Mülheim. Schnelles Internet für Mülheim: 1200 Haushalte und 48 Schulen sollen an das Glasfasernetz angeschlossen werden - so schnell könnte es gehen.

  • Schnelles Internet für Mülheim: Zusammen mit der Firma Medl baut die Stadt Mülheim das Glasfasernetz aus. Mintard und auch Selbeck könnten bereits ab Oktober 2022 ans schnelle Datennetz gehen.
  • 1200 Haushalte und 48 Schulen in Mülheim sollen von dem Ausbau des Glasfasernetzes profitieren. Dafür nehmen die Verantwortlichen rund 24 Millionen Euro in die Hand.
  • Perspektivisch könnte ganz Mülheim mit dem Glasfasernetz versorgt werden. In der Praxis lasse sich das neue Glasfasernetz mit den Gasleitungen in Mülheim verlegen - also mit wenigen Baustellen.

„Wie? Bin ich schon drin?“, wird es kollektiv durch Mintard raunen und das in absehbarer Zeit. Denn im seit Jahren abgehängten Mülheimer Digital-Hamlet wird in den kommenden 18 Monaten das Glasfasernetz ausgebaut. Und nicht nur dort: Für rund 24 Millionen Euro wollen Medl und Stadt ein eigenes Breitbandnetz vom Süden bis Norden ziehen und die bislang „weiße Flecken“ ans digitale Dorf anbinden. Vor allem die 48 Mülheimer Schulen zählen mit zu den Gewinnern der Maßnahme.

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Mülheimer Glasfaser-Ausbau wird mit Bundes- und Landesmitteln finanziert

Möglich macht den überfälligen Ausbau der für die Zukunft der Digitalisierung wichtigen Gigabit-Strukturen ein satter Geldsegen des Bundes. Allein zwölf Millionen Euro steuert dieser gezielt für solche Ecken in der Region bei, die von Unternehmen wie Telekom und Vodafone bisher vernachlässigt wurden, weil sie nicht wirtschaftlich erschienen.

Die andere Hälfte der rund 24 Millionen Euro sollen vom Land NRW eingeholt werden. Dafür sind gut 150 Kilometer Glasfaser in der Stadt zu verlegen – ein Kilometer kostet damit durchschnittlich an die 160.000 Euro. Als Experten für den Netzbetrieb hat Medl sich die Westenergie Breitband GmbH mit ins Boot geholt. Allerdings wird dies seine Zeit benötigen, genauer gesagt, rechnen Medl und Stadt mit viereinhalb Jahren für die Umsetzung.

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Mülheim: Mintard kann ab Oktober 2022 an das Glasfasernetz angeschlossen werden

Mintard und auch Selbeck könnten bereits ab Oktober 2022 ans schnelle Datennetz gehen, weil an der A52 und A3 auch die Anschlüsse an die Datenautobahn liegen. Vom Süden aus also ziehen die dafür eingeplanten acht bis zehn Kolonnen einen Trassenhauptstrang „linksruhr“ entlang der Kölner Straße Richtung Saarn, Broich und Speldorf.

Sie kümmern sich um das schnelle Glasfaser-Netz in Mülheim: Stadtkämmerer Frank Mendack (v.l), Dr. Hendrik Dönnebrink (Geschäftsführer medl), Beigeordneter Peter Vermeulen, Oberbürgermeister Marc Buchholz, Matthias Linke (Amtsleiter Geodatenmanagement), Burkhard Malcus (Abteilungsleiter Planung medl) und Marcel Thelen (Gigabitkoordinator)
Sie kümmern sich um das schnelle Glasfaser-Netz in Mülheim: Stadtkämmerer Frank Mendack (v.l), Dr. Hendrik Dönnebrink (Geschäftsführer medl), Beigeordneter Peter Vermeulen, Oberbürgermeister Marc Buchholz, Matthias Linke (Amtsleiter Geodatenmanagement), Burkhard Malcus (Abteilungsleiter Planung medl) und Marcel Thelen (Gigabitkoordinator) © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Der zweite wird rechts der Ruhr von Ickten hoch nach Fulerum, Winkhausen und Dümpten laufen. Bei Raadt biegt er auch zur Innenstadt ab. Von der Innenstadt gehen wiederum Trassen nach Styrum und Dümpten. 1200 Haushalte werden am Ende durch das schnelle Glasfaser-Netz der Medl verbunden, nicht weniger wichtig aber auch: 48 Schulen.

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Mülheims OB Buchholz will kurzfristige Lösung für Schulen

Planungsdezernent Peter Vermeulen, dessen Dezernat die Antragstellung auf den Weg brachte, begrüßt, dass bald „alle Schulen über ausreichende Bandbreite verfügen, in einer Zeit, in der wir alle den Nutzen der Digitalisierung greifbar erkennen können“. Bei einem ersten Anlauf 2019 erlitt die Ausschreibung der der Stadt eine Bruchlandung: Die bekannten Netzbetreiber bissen nicht an; die Anbindung entlegener Orte wie Mintard oder auch Uhlenhorst sei „nicht wirtschaftlich“, hieß es.

Mit Fördermitteln aber sieht das anders aus: Oberbürgermeister Marc Buchholz will jedoch keine vier Jahre warten, bis diese schon jetzt dringend benötigte schnellen Verbindungen an den Bildungseinrichtungen verfügbar sind. Er kündigte als „Brückentechnik“ eine mögliche Lösung über Sim-Karten an, die er in den nächsten Tagen vorstellen will.

Glasfasernetz in Mülheim: Schnelles Internet ohne viele Baustellen

Anbindung darf 30 Mbit/s nicht überschreiten

Kriterium für das Bundesförderprogramm ist eine schlechte Download-Geschwindigkeit: Sie darf 30 Mbit/s nicht überschreiten. Ein Glasfaser-Netz kann dagegen 1000 Mbit/s oder ein Gigabit erreichen und perspektivisch sogar 10 bis 20 Gbit/s. Ein Download von 100 Gigabyte benötigte per Glasfaser etwa knapp drei Minuten.

Mehr Infos zum Glasfasernetz geben die Ansprechpartner bei der Stadt: marcel.thelen@muelheim-ruhr.de sowie bei Medl: Jörg Hanitz unter glasfaser@medl.de.

Die Medl wird somit auch noch Netzbetreiberin in der Stadt, weil sich die Großen auf die Anfragen der Stadt schlicht nicht meldeten. Für OB Buchholz ein glücklicher Umstand, dass sich der Mülheimer Energiedienstleister hier auf Neuland begibt. Medl-Geschäftsführer Hendrik Dönnebrink spricht von einem „Paradigmenwechsel“ für das Unternehmen, aber auch von einer Chance, sich einen neuen Geschäftszweig anzueignen.

Und schließlich lassen sich Gas- und nun auch Glasfaser-Netze in der Praxis wohl gut in einem Rutsch verlegen, was nicht nur die Kosten, sondern auch die Zahl der Baustellen in der Stadt kleinhalten soll. So könnte perspektivisch die Medl die gesamte Stadt mit Glasfaser versorgen und ihren Zugang für Drittanbieter öffnen.

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