Herne. Herne will die Verkehrswende – und den Autoverkehr drastisch einschränken. Warum das höchste Zeit ist: ein Kommentar von Michael Muscheid.

Die Stadt Herne will die Verkehrswende. Das ist richtig und wichtig – kommt aber leider fünf bis zehn Jahre zu spät. Herne hat sich längst zum Autoparadies entwickelt. Immer mehr Fahrzeuge werden in der Stadt angemeldet. Kein Wunder: Fast überall haben sie freie Fahrt, und in den Zentren stehen genügend Parkplätze bereit, viele sind sogar kostenlos. Auf der anderen Seite stockt der Ausbau etwa des Radverkehrs. Radwege sind veraltet oder enden im Nirgendwo, neue, wie etwa die geplante Nord-Süd-Verbindung auf dem Westring, oder viel mehr geschützte Fahrradstreifen,die „Protected Bike Lanes“, lassen zu lange auf sich warten.

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Wachen Stadt und Politik endlich auf? Das wäre bitter nötig. Die Klimaschutzziele müssen eingehalten werden, außerdem muss das dicht bebaute und dicht besiedelte Herne dringend lebenswerter und liebenswerter werden. Mit immer mehr Autos auf breiten Straßen geht das nicht. Um die Verkehrswende in letzter Minute doch noch zu schaffen, ist jetzt ein Ruck nötig. Stadt und Politik müssen schnelle Entscheidungen treffen, endlich auch mal innovative, unbequeme und radikale Lösungen erarbeiten. Dazu gehört auch, dass Autos aus einigen Bereichen verbannt, Menschen dafür aber alternative Verkehrsmittel einfach nutzen können. Andere Städte, die sich viel früher auf den Weg gemacht und dabei viel Engagement gezeigt haben, zeigen, dass das geht.