Herne. Die Arbeitsagentur in Herne hat ihre Bilanz für 2023 vorgestellt. Dabei erreicht der Arbeitsmarkt eine Rekordmarke, doch es gibt auch Sorgen.
Viel geschafft, doch es bleibt noch viel zu tun. Auf diese Formel lässt sich die Entwicklung auf dem Herner Arbeitsmarkt im ablaufenden Jahr zusammenfassen. Neben erfreulichen Entwicklungen gibt es auch an der einen oder anderen Stelle Sorgen. Das wurde bei der Präsentation am Montag im Herner Rathaus deutlich.
Nach den Worten von Stephanie Herrmann, operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, fällt in die Kategorie „erfreulich“ die Tatsache, dass sich der Arbeitsmarkt in Herne robust zeige. Trotz der vielfältigen Krisen gebe es eine stabile Lage. Die Frühjahrsbelebung habe quasi nicht stattgefunden, die Herbstbelebung sei schwächer ausgefallen als üblich - und dennoch: Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze sei im fünften Jahr in Folge angestiegen, um 90 Personen auf nun 49.808. In den vergangenen fünf Jahren habe die Arbeitsagentur fast zehn Prozent Zuwachs bei der Beschäftigung registriert.
Unternehmen melden weniger offene Stellen
Auf der anderen Seite seien 2023 im Durchschnitt 8898 Menschen ohne Arbeit gewesen, 337 mehr als 2022. Auch die Arbeitslosenquote sei im Schnitt um 0,3 Prozentpunkte auf elf Prozent gestiegen. Eine Erklärung liege unter anderem in der Zuwanderung.
In die Kategorie „Sorgen“ falle die Stellensituation. Man spüre, dass die Unternehmen verhaltener bei Einstellungen agieren, sie meldeten nicht mehr so viele Stellen, und sie ließen sich wesentlich mehr Zeit bei der Einstellung von Menschen.
Erfreulich entwickelt sich offenbar die Lage bei der Langzeitarbeitslosigkeit. Jobcenter-Geschäftsführer Thomas Saponjac konnte berichten, dass trotz der leicht gestiegenen Arbeitslosigkeit die Zahl der Langzeitarbeitslosen um 10,8 Prozent gesunken sei. Das seien 3307 Menschen, die nicht mehr Kunden den Jobcenters sind. „Wir haben hohe Anstrengungen unternommen, um die Zahl zu senken“, so Saponjac. Im NRW-Vergleich liege Herne damit im oberen Drittel. Das Jobcenter habe 2023 massiv in die Qualifizierung investiert, um Menschen auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Erfreulich aus seiner Sicht: Bei den Menschen, die aus der Ukraine gekommen sind, habe die Arbeitslosenquote um 29,5 Prozent gesenkt werden können im Vergleich zu 2022. 62 Menschen hätten bereits eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, 39 hätten einen Nebenjob als ersten Schritt in den Arbeitsmarkt.
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„Wir sind noch lange nicht am Ziel“, kommentiert Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda die Bilanz. Herne habe in einem gewaltigen Kraftakt schon etwas Besonderes geleistet. Dazu verwies Dudda einmal mehr auf das Städte-Ranking, das die Wirtschaftswoche vor einigen Wochen veröffentlich hat: Gerade die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt seien bemerkenswert, so Dudda. So habe sich Herne bei Arbeitslosenzahlen für Menschen ab 55 von Platz 36 auf Platz 23 hochgearbeitet; bei der Reduzierung der jungen arbeitslosen Menschen von Platz 62 auf 26; und Herne sei deutschlandweit Jobmotor Nummer 1, auch sei Herne ein Azubi-Hotspot.
Stadt versucht, Arbeitsplätze im Gesundheitssektor anzusiedeln
Dennoch sehe man an den aktuelle Zahlen, dass noch viel zu tun sei. Und diese Robustheit erfordere eine harte Anstrengung, denn mit Blick auf das kommenden Jahr sieht Dudda erstmal dunklere Wolken: sei es das Aus für den Real-Standort in Baukau oder die ungeklärte Situation bei den Sinterwerken. „Wir müssen damit rechnen, dass es auch Rückschläge gibt“, so Dudda. Um das Ziel zu erreichen, unter die Zehn-Prozent-Marke zu kommen bei den Arbeitslosenzahlen, dann bräuchte es weitere neue Beschäftigung in Herne. Der Zuwachs aus den lokalen Unternehmen sei zum Stillstand gekommen. „Wir brauchen neue Impulse.“ Das Fernziel sei Blumenthal, doch das werde frühestens in fünf Jahren erreicht, Herne benötige Zwischenziele. Deshalb versuche die Stadt weiter Arbeitsplätze im Gesundheitsbereich anzusiedeln, schon in der kommenden Woche könnte es erste Nachrichten in dieser Richtung geben.