Mülheim. Die Mülheimer Innenstadt ist besser als ihr Ruf: Jetzt kommt Eiscafé Sorelli’s an den Kohlenkamp. Warum die Nebenstraße ein Hoffnungsträger ist.

Die Straße hat „ein tolles Flair, alles ist unheimlich gepflegt, die Nähe zum Wasser mit der Promenade ist sehr sympathisch, die Geschäfte sind originell“ und vom Stadtmanagement dürfe sich sogar Essen eine Scheibe abschneiden. Mancher Mülheimer mag sich ungläubig die Augen reiben, die Ohren waschen, aber die höchsten Töne, die der Essener Gino Cassaro hier verliert, beschreiben die heimische Innenstadt. Und genau deshalb kommt das Eiscafé Sorelli’s von der Rü ebenfalls an die Ruhr.

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Der Kohlenkamp entpuppt sich langsam zur interessanten Meile

Sein hohes Lob ist nicht nur Marketing-Sprech. Doch offenbar braucht es schon einen „von außerhalb“, um zu entdecken, was seit längerem schon gilt: Quer zum Sorgenkind Schloßstraße entpuppt sich der Kohlenkamp allmählich zur interessanten Meile zwischen gemütlicher Altstadt und hochmodernem Radschnellweg. Und diese „Raupe“ beginnt mit dem vegetarischen „Kaff“, Mausefalle und „Isi Baba“ am Fuße der Petrikirche. Und endet vorerst am Unverpacktladen Püngel und Prütt.

Das Sorelli’s schlägt sich genau in die Mitte dieses alternativen Laufwegs: Gegenüber vom beliebten Café Perfetto - dort, wo zuvor die katholische Ladenkirche war – zieht Inhaber Gino Cassaro mit hausgemachten Eisspezialitäten ein. Und das schon bald. Etwa ab Mitte April sollen Blaubeer-Lavendelsorbet, gesalzenes Erdnuss-Karamelleis und ein Ruhrpott-Eis mit schmelzendem Brownie-Flöz am Boden über die Theke gehen – to go zunächst. Im Post-Pandemie-Zeitalter dann wohl mit kleinem Außenbereich.

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Zielgruppe? Qualitäts- und umweltbewusst

Sorelli's Frozen Yogurt & Eisbar ist in Essen-Rüttenscheid und Werden beliebt. Ab Mitte April findet man einen To-Go-Laden auch am Kohlenkamp 30.
Sorelli's Frozen Yogurt & Eisbar ist in Essen-Rüttenscheid und Werden beliebt. Ab Mitte April findet man einen To-Go-Laden auch am Kohlenkamp 30. © FUNKE Foto Services | Thomas Goedde

Mit Eis ohne künstliche Zusatzstoffe und Aromen, mit sizilianischen Pistazien, selbst gezogener Vanille und glutenfreien wie veganen Sorten stellt sich das seit 2012 in Essen groß gewordene Sorelli’s ebenso in die Marktmitte einer qualitäts- wie umweltbewussten, aber auch stark auf ihre Zielgruppe fokussierte Einzelhandels-Gemeinschaft entlang des Kohlenkamps.

„Wir sind aber kein Eiscafé nur für ein Nischenpublikum“, sieht Cassaro seinen Laden vielmehr als moderne Variante jenseits der klassisch gefliesten italienischen Stuben mit Spiegeln an der Wand und Krokantbecher auf der Karte. Das Sorelli’s produziert deshalb neben hausgemachtem Eis auch eigene Limonaden, Frozen Yoghurt, Saucen und Zimtschnecken, es liefert an Lebensmittelläden und vielleicht bald auch an Kinos.

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Viel Lob für den Spirit am Kohlenkamp

Stadtentwicklung hat lange Zyklen. Anderthalb Jahre hat Citymanagerin Gesa Delija gebraucht, um das Geschäft mit Gefrorenem für Mülheim zu erwärmen. Erst der Umzug der Ladenkirche machte genau den Platz frei, der Cassaro überzeugte. Es passe genau zum engagierten „Spirit, den viele Geschäfte hier nach außen tragen. Das sind echte ,Typen’, die ein fokussiertes Angebot haben und ihre Kunden sowohl in den sozialen Medien als auch emotional abholen“, hat sich für Delija die Beharrlichkeit ausgezeichnet, auf den richtigen Moment gewartet zu haben.

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Püngel und Prütt, Villa Smilla, Kaff, Beim Schlesier, auch 4330 Mülheim - bevor er umzog -, und viele andere auch ums Eck an der Wallstraße zeichnen für Delija den besonderen Unternehmer-Geist des Kohlenkamps aus. Offenbar muss es nicht immer die Schloßstraße sein, um Geschäfte zu machen. „Hier hat sich ein neuer Laufweg durch die Innenstadt gebildet“, stellt die Citymanagerin fest. Und der werde inzwischen sogar von Interessenten außerhalb rege nachgefragt.

Die quer schlängelnde Raupe Kohlenkamp ist auf dem Weg, ein bunter Schmetterling zu werden. Jetzt hofft Gesa Delija darauf, dass der in Zukunft positive Flügelschläge bringen wird für die weitere Entwicklung der Innenstadt.

Die Mülheimer Innenstadt muss sich mutiger erfinden – ein Kommentar.