Herne. Das Evangelische Krankenhaus Herne hat einen neuen Chefarzt für Neurologie. So will Professor Christos Krogias die Schlaganfallmedizin ausbauen.
Bei einem akuten Schlaganfall zählt für die Betroffenen jede Minute, ja fast jede Sekunde. Je schneller eine Behandlung eingeleitet wird, desto besser sind die Überlebens-Chancen und die Chancen auf eine Heilung „Denn pro Minute gehen etwa zwei Millionen Gehirnzellen zugrunde“, weiß Prof. Dr. Kristos Krogias. Seit dem 1. April ist er Chefarzt der Klinik für Neurologie am Evangelischen Krankenhaus Herne.
Schlaganfall-Medizin bildet seit fast 30 Jahren einen Schwerpunkt am EvK
Mit Krogias, der zuvor Oberarzt am St. Josefs-Hospital in Bochum war, erweitert das EvK an der Wiescherstraße sein Leistungsspektrum, weshalb die Klinik ab sofort Klinik für Neurologie, Schlaganfallmedizin und klinische Neurophysiologie heißt. Das Ziel formuliert der 49-Jährige so: „Wir wollen die Schlaganfallmedizin auf höchstem Niveau zur Geltung bringen“, sagt er im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Was keineswegs heißen soll, dass das EvK diese Qualität bislang nicht geboten hat. Mit der Schlaganfallmedizin habe das EvK in der Herne ein Alleinstellungsmerkmal, so EvK-Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter, seit fast 30 Jahren biete sie einen Schwerpunkt. Rund 2600 Patientinnen und Patienten würden pro Jahr in der Klinik behandelt, in der sogenannten „Stroke Unit“ mit neun Überwachungsbetten seien es jährlich rund 1000.
So eine Einheit kennt Prof. Christos Krogias bestens, er hat bislang die überregionale „Stroke Unit“ der neurologischen Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum geleitet. Dass er das Spektrum im Bereich der Schlaganfallmedizin im EvK noch einmal auf eine höhere Stufe heben kann, darauf deutet sein großes nationales und internationales Netzwerk hin. So ist er Mitgründer des Neurovaskulären Netzwerks, in dem verschiedene Akutversorger der Region miteinander kooperieren. Darüber hinaus ist er in der Deutschen und Europäischen Schlaganfall-Gesellschaft aktiv, in der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin ist Krogias Vorsitzender.
Hirnultraschall kann erhöhtes Risiko für Parkinson sichtbar machen
Die ersten Schritte zur Erweiterung der Behandlung sind bereits umgesetzt worden. So gibt es an der Wiescherstraße nun ein Labor für Neuro-Sonologie. Neben den üblichen Untersuchungen könne mit einer speziellen Hirnultraschall-Untersuchung ein erhöhtes Parkinson-Risiko noch vor Ausbruch der Erkrankung erkannt werden. In Planung ist bereits auch eine Ultraschallambulanz. Krogias weist zudem auf die Einsatzmöglichkeiten der Thrombektomie hin. Damit können die Spezialisten Gefäßverschlüsse, die einen akuten Schlaganfall verursachen, direkt im EvK mit einem Katheter entfernen. In der Notaufnahme des EvK ist bereits ein Computer-Tomograf im Einsatz.
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Professor Krogias kommt nicht allein nach Herne: Mit Dr. Christian Börnke bringt er einen Experten mit, der für neurophysiologische Untersuchungen an Nerven und Muskeln zertifiziert ist. Dass Krogias nun die Chefarzt-Position inne hat, bedeutet nicht, dass die bisherige Chefärztin Dr. Sylke Düllberg-Boden das Haus verlassen hat, sie konzentriere sich vielmehr auf das von ihr geleitete Parkinson-Zentrum sowie auf Erkrankungen wie Demenzen oder Alzheimer.
Ausbildung für Studentinnen und Studenten
Erich Hecker, Ärztlicher Direktor, weist darauf hin, dass mit Professor Christos Krogias, das EvK als Lehrkrankenhaus seine Ruf erweitern könne. Dazu muss man wissen, dass das EvK seit dem vergangenen Jahr wieder akademisches Lehrkrankenhaus der Ruhr-Universität Bochum ist. Krogias habe zwei seltene Ausbildungszertifikate in der speziellen neurologischen Ultraschalldiagnostik und der Muskel- und Nervensonographie. Damit sei das EvK bundesweit eins der wenigen Zentren, die eine solche Ausbildung anböten - was Hecker mit der Hoffnung verbindet, weitere Studentinnen und Studenten nach Herne ziehen zu können.