Herne. Die Spaltung der CDU Herne setzt sich fort: Warum Fraktions-Chef Timon Radicke Schiffbruch erlitt, wie es zu dem denkwürdigen Desaster kam.
Die Spaltung der CDU erreicht einen neuen Höhepunkt: die wöchentliche Kolumne „Politgeflüster“.
Desaströs und denkwürdig
Die Kommunalpolitische Vereinigung (KPV) der Union sieht es als ihre Aufgabe an, die politischen Leitlinien der CDU und CSU in der Kommunalpolitik zu verankern sowie aktuelle und künftige Mandatsträgerinnen und Mandatsträger zu schulen. Die Demontage von politischem Führungspersonal gehört sicherlich nicht zu den Lehrzielen dieses Schulungswerks, ist aber am Donnerstagabend in Herne fast schon lehrbuchhaft demonstriert worden. Bei der Neuwahl des Herner KPV-Vorstands war der bisherige Vorsitzende Jascha Hoppe (23) nicht mehr angetreten, weil er mit anderen Ämtern wie CDU-Fraktions-Chef im Bezirk Eickel und Vorsitzender der Jungen Union genug zu tun hat. Da zunächst kein Nachfolger/keine Nachfolgerin in Sicht war, signalisierte der CDU-Fraktionsvorsitzende Timon Radicke (37) bereits im Vorfeld sein Interesse und trat am Donnerstag dann auch an. Das Ergebnis fiel desaströs aus: Fünf Mitglieder stimmten für Radicke, zwölf gegen ihn – und das, obwohl es keinen Gegenkandidaten gab.
Führungslos ist die KPV in Herne künftig allerdings nicht: Nach diesem Tiefschlag fand sich mit dem Stadtverordneten Sven Rickert (48) doch noch ein Kandidat, dem die Mitglieder - in der Mehrzahl Mandatsträgerinnen und Mandatsträger aus Rat und Bezirken - dann auch mit 13:2 Stimmen das Vertrauen aussprachen. Zu seiner Stellvertreterin wurde Lara Kleem (18) gewählt. Der abgewatschte Timon Radicke war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr zugegen: Nach einer kurzen Ansprache, in der er seine Enttäuschung über diesen denkwürdigen Vorgang kundtat, verließ der Fraktionsvorsitzende die Versammlung.