Mülheim. Das Einkaufszentrum Forum in Mülheims City wird umgebaut zum Gesundheitszentrum. Für 40 Millionen Euro entsteht ein Prototyp. Hier die Pläne.

Dem Shoppingcenter Forum in der Mülheimer Innenstadt geht es schlecht, die Probleme begannen lange vor Corona. Aber: Noch in diesem Jahr sollte es Neuigkeiten geben, ein Zukunftsmodell. Das hatte der Eigentümer Commerz Real versprochen - und hat Wort gehalten. Am Dienstag wurden die Pläne präsentiert. Sie sind weitreichend. Dem Center steht eine grundlegende Neuorientierung bevor.

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Bis Ende 2023 soll es umgestaltet werden und einen Schwerpunkt auf Gesundheit legen: „Forum Medikum“ heißt das neue Modell mit Angeboten für alle Generationen. Dabei haben die Investoren besonders das erste Obergeschoss und das Untergeschoss im Blick, die sich in jüngster Zeit zunehmend geleert haben.

Praxisflächen für Ärzte, Physiotherapie oder Pflegedienste im Obergeschoss

Hier sollen Dienstleister aus den Bereichen Medizin, Therapie und Pflege einziehen, während es Einzelhandel und Gastronomie dann nur noch im Erdgeschoss gibt. Die verfügbaren Praxisflächen etwa für Ärzte, Physiotherapie, Krankenkassen, Pflegedienste oder Sanitätshäuser werden in Größen von 150 bis 2500 Quadratmetern angeboten.

Gastronomie und Einzelhandel soll es künftig nur noch im Erdgeschoss des Forums geben - abgestimmt auf das Thema „Gesundheit“ und im neuen Design. 
Gastronomie und Einzelhandel soll es künftig nur noch im Erdgeschoss des Forums geben - abgestimmt auf das Thema „Gesundheit“ und im neuen Design.  © Animation/Commerz Real

Das Ambiente dieser Räume soll dem Konzept der „Healing Architecture“ folgen und bei Besuchern eine positive Stimmung erzeugen: durch begrünte Wände, angenehme Düfte, entspannende Musik. Außerdem sieht das Konzept eine Kindertagesstätte im Parterre vor.

Manager: Entwicklung im Einzelhandel vorwegnehmen

Die wirtschaftliche Verantwortung für das Forum liegt seit dessen Verkauf im Frühjahr 2017 bei Hausinvest, einem offenen Immobilienfonds von Commerz Real. Der zuständige Fondsmanager Mario Schüttauf erklärte am Dienstag: „Wir wollen mit dem neuartigen Konzept eine Entwicklung vorwegnehmen.“ Denn Corona habe die Herausforderungen für den stationären Einzelhandel beschleunigt. „Es ist absehbar, dass viele Probleme bekommen.“

Insgesamt 30 bis 40 Millionen Euro will Commerz Real im Forum Mülheim investieren und lässt bereits durchblicken, dass es eher 40 Millionen werden. Für ein Modell, das bei der Vorstellung als „Prototyp“ und „Premiere“ bezeichnet wurde. Vorbilder andernorts in Deutschland oder in Europa gebe es bislang nicht.

Mitten in Mülheim entsteht ein Prototyp

Bevor die Entscheidung fiel, in der Mülheimer City groß zu investieren, habe man den Standort und das Gebäude genau analysiert, erläutert Jens Böhnlein aus dem Management von Commerz Real. Das Besondere sei die zentrale Lage, als weitere Pluspunkte zählt er auf: viele Parkplätze, einfacher Zugang, zahlreiche Aufzüge, direkte Anbindung an den ÖPNV und die Innenstadt. „Wir wollen hier eine neue Lebensmitte kreieren, wo das Thema Shoppingcenter neu gedacht wird.“ Von einem „tollen Produkt“ spricht Böhnlein, „an das wir alle glauben.“ An der Projektidee werde bereits seit drei Jahren gefeilt, ergänzt Hubert Stech, Geschäftsführer der Multi Germany GmbH, die das Forum betreibt.

Center bleibt während des Umbaus geöffnet - „OP am offenen Herzen“

Erster Mann vor Ort, der den Umbau hautnah begleiten wird, ist Centermanager Daniel Wahle. Seine zentrale Botschaft lautet: „Das Forum bleibt durchgehend geöffnet. Eine OP am offenen Herzen. Das ist wichtig, aber auch herausfordernd.“ Seit nunmehr drei Jahren trägt Wahle im Forum Verantwortung, „sehr froh“ sei er über die anstehenden Veränderungen.

Weniger Fläche für Shops und Gastronomie

Rund ein Viertel der ursprünglich 90 Ladenlokale im Forum steht mittlerweile leer. Letzter großer Einschnitt war der Auszug von C&A.

Von der Gesamtfläche (rund 52.000 qm) sollen künftig nur noch 22.500 qm für Einzelhandel oder Gastronomie genutzt werden und 14.500 qm für medizinische Angebote.

Denkbar sind laut Exposé des Eigentümers auch OP-Zentren, Tagespflege oder Wohngruppen.

Vorrangig gehe es jetzt darum, dass Geschäfte vom Obergeschoss ins Parterre ziehen, so Wahle. Allzu viele werden da nicht übrig bleiben. „Einige verändern sich konzeptionell, nicht alle wollen diese Reise begleiten.“ Medimax, Takko und der Spielzeugladen werden sich aus dem Forum verabschieden. Mietverträge würden aufgelöst. „Je schneller, desto besser“, meint der Centermanager. Der Branchenmix werde sich nachhaltig ändern, angepasst an das übergeordnete Thema: Gesundheit.

Kino im Forum soll bleiben, sofern es die Corona-Krise übersteht

Wenn alles nach Plan läuft, ist die Umgestaltung bis Ende 2023 abgeschlossen. In gut drei Jahren wäre das „Forum Medikum“ also in Betrieb. Das Fitnessstudio soll im Haus bleiben und nach Möglichkeit auch die Filmpassage. Centermanager Daniel Wahle würde es sich wünschen, er findet: „Es gehört zur Lebensqualität dazu.“ Langfristig wolle man das Kino am Standort etablieren. „Es hängt allerdings davon ab, wie es die Corona-Krise übersteht.“

OB: Erster Meilenstein für eine attraktivere Innenstadt

Auch Mülheims neuer Oberbürgermeister Marc Buchholz bekam am Dienstag erstmals Einblick in die Pläne und wertete sie erfreut als „ersten Meilenstein“, um die Innenstadt attraktiver zu gestalten. Vielleicht, so Buchholz in Anspielung auf die Nachbarstadt Oberhausen, werde daraus eine „Neue Mitte der Gesundheit“.

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Umfassen könnte das Ensemble auch eine Kindertagesstätte, für die der Investor den Namen „Forum Kids“ ersonnen hat. Benötigt würden weitere Betreuungsplätze sicher. „Wir haben großen Bedarf in der Innenstadt“, bestätigt der OB. Er würde sich über eine zeitnahe Neueröffnung freuen. Ob der Kindergarten im Forum tatsächlich kommt, müssten allerdings die zuständigen politischen Gremien entscheiden.

Planungsdezernent Peter Vermeulen lobt das Vorhaben „Forum Medikum“ als „gutes Signal“. Dabei seien die Eigner des Forums nicht die Einzigen, die in der Mülheimer Innenstadt investieren. Nach dem Verkauf des Hauptpost-Geländes und weiterer zentraler Grundstücke am Hauptbahnhof würden auch diese Flächen bald belebt. Vermeulen zumindest geht „mit großer Zuversicht ins nächste Jahr“.