mülheim. Nach Modellrechnung eines renommierten Institutes unterschreitet Mülheim am Pfingstsonntag die Inzidenz von 35. Wie verlässlich ist die Prognose?

Seit geraumer Zeit bestimmen Sieben-Tage-Inzidenzen unser Leben. In jeder Stadt wird auf feste Grenzwerte geschaut: Wenn die Inzidenz fünf Werktage hintereinander unter 100 liegt, gilt die Corona-Notbremse nicht mehr, insbesondere die abendliche Ausgangssperre. Wenn der Wert stabil unter 50 fällt, können Kommunen weitere Lockerungen erlauben, beispielsweise eine Öffnung der Außengastronomie.

In Mülheim wird schätzungsweise am 19. Mai die 50er-Grenze unterschritten

Eine Prognose des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI) gibt jetzt Grund zur Hoffnung, dass sich Mülheim schnell aus dem roten Bereich retten kann. Danach könnte die Inzidenz am 19. Mai, also kommenden Mittwoch, unter die 50er-Marke rutschen. Am 23. Mai - Pfingstsonntag - wäre dann sogar die 35er-Grenze unterschritten.

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Am Freitag ist es vorbei mit der Ausgangssperre in Mülheim. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt schon lang genug unter der kritischen Grenze von 100.
Von Annette Lehmann und Mirco Stodollick

Damit könnte Mülheim relativ gelassen auf die nächsten Wochen blicken. Zum Vergleich: NRW gelangt nach dieser Vorausschau erst am 16. Mai unter einen Inzidenzwert von 100, am 7. Juni unter 50 und am 18. Juni, kurz vor Sommeranfang, unter die 35er-Schwelle. All diese Zahlen sind aber noch mit diversen Fragezeichen versehen.

Frühwarnsystem für das Gesundheitswesen

Das ZI, nach eigener Aussage „das führende Forschungsinstitut für die ärztliche Versorgung in Deutschland“, hat das Modell im Mai 2020 entwickelt. Eine Art Frühwarnsystem für die Länder soll es sein, um rechtzeitig gegenzusteuern, wenn das Gesundheitssystem an seine Grenzen gerät.

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In die Berechnung der „ZI-Frühindikationen zu Covid-19“ fließen verschiedene Faktoren ein, am wichtigsten sind die momentane Inzidenz und der aktuelle Reproduktions-Wert (R-Wert), der angibt, wie viele Personen ein Infizierter durchschnittlich ansteckt. Besonders dieser R-Wert macht oft unvermittelte Sprünge, darauf weist auch das ZI hin: „Liegt der R-Wert nur knapp unter 1, ergeben sich sehr lange Zeiträume, bis die Inzidenz deutlich sinkt.“

Keine exakte Prognose für die zukünftige Entwicklung

Da die Berechnung immer nur die aktuellen Daten zugrunde legt, stelle sie „keine exakte Prognose für die zukünftige Entwicklung dar“. Diese hängt auch von anderen Faktoren ab, etwa davon, wie es mit dem Impfen vorangeht. Die Prognose kann also morgen schon wieder anders aussehen. . .

Für Mülheim wird derzeit mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 98 und einem relativ niedrigen R-Wert von 0,65 gearbeitet. Bei einem geringfügig höheren R-Wert von 0,7 müssten sich die Menschen noch etwas länger gedulden: Dann würde nach diesem Modell die 50er-Inzidenz am 20. Mai erstmals unterschritten, die 35-er Marke am 25. Mai. Aber auch das wären ja keine schlechten Aussichten.