Vorhaben auf der stillgelegten Straßenbahntrasse geht kaum voran. Bushaltestellen müssen barrierefrei umgebaut werden. Finanzierung noch unklar.
- Die vor fünf Jahren stillgelegte Straßenbahntrasse zwischen Hauptfriedhof und Flughafen verwildert
- Stadt Mülheim hat schon vor längerer Zeit einen Bürgerradweg aus Projektmitteln des Landes NRW beantragt
- Zugleich müssten vier Bushaltestellen barrierefrei umgebaut werden; Gesamtkosten: rund 813 000 Euro
Vor mehr als fünf Jahren wurde die Straßenbahnlinie 104 zwischen Hauptfriedhof und Flughafen durch den Bus Nummer 130 ersetzt. Die stillgelegte Strecke mit Landesmitteln zu einem Bürgerrad- und Fußweg umzubauen, wird auch schon seit geraumer Zeit erwogen, Fachleute haben längst den Boden untersucht, das Gelände vermessen. Das Vorhaben schreitet aber nur im Schneckentempo voran.
Ärgerlich findet das Thomas Giese, der in der Raadter Flughafensiedlung wohnt und häufig mit dem Fahrrad zum Hauptfriedhof fährt, dieses dort parkt und umsteigt in die Straßenbahn-Linie 112. „Die Stadt wollte schon lange einen Radweg anlegen“, erinnert sich der 55-Jährige. „Nix.“ Die stillgelegte Trasse sei mittlerweile völlig verwildert, also fahre er auf dem Fußweg gegenüber. „Aber auch der ist von Brennnesseln überwuchert und durch wellige Baumwurzeln fast zur Motocross-Strecke geworden“, beschwert sich Thomas Giese.
Ein Hauch von Großstadtdschungel in Mülheim
Tatsächlich: Wer einen Hauch Großstadtdschungel in Mülheim sucht, wird auf der verlassenen, knapp zwei Kilometer langen Schienenstrecke fündig. Ein Trampelpfad zieht sich durch schulterhohe Gräser und Sträucher, verrostete Masten ragen heraus, die keine Oberleitungen mehr tragen, zwischendurch stehen noch verwitterte Wartehäuschen, denen Fahrgäste und Glasscheiben fehlen.
Hier eine Schneise für einen sogenannten Bürgerradweg zu schlagen, finanziert aus Projektmitteln des Landes NRW, hat die Stadt Mülheim lange beantragt. Zuständige Stelle ist Straßen NRW, aber das Vorhaben gestaltet sich kompliziert. „Der Umbau muss Hand in Hand gehen mit der barrierefreien Gestaltung der vier Bushaltestellen auf dieser Strecke“, erläutert Helmut Voß, der als Teamleiter im Amt für Verkehrswesen und Tiefbau auch für die Radwege zuständig ist.
Acht Buscaps für beide Richtungen werden benötigt
Insgesamt werden acht Buscaps für beide Fahrtrichtungen benötigt. Da die Zeppelinstraße keine städtische Straße ist, sondern Landesstraße (L 442), gebe es für eine barrierefreie Gestaltung keine Fördergelder des VRR, erklärt Voß, sondern Straßen NRW müsste das Gesamtpaket finanzieren. Veranschlagt seien 413 000 Euro für den Umbau der Haltstellen und rund 400 000 Euro für den Bau des Bürgerradweges. Dieser kann allerdings erst beginnen, wenn die komplette Gleisanlage auf der Strecke beseitigt ist – zuständig hierfür wäre die MVG.
Immerhin steht der nächste kleine Schritt hin zum Bürgerradweg bevor, berichtet Voß: Die Stadt soll „kurzfristig“ von Straßen NRW einen Vertragsentwurf erhalten, wonach sie im Auftrag des Landes die Haltestellen und die Radstrecke bauen kann. „Und dann wird hoffentlich der Knoten durchschlagen“ – obwohl es zur Finanzierung des Gesamtpaketes noch keine Aussage gibt. „Wenn aber erst einmal gebaut wird“, so Voß, „sind wir in wenigen Wochen oder Monaten fertig.“
>> NEUE HALTESTELLE FÜR 2,4 MILLIONEN EURO
Einen Baubeschluss gibt es mittlerweile auch für die Haltestelle am Hauptfriedhof, Schnittstelle von Bus- und Straßenbahnverkehr, die ebenfalls umgestaltet werden soll. Dort ist ein neuer Mittelbahnsteig geplant, zudem soll die alte Wendeschleife der Linien 104 und 112 durch ein modernes System ersetzt werden. Der geplante Bürgerradweg würde an der neuen Haltestelle vorbei geleitet. Verantwortlich für dieses Vorhaben ist die Mülheimer Verkehrsgesellschaft MVG. Sie beziffert die Gesamtkosten auf rund 2,4 Millionen Euro. Einen Zeitplan gibt es bis dato jedoch noch nicht.
Ein Sprecher des Verkehrsunternehmens erklärte jetzt auf Anfrage: „Wir warten auf die Genehmigung durch die Bezirksregierung Düsseldorf. Der Antrag liegt dort zur Prüfung vor.“ Erst danach könne die Ausführungsplanung beginnen.
Gleiches gelte für den Rückbau der vor fünf Jahren stillgelegten Gleisanlage zum Flughafen. Bisher kann die MVG nicht sagen, wann Schienen, Masten und Wartehäuschen verschwinden.
>> ZIEL: RADSTRECKE BIS ZUR INNENSTADT
Auch citynähere Bereiche der Zeppelinstraße in Holthausen sollen demnächst deutlich verändert werden. So gibt es, wie berichtet, einen (vor Ort nicht unumstrittenen) Baubeschluss zur Umgestaltung im Bereich der Oppspring-Kreuzung. Dabei sollen auch Radfahrstreifen angelegt und Haltestellen versetzt werden. Das Amt für Verkehrswesen und Tiefbau rechnet damit, dass beide Fahrtrichtungen in 2018 fertiggestellt werden.
Sanierungsbedürftig ist die Straße auch im weiteren Verlauf zwischen Steinknappen und Hauptfriedhof, speziell geht es hier um die sogenannte Ortsfahrbahn, die parallel bis zum Friedhofseingang verläuft. Auch hier sei im kommenden Jahr die Anlage eines Radfahrstreifens vorgesehen, erläutert Helmut Voß, Teamleiter im Tiefbauamt.
Der geplante Bürgerradweg bis zum Flughafen, so er denn eines Tages kommt, würde sich nahtlos daran anschließen. „Wir möchten einen durchgängigen Radweg schaffen“, so Voß, „möglichst bis zur Innenstadt.“