Mülheim. Seit Jahren kommt der zwischen Hauptfriedhof und Flughafen geplante Bürgerradweg in Mülheim nicht voran. Nun soll das Projekt 2023 starten.

Wenn Geduld die Tugend der Revolutionäre ist, dann müsste dem Mülheimer Fahrrad wohl mit dem Bürgerradweg durch Raadt geradezu ein Verkehrsumbruch bevorstehen. In gut sieben Jahren Diskussion mit anschließender Hängepartie wuchs viel Gras über die dafür vorgesehene, stillgelegte Straßenbahntrasse. Jetzt aber kann der Fahrradbeauftragte Helmut Voss ankündigen, dass 2023 der Bau des Fuß- und Radwegs zwischen Hauptfriedhof und Flughafen starten kann. Warum es dennoch ratsam ist, die Korken nicht gleich knallen zu lassen.

Mülheims Fahrradbeauftragter hofft auf schnellen Baubeginn

Vom Flughafen in Mülheim-Raadt soll es einen Bürgerradweg Richtung Innenstadt geben.
Vom Flughafen in Mülheim-Raadt soll es einen Bürgerradweg Richtung Innenstadt geben. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Denn für den Bau der rund zwei Kilometer langen und drei Meter breiten Strecke auf der ehemaligen Trasse der Linie 104 ist das Land und somit der Landesbetrieb StraßenNRW zuständig. Der Grund: Die Zeppelinstraße ist eine Landesstraße. Für den Bau des Radweges aber will das Land noch Fördermittel beim Bund aus dem Programm „Stadt &Land“ beantragen und rechnet mit einer Bewilligung nicht vor 2022.

Und so steht ein Baubeginn voraussichtlich erst 2023 an, der ursprünglich schon in diesem Jahr geplant war. Voss hofft zumindest, dass sich die Bewilligung nicht weiter hinausziehen wird.

Doch kaltstellen kann man das Prickelwasser schon mal, denn die Achse von Nord-West nach Süd-Ost hat – sobald sie fertig gestellt ist – eine radpolitisch regionale Bedeutung.

Denn mit der Fertigstellung erschließt sich per pedes und Pedale nicht nur bequem und – abgegrenzt durch einen breiten Grünstreifen – nahezu durchgängig autofrei der Mülheimer Osten bis hin zum Flughafen. Je nachdem, wie das Gelände künftig weiter entwickelt wird – die Weichen für eine Eventhalle sind bereits gestellt – bekommt der Radweg eine weitere Bedeutung als ökologisch schadstoffarme Verkehrsverbindung.

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Bürgerradweg schafft wichtige regionale Verbindung zum Radschnellweg

Perspektivisch öffnet er auch den weiteren Weg etwa als Pendlerstrecke in den Essener Westen und Süden, indem man am Flughafen-Gelände auf die andere Straßenseite wechseln können soll, und per Rad- und Gehweg weiter entlang der Lilienthalstraße strampelt, die nach Essen führt.

Die Bedeutung des Bürgerradwegs ergibt sich aber vor allem umgekehrt: In Richtung Innenstadt schließt er an den Radschnellweg 1 an.

Freilich sind dazu immer noch einige Zwischenschritte zu erledigen: So gilt es die Nebenstraße entlang der Zeppelinstraße – zwischen Hauptfriedhof und der Kreuzung Steinknappen, Holthauser Höfe – mit einem Radweg von und zur Innenstadt zu verbinden.

Beschlossen wurde bereits vor gut zwei Jahren, den Fahrradschutzstreifen von der Innenstadt zum Friedhof zwischen Oppspring-Kreuzung und Pasteurstraße bis hin zur Kreuzung Steinknappen in beide Fahrtrichtungen zu erweitern. Damit wäre die Lücke zum Hauptfriedhof zumindest von Stadtseite aus geschlossen. Laut Voss ist die Ausführung für die kommenden zwei Jahre geplant.

Letzte Lücke zur Innenstadt muss noch geschlossen werden

Bürgerradweg kostet rund 700.000 Euro

Kalkuliert wird der Bau des Radweges entlang der Zeppelinstraße bis zur zweiten Einmündung der Parsevalstraße mit 673.496 Euro. Darüber hinaus schlägt das Stück zwischen Parseval- und Lilienthalstraße mit 148.915 Euro zu Buche.

Der Bau der Bushaltestellen und des Radweges stellen zudem einen ökologischen Eingriff dar. Der Ausgleich kostet, nach Anrechnung von Ersatzmaßnahmen wie etwa der Grünstreifen entlang des Radwegs, noch einmal etwa 86.674 Euro. Mit diesem Geld wird unter anderem eine Obstwiese in der Nähe angelegt.

Mit dem Bürgerradweg wird auch der bestehende Busersatz – die Linie 130 – für die dort einst betriebene Linie 104 verbessert: Die acht Haltestellen – also vier in jede Richtung – sollen barrierefrei umgebaut werden. Der Ausbau der Bushaltestellen wird laut Baubeschluss mit gut einer Million Euro veranschlagt.

In Richtung Innenstadt – und damit auch zum Radschnellweg – allerdings gibt es noch weitere Barrieren aus dem Weg zu räumen. So endet weiterhin der von der Zeppelinstraße zur Kaiserstraße gut ausgebaute Radweg spätestens auf Höhe der Agentur für Arbeit (An den Sportstätten).

Problematischer allerdings ist die fehlende „letzte Meile“ später an der Althofstraße. Denn dort gibt es aktuell keinen direkten Radweg in die Innenstadt. Es heißt also Absteigen und Schieben oder illegal über den Fußweg strampeln. Dieses Stück ist bereits in der Umgestaltung des Kaiserplatzes bedacht worden, doch durch die Arbeiten am Rumbachkanal wird dieser Ausbau des Radwegenetzes noch auf sich warten lassen. Eine Interimslösung soll nach den Sommerferien im Mobilitätsausschuss aufgezeigt werden.