Herne. Die Verzögerung war lang, doch nun kann die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung des Landes nach Herne kommen. Das ist der Grund.
• Bewerber aus Gelsenkirchen zieht seinen Einspruch zurück
• Land muss jetzt Investor Hochtief den Zuschlag erteilen, in Herne zu bauen
• Hochschule könnte 2026 oder 2027 bezugsfertig sein
Der Weg für die Ansiedlung der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) des Landes NRW in Herne ist frei. Der Mitbewerber aus Gelsenkirchen hat seinen Einspruch gegen die Entscheidung zurückgezogen. Was jetzt noch fehlt, ist der letzte, formale Schritt: Das Land muss noch den Zuschlag an den Investor Hochtief erteilen, der die Hochschule im Herner Funkenbergquartier bauen will.
Wer erhält den Zuschlag: Herne oder Gelsenkirchen? Die Entscheidung im Streit über den künftigen Standort der Hochschule war lange in der Schwebe. Anfang 2022 hatte das Land zunächst Herne zum Sieger eines Standort-Wettbewerbs gekürt, Mitte Juni 2022 hatte die Vergabekammer Westfalendiesen Beschluss bestätigt. Über 4000 Studierende und mehr als 200 Mitarbeitende der Hochschule sollten im Funkenbergquartier, einem Areal am Herner Bahnhof, lernen und lehren; dafür sollte ein Neubau gebaut werden. Kurz vor Ende der Einspruchsfrist legte Investor Kölbl Kruse, der in Gelsenkirchen bauen wollte, beim Oberlandesgericht Düsseldorf (OLG) aber eine Beschwerde gegen das Votum der Landesregierung für den Herner Investor Hochtief ein. Seither herrschte Stillstand.
Hernes OB: Tag geht in die Stadtgeschichte ein
Der ist nun beendet. „Das ist ein Tag, der in die Stadtgeschichte eingehen muss“, kommentierte Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) die Entscheidung der KK 33 GmbH, einer Projektgesellschaft von Kölbl Kruse, ihr Veto zurückzuziehen. „Aufgrund der mittlerweile langen Verfahrensdauer sowie im Hinblick auf die ohnehin schon fortgeschrittene Zeit bei der Realisierung der so dringend benötigen HSPV hält es das Unternehmen nach reiflicher Überlegung für angemessen, die sofortige Beschwerde nicht länger aufrecht zu erhalten“, so die KK 33 GmbH in einer schriftlichen Mitteilung.
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Nun sei das Tor für Herne als Hochschulstandort „ganz, ganz weit aufgerissen“, so Hernes OB Dudda bei einem kurzfristig terminierten Pressegespräch im Herner Rathaus. „Wenn das kein Tag zu feiern ist“, fügte er an. Und: Nun sei es gut möglich, dass Hochtief vom Land bis zu den Sommerferien den Zuschlag zum Bau der vermutlich über 200 Millionen Euro teuren Hochschule erhält. Dann könnte die Brache am Bahnhof, auf der das Funkenbergquartier entstehen soll, 2024 oder 2025 abgeräumt werden. Anschließend könnten die Bagger für den Neubau anrücken, 2026 oder 2027 könnte die Hochschule bezugsfertig sein, so der OB.
Im Wettstreit mit anderen Städten könne Herne nun punkten. Tausende junge Menschen sowie Hochschullehrerinnen und -lehrer kämen in naher Zukunft in die Stadt - mit ihnen viel Know-how. Das stärke den Standort Herne, das sei aber auch eine gute Nachricht für die gesamte Entwicklung im nördlichen Ruhrgebiet. Ebenso sei das eine „super-Entscheidung für alle jungen Polizistinnen und Polizisten“, die bald in modernsten Räumen ausgebildet werden könnten.
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Die Hängepartie war lang. „Das war ein ganz, ganz langer Weg“, sagte ein sichtlich erleichterter Oberbürgermeister Dudda. Die Stadt Herne, so heißt es in einer Stellungnahme des Rathauses, nehme die Entscheidung aus Gelsenkirchen „mit Respekt“ zur Kenntnis. Auch, wenn diese Entscheidung „denkbar spät gefallen ist“. „Wir hätten uns angesichts des klaren Votums für Herne im Vergabeverfahren und in der Überprüfung durch die Vergabekammer Westfalen schon früher Klarheit über den künftigen Standort gewünscht“, stellte der OB klar.
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Die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) mit Sitz in Gelsenkirchen braucht angesichts steigenden Studierendenzahlen einen neuen Standort. Bislang lernen in der Abteilung Gelsenkirchen der HSPV 2600 Studierende. 1100 Menschen studieren in Gelsenkirchen selbst, die anderen in Zweigstellen in Hagen, Dortmund und Herne.
Als neuer gemeinsamer Standort hatten sich neben Gelsenkirchen auch Herne, Bochum und Dortmund beworben. In einem Wettbewerb machte Herne das Rennen. Nicht mal einen Tag vor der Bekanntgabe des Siegers legte Anfang 2022 das unterlegene Gelsenkirchen ein Veto ein.