Herne. Die Bilanz für den Herner Arbeitsmarkt im zu Ende gehenden Jahr fällt positiv aus. Die Agentur für Arbeit spricht von einer Erfolgsstory.
„Eine Erfolgsstory“ - diese Bezeichnung hat in früheren Jahren selten auf die Entwicklung des Herner Arbeitsmarkts gepasst. Doch genau so bezeichnet Frank Neukirchen-Füsers, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, die Bilanz für das ablaufende Jahr. Es gebe fast nur positive Nachrichten.
So konnte der Agentur-Chef verkünden, dass in Herne die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung kontinuierlich steigt. In 2022 waren 1007 Personen mehr in Arbeit als im vergangenen Jahr, Herne kratzt mit 49.718 Beschäftigten an der 50.000er-Marke - ein Ziel, das sich das Herner Bündnis für Arbeit im Frühjahr 2016 gesteckt hatte. In den vergangenen fünf Jahren seien über 5500 neue Arbeitsplätze entstanden. Corona habe den Zuwachs der vergangenen Jahre nicht stoppen können.
Gesundheitsbranche ist der größte Arbeitgeber in Herne
Die größte Dynamik beim Zuwachs gebe es im Bereich der Helfer mit einem Zuwachs von 8,4 Prozent. „Das ist wichtig, weil es eine Reihe von arbeitslosen Menschen gibt, die nur bedingt die Möglichkeit haben, als Fachkraft qualifiziert zu werden“, so Neukirchen-Füsers. Diese Entwicklung habe vor zehn Jahren niemand vorhergesagt. Das Gesundheitswesen sei mit Abstand der größte Arbeitgeber in Herne mit mehr als 6600 Beschäftigten, es folgen der Einzelhandel und das Handwerk. Auch das Sozialwesen spiele eine wichtige Rolle.
Kurzarbeit, die während der Corona-Zeit den Arbeitsmarkt stabilisiert hatte, spiele zurzeit kaum noch eine Rolle. Zurzeit befänden sich lediglich 147 Beschäftigte in Kurzarbeit. Die Quote liege damit unter dem Landesdurchschnitt.
Drittniedrigste Arbeitslosigkeit seit 14 Jahren
Steigt die Zahl der Beschäftigten, sinkt die Zahl der Arbeitslosen. Im Durchschnitt gab es im zu Ende gehenden Jahr 8538 Arbeitslose, das sind 559 (6,1 Prozent) weniger als 2021. Die Quote lag im Schnitt bei 10,7, das sind 0,7 Prozentpunkte weniger als 2021. Das sei die drittniedrigste Arbeitslosigkeit seit 14 Jahren in Herne. Von Krise sei wenig zu spüren. Zwar haben sich die Zahlen in den vergangenen Monaten nicht mehr ganz so gut entwickelt, das habe aber damit zu tun, dass die Flüchtlinge aus der Ukraine seit Juni in der Arbeitslosenstatistik erfasst werden. Rechne man die ukrainischen Flüchtlinge aus der Statistik, läge die Arbeitslosenquote unter zehn Prozent.
Eine Trendwende vermeldet Neukirchen-Füsers bei der Langzeitarbeitslosigkeit. Dort gebe es einen Rückgang von 11,2 Prozent. Für ihn die schönste Botschaft: Der Zahl der arbeitslosen Menschen unter 25 Jahren hat in Herne mit 812 Personen den zweitniedrigsten Wert seit 14 Jahren erreicht. Und noch einen historischen Bestwert hatte Neukirchen-Füsers bei der Präsentation der Zahlen. Die Unterbeschäftigungsquote - darin sind alle Menschen erfasst, die keine Beschäftigung haben und/oder in Maßnahmen stecken - sei die niedrigste seit zwölf Jahren.
Pro Jahr gehen 1000 Beschäftigte in Herne in den Ruhestand
Beim Blick auf die Entwicklung und die eingehenden Stellenmeldungen ist sich Neukirchen-Füsers sicher: „Die Dynamik reißt nicht ab.“ Das liegt unter anderem am demografischen Wandel. 20 Prozent der Beschäftigten würden in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand gehen, das seien rund 1000 Personen pro Jahr. „Die Größenordnung macht uns Sorgen“, so Neukirchen-Füsers. Denn schon jetzt würden Beschäftigte auf allen Ebenen gesucht. Für ihn steht fest: „Wir werden den Arbeitskräftebedarf ohne eine gesteuerte Zuwanderung in drei Jahren nicht mehr decken können.“
Hernes Oberbürgermeister: „Es gibt noch genug zu tun“
Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda freut sich über die guten Zahlen. „Wir sind weiter, als wir uns es erträumt hatten. Allerdings gibt es noch genug zu tun. Wir geben uns bis zuletzt Mühe, um die Menschen in Arbeit zu bringen.“ Dudda freut sich besonders, dass Hernes Beschäftigungswachstum mit 13 Prozent in den letzten fünf Jahren stärker ausfiel als im Ruhrgebiet und sogar in ganz NRW. Die Frage sei, wie man die Entwicklung verstetigen könne. Als Antwort verwies Dudda auf das Gesundheitswesen. Herne habe mit 13,4 Prozent den höchsten Anteil an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Gesundheitswesen - noch vor Bochum mit seinem Gesundheitscampus oder Essen mit seinem Uni-Klinikum.
Die Entwicklung des Herner Arbeitsmarkts dürfte Thomas Saponjac, dem neuen Geschäftsführer des Jobcenter, den Einstieg erleichtern. Trotz aller Krisen, könne man sehen, dass Herne Erfolge feiere, der Blick auf die Branchen zeige, dass Herne den Strukturwandel gemeistert habe.