Herne. Warum sich Parteiprominenz der Grünen in Herne die Klinke in die Hand gibt, welche Hernerin „auswärts“ Karriere macht: das Politgeflüster.
Warum es Grünen-Prominenz zurzeit nach Herne zieht, welche Hernerin Karriere jenseits der Stadtgrenzen gemacht hat: die wöchentliche Kolumne „Politgeflüster“.
Heimspiel
Im Juni 1980 hielten die NRW-Grünen den erst dritten Landesparteitag ihrer noch sehr jungen Geschichte in Herne ab. Der Versammlungsort? Heute unbekannt. Was gesichert ist: Es hat fast 43 Jahre oder mehr als 15.000 Tage gedauert, bis der Landesverband zurückgekehrt ist ins Herz des Ruhrgebiets. Am vergangenen Wochenende fand im Kulturzentrum mit rund 180 Mitgliedern und der kompletten Grünen-Ministerriege um Mona Neubaur der „kleine“ Landesparteitag (offizieller Titel: Landesparteirat) statt. Begrüßt wurden die Gäste im Kuz von einem Herner: Grünen-Landesgeschäftsführer Raoul Roßbach ließ es sich zu Beginn nicht nehmen, die Parteifreundinnen und - freunde auch mit persönlichen Erinnerungen zu konfrontieren, zum Beispiel an seinen Abschlussball im Kuz vor 20 Jahren. Viereinhalb Stunden später freute sich der 36-Jährige im Schlusswort über eine gelungene Veranstaltung in seiner Heimatstadt und verlieh der Hoffnung Ausdruck: dass es bis zum nächsten Landesparteitag in Herne nicht wieder 43 Jahren dauern wird ...
Karrieresprung I
Zumindest für den Grünen Benjamin Limbach wird es mit der Rückkehr ganz schnell gehen: Der NRW-Justizminister wird genau 25 Tage nach dem Parteitag Ehrengast des Maiempfangs der von Thomas Reinke geführten Grünen-Ratsfraktion im Veranstaltungszentrum Gysenberg sein. Der 53-Jährige kann sich bis dahin schon mal Gedanken darüber machen, welcher Karrieresprung ihm nun bevorsteht. Denn: Seine Grünen-Vorgänger beim Mai-Empfang haben sich nach den Auftritten in Herne persönlich deutlich verbessert. Robert Habeck (2016 in Herne) ist inzwischen sogar Vize-Kanzler, der frühere Landesvorsitzende Felix Banaszak (2018) ist aufstrebender Bundestagsabgeordneter mit besten Aussichten auf höhere Ämter.
Im Juni ist übrigens die SPD-Ratsfraktion an der Reihe: Beim Sommerempfang am 15. Juni wird Uli Paetzel, Chef der Emschergenossenschaft und früherer Bürgermeister in Herten, zu Gast sein bei den Herner Genossinnen und Genossen. Bei der Wahl des Veranstaltungsortes bewahrheitet sich mal wieder die Weisheit, dass sich Eheleute im Laufe der Jahre immer ähnlicher werden: Die SPD-Fraktion lädt nämlich ins Restaurant im Eickeler Park ein, wo im Januar bereits der Neujahrsempfang der Ratspartnerin CDU stattgefunden hat.
Karrieresprung II
Im Besetzungsverfahren für die Nachfolge von Sozialdezernent Johannes Chudziak hatte Katrin Lindhorst gegen Stephanie Jordan Anfang März im Herner Rat noch das Nachsehen. Doch im zweiten Anlauf hat es für die frühere Herner Gesundheitsamtsleiterin, die die Stadt Ende 2021 für eine Hochschulkarriere Richtung Coburg (Franken) verlassen hatte, dann doch noch geklappt: Die 42-Jährige wird ab Sommer im Kreis Unna Dezernentin für Gesundheit und Bildung.
Im Herner Verwaltungsvorstand steht das nächste Stühlerücken dagegen erst 2024 in der zweiten Jahreshälfte an, wenn sich Kämmerer Hans Werner Klee und Bau- und Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs aus Altersgründen in den Ruhestand verabschieden werden. Es ist davon auszugehen, dass die SPD (und inoffiziell natürlich der mächtige SPD-OB Frank Dudda) das Vorschlagsrecht für diese beiden Chef-Posten hat, auch wenn dies 2020 im Kooperationsvertrag mit der CDU nicht ausdrücklich festgeschrieben worden ist.
+++ Politgeflüster in Herne +++
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