Holsterhausen. . Die Heimstatt Engelbert plant eine neue Nutzung der 2008 aufgegebenen Kirche St. Stephanus und des angrenzenden Geländes. In der Kirche soll ein Begegnungszentrum entstehen. Auf dem Gelände werden drei Häuser mit Wohnungen für Menschen mit und ohne Behinderung gebaut.
Neues Leben für die 2008 aufgegebene katholische Kirche St. Stephanus an der Hausackerstraße: Die Heimstatt Engelbert hat das 7000 Quadratmeter große Gelände im Umfeld der profanierten Kirche im Januar gekauft und will dort Wohnangebote für Menschen mit und ohne Behinderung schaffen. „Uns geht es um Inklusion, um das Zusammenleben der Menschen, das die UN-Menschenrechtskonvention festlegt“, sagt Ute Gibbels, Geschäftsführerin der Heimstatt Engelbert. Der Verein wurde 1953 gegründet, kümmert sich um Menschen mit geistiger oder psychischer Behinderung und betreut in Essen rund 400 Betroffene vom Jugendlichen bis zum Senior.
Laut Gibbels investiere die Heimstatt Engelbert über fünf Millionen Euro in das Projekt. Baubeginn für die drei Wohnhäuser - Gruppen-Wohnungen, Kinder- und Jugendhaus und Mehrgenerationen-Haus - wird im März 2012 sein, Anfang 2013 sollen die ersten Bewohner einziehen.
„Wir haben wohl den Zuschlag für das Projekt auch deshalb bekommen, weil wir die sehr außergewöhnliche Kirche mit ihrer einzigartigen ovalen Form erhalten wollen“, blickt Gibbels zurück. Aufgrund der Baufälligkeit des Kirchengebäudes, an dem dringend Reparaturen erforderlich seien, müsse man mit der Kirche beginnen, die zum Begegnungszentrum umgestaltet werden solle. „Vielleicht starten wir mit dem Umbau der Kirche schon im Dezember“, hofft die Geschäftsführerin auf eine schnelle Umsetzung. Die hätte zudem den Vorteil, dass die Heimstatt den neuen Begegnungsraum, der auch eine Tanzfläche und eine Bühne beinhalten soll, schon bald für Veranstaltungen nutzen könnte.
Um den großen Begegnungsraum im ehemaligen Kirchenschiff sollen kleinere Ergänzungsräume entstehen, die auch von den Bürgern angemietet werden können. „Ganz gleich, ob jemand dort seine elektrische Eisenbahn aufbauen oder eine Skatrunde veranstalten will, jeder ist willkommen“, betont Gibbels.
Die anderen baufälligen Altbauten auf dem Gelände an der Straße An St. Stephanus wie das alte Jugendheim, ein Verbindungsbau und die Notkirche werden abgerissen. Im alten Pfarrhaus sind bereits fünf Erwachsene der Heimstatt in einer betreuten Wohngemeinschaft eingezogen.
Ausblick zum Innenhof
In den drei geplanten Wohnhäusern sollen in insgesamt etwa 20 Wohnungen Studenten, Singles, Paare, Familien und Senioren einziehen. Loggien mit Ausblick zum Innenhof sollen die Teilnahme am Gemeinschaftsleben ermöglichen. Das gelte auch für Bettlägerige. Es gebe bereits einige Anfragen aus der Nachbarschaft, besonders von älteren Menschen, die gern in einer für Rollator oder Rollstuhl geeigneten Wohnung leben möchten.
„Ein 80-jähriger Mann hat sich auf die Warteliste für eine seniorengerechte Wohnung setzen lassen. Er sei noch fit und könne auch zwei Jahre warten“, berichtet Gibbels. Die Miete für die Wohnungen sei „ortsüblich“, man müsse also weder vermögend sein noch einen Wohnberechtigungsschein besitzen.
Die Stadt stehe den Plänen sehr aufgeschlossen gegenüber, betont die Geschäftsführerin. Insgesamt bedeute das Projekt für die Heimstatt Engelbert in Bezug auf die Kosten eine riesige Anstrengung - finanziert werde das Ganze aus Eigenkapital, Landeszuschüssen und über Kredite. Auch der logistische Aufwand, besonders für das Begegnungszentrum, sei immens: energetisch optimierte Heizmöglichkeiten, Fluchtwege, Toilettenanlagen, Parkplätze, Raumpflege, Öffnungszeiten und vieles mehr sei zu beachten - vor allem, da in den charakteristischen Kirchenraum möglichst wenig eingegriffen werden solle. Es werde eine Küche geben, aus der später vielleicht ein Mittagstisch für die Nachbarn angeboten werden soll.
Zudem ist neben dem Haus für Betreutes Wohnen ein sogenanntes Kompetenzzentrum mit Gesundheits-, Therapie-, Pflege- und Beratungsangeboten geplant, das für alle Bürger nutzbar sein wird. Das Grün um die Gebäude soll auf jeden Fall erhalten bleiben.
Einkaufsmöglichkeiten
Für das Vorhaben der Heimstatt Engelbert sei die Lage von St. Stephanus optimal: Eine gute Verkehrsanbindung, Einkaufsmöglichkeiten, Sport- und Spielplätze sowie der Kindergarten St. Stephanus, mit dem man kooperieren werde, in der Nachbarschaft seien Aspekte, die zum Gelingen des Projekts beitragen würden, sind die Verantwortlichen optimistisch.