Herne. Den Schwimmvereinen in Herne, so der Stadtsportbund, brechen Trainingszeiten weg, Kinder verpassen Kurse. Die Folgen: fatal. Was die Stadt sagt.
- Stadtsportbund kritisiert: Immer häufiger fallen in den Vereinen Schwimmkurse aus.
- Gründe: Lehrschwimmbecken sind marode oder Hausmeister krank.
- Stadt Herne kann Frust des Stadtsportbundes nachvollziehen.
Der Stadtsportbund schlägt Alarm. Dort heißt es: Den Herner Schwimmvereinen brechen die Trainingszeiten weg, weil Schwimmhallen immer häufiger dicht sind. Gründe seien Hausmeister, die oft krank seien, sowie marode Technik, die regelmäßig versage. Folgen seien frustrierte Eltern, deren Kinder nicht schwimmen lernen können, und Schwimmvereine, denen die Mitglieder weglaufen. „Eine Katastrophe“, schimpft Hans Peter Karpinski, Vorsitzender des Herner Stadtsportbundes (SSB). Den Vereinen stehe das Wasser mittlerweile bis zum Hals – „und zwar Oberkante Unterlippe“. Er fordert die Stadt auf, endlich dafür zu sorgen, dass die Clubs vernünftig trainieren können.
Fünf Lehrschwimmbecken gibt es in Herne – in der Görresschule, in der Schule Börsinghauser Straße, der Michaelschule, der Hans-Tilkowski-Schule und der Schule Pantringshof, hinzu kommt die Schwimmhalle des Otto-Hahn-Gymnasiums. Dort schwimmen während der Unterrichtszeit Schülerinnen und Schüler aus Herner Schulen, danach bis zum Abend übernehmen die acht Herner Schwimmvereine und bieten Schwimmkurse an – so viel zur Theorie. In der Praxis, kritisieren Hans Peter Karpinski und Peter Achilles, der Vorsitzende und der Geschäftsführer des SSB, biete sich ein ganz andere Bild. Die Lehrschwimmbecken würden dauernd dicht gemacht, viel zu oft auch kurzfristig, und der Schwimmunterricht falle deshalb aus. Und: Die Schwimmhalle des Otto-Hahn-Gymnasiums sei noch immer nicht saniert – „eine Never-Ending-Story“.
Herne: Stadt kann die Kritik nachvollziehen
„Die Stadt kann die Kritik des SSB nachvollziehen“, sagt Stadtsprecher Patrick Mammen zur WAZ. In jüngster Vergangenheit seien mehrere Lehrschwimmbecken gleichzeitig gesperrt gewesen. Aktuell seien es die beiden an der Görresstraße und am Pantringshof. Gründe seien technische Defekte. Diese beiden Becken seien auch diejenigen, die in diesem Jahr am häufigsten gesperrt worden seien. Vor allem die langen Lieferzeiten von Ersatzteilen, zum Beispiel von Pumpen, seien Grund für die oft langen Sperrungen. Nächste beziehungsweise übernächste Woche sollen diese beiden Anlagen mal wieder öffnen. Keine guten Nachrichten hat dagegen die Stadt für die Dauerbaustelle Otto-Hahn-Gymnasium (OHG). Die Fertigstellung des OHG-Beckens verzögere sich erneut, frühestens nach den Herbstferien könne es wieder genutzt werden, sagt Stadtsprecher Mammen. „Man weiß nur nicht in welchem Jahr“, kommentiert SSB-Chef Karpinski süffisant.
Grund für die Misere mit den Lehrschwimmbecken ist laut Rathaus der schlechte Zustand der Anlagen. Der Lebenszyklus bei allen Schulbädern sei bereits überschritten, die Bausubstanz weise „teilweise starke Schäden durch Überalterung auf“. Vor zwei Jahren habe die Stadt aber eine „konzeptionelle und strategische Neuausrichtung der Lehrschwimmbecken“ beschlossen, erinnert er. Als erstes Projekt soll ein Anbau am Südpool realisiert werden. Dort sollen zwei Lehrschwimmbecken entstehen. Und wegen des Personalmangels bei der Stadt sei mit dem SSB ein Konzept erstellt worden, dass die „Schlüsselgewalt“ für die Lehrschwimmbecken von der Stadt an die Vereine übertrage; dieses werde nun nach den Sommerferien umgesetzt. Nicht zuletzt, so der Stadtsprecher, befinde sich die Übertragung des Betriebs aller Lehrschwimmbecken auf die Herner Bädergesellschaft „in Prüfung und Abstimmung“. Ob sich die Ausfallzeiten gegenüber den Vorjahren verändert oder verlängert haben, habe sich in der Kürze der Zeit nicht ermitteln lassen können, sagt er.
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Ändert sich zumindest kurzfristig durch diese Maßnahmen etwas? Der Stadtsportbund glaubt das nicht. Im Gegenteil: Zu alt, zu marode seien die Anlagen, klagt Karpinski, und das mit der Schlüsselgewalt funktioniere nicht – oder zumindest noch nicht.
Wie es vor Ort in den Vereinen aussieht, sagt Elfie Heinemann, Vorsitzende des TV Röhlinghausen und stellvertretende Jugendvorsitzende der Sportjugend Herne. Die Schwimmabteilung trainiere in besagter Görresschule, und in diesem Jahr, rechnet sie grob hoch, sei diese insgesamt bereits drei Monate lang dicht gewesen. „Einige Eltern sind wirklich sauer“, berichtet sie. 20 Kündigungen habe der TV Röhlinghausen bereits erhalten, die Eltern gingen nun lieber nach Bochum zum Schwimmenlernen. Weitere Folge: Übungsleiterinnen und -leiter brächen dem Verein durch die Ausfallzeiten ebenfalls weg; diese gingen ebenfalls in andere Städte. Nachfolgerinnen und Nachfolger seien kaum zu finden. Diese ganze Misere, fasst Heinemann zusammen, sei im Zweifel fatal: „Vereine können daran kaputtgehen“.