Herne. In Herne fahren viel zu viel Autos. Das sagt die Stadt und plant eine Verkehrswende. Wie der Autoverkehr um 30 Prozent reduziert werden soll.
Die Stadt plant die Verkehrswende in Herne. In den kommenden fünf bis zehn Jahren will das Rathaus die Zahl der Autofahrten in der Stadt um 30 Prozent senken. Dazu sollen Parkhäuser an den Stadträndern, an Autobahn-Anschlussstellen und in den Wohnquartieren gebaut werden, von dort sollen die Menschen dann zu Fuß gehen oder, bei größeren Entfernungen, auf andere Verkehrmittel wie Rad, E-Scooter oder Bus und Bahn umsteigen. „Die Zeit ist reif, wir müssen umsteuern“, sagte Achim Wixforth, Chef im städtischen Fachbereich Umwelt und Stadtplanung. Und: „Wir können nicht mehr so weitermachen wie bisher.“
Wohl wahr: Bis 2030, so das Bundesklimaschutzgesetz, müssen die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs halbiert werden, um das Pariser Klimaschutzgesetz zu erfüllen. Herne, bekennt die Stadt, ist da bislang auf keinem guten Weg. Thorsten Rupp, Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau und Verkehr, erinnert daran, dass der Trend zum Auto in Herne ungebrochen ist. Die Zahl der Fahrzeuge steigt jedes Jahr um rund 1000 – auf zuletzt über 97.000. Hinzu komme, dass durch geplante Großprojekte wie Funkenbergquartier mit Polizeihochschule,Neuer Mitte Baukau,Zahnklinik oder Ausbau im Shamrockpark künftig viele Tausend weitere Menschen täglich in die Stadt reisen oder dort unterwegs sind.
Herne: Mehr Lebensqualität, weniger Lärm
Was also tun? Die Stadt will mit der Politik eine Mobilitätswende einleiten, um die Autofahrten um besagte 30 Prozent zu verringern. Dadurch, so Thorsten Rupp, soll es in Herne eine höhere Lebensqualität und Verkehrssicherheit geben, sogleich aber auch bessere Luft und weniger Lärm. Starten will die Verwaltung die Verkehrswende demnach in einem „Modellraum Herne-Mitte“, später soll das Ganze auf Wanne-Mitte ausgeweitet werden.
Auch interessant
Reduziert werden soll die Zahl der Autofahrten durch einen Umstieg der Menschen auf andere Verkehrsträger. Wer mit dem Auto nach Herne kommt, soll sein Fahrzeug in neuen, dezentralen Parkhäusern oder auf neuen Parkflächen etwa am Stadtrand, an Autobahnauffahrten oder entlang der Roonstraße abstellen und dann zum Beispiel mit einem Shuttlebus oder Leihfahrrad von Metropolrad Ruhr zur Arbeit oder nach Hause weiterfahren. Auch in Wohngebieten sollen neue Parkhäuser geschaffen werden – als Ersatz für Stellflächen am Straßenrand, die für neue Radwege weichen sollen. Nötig für die Verkehrswende seien zudem unter anderem neue Mobilitätskonzepte, darunter etwa ein Aufbau von Fahrgemeinschaften, ein Parkraummanagement, ein Ausbau von Metropolrad Ruhr und neue Radabstellanlagen.
+++ Nachrichten aus Herne – lesen Sie auch +++
- Herne: Schwimmvereinen steht das Wasser bis zum Hals
- Vier Bomben: Das erlebt das Ordnungsamt bei der Evakuierung
- Fiasko mit Ansage? Herner Gastro empört über Mehrwertsteuer
Wichtig zudem: Beim Aus- und Umbau neuer Straßen sollen diese künftig „von außen nach innen“ geplant werden, sagt Rupp. Soll heißen, dass der Autoverkehr bei der Verkehrsplanung nicht mehr im Mittelpunkt steht, sondern dass Fuß-, Rad- und öffentlicher Verkehr mindestens gleich hoch gewichtet werden. Dadurch soll die Nutzung anderer Verkehrsmittel attraktiver werden und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer steigen.
Ob die Stadt es den Autofahrerinnen und -fahrern auch erschweren will, in die Stadt zu fahren, etwa durch eine City-Maut, um die geplante Reduzierung um 30 Prozent zu erreichen? Das sei zunächst nicht geplant, sagt Thorsten Rupp, der Chef im Fachbereich Tiefbau und Verkehr. Ausschließen will er das aber nicht: „Wenn die Effekte nicht erzielt werden, müssen wir uns weitere Gedanken machen.“
Die Stadt stellt ihre Pläne zur Mobilitätswende am Dienstag, 19. September, im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung vor. Beginn der öffentlichen Sitzung im Ratssaal im Rathaus Herne ist um 16 Uhr. Anschließend wird das Thema in mehreren politischen Ausschüssen und den Bezirksvertretungen thematisiert. Das letzte Wort hat dann der Rat.