Herne. Wie Herner Genossen ihrem Herzen Luft machten, warum eine Klo-Rede begeisterte, welcher Vorsitzende den Hut nahm: die Kolumne „Politgeflüster“.
Facebook, Fulminanz, Finale: die Wochenkolumne „Politgeflüster“.
Speedy Gonzales und die Stadtverwaltung
Speedy Gonzales ist bekanntlich die schnellste Maus von Mexiko, aber mit Sicherheit kein Mitarbeiter der Herner Stadtverwaltung. Dieser Auffassung sind offenbar einige SPD-Mandatsträger, die ihrem Unmut über die ihrer Ansicht nach langsam mahlende Mühlen der von SPD-OB Frank Dudda geführten Verwaltung auch gerne mal in den Sozialen Medien kundtun. Beispiele? Bitte sehr: Adi Plickert, Bezirksbürgermeister in Eickel und Sozialdemokrat, konterte jüngst auf Facebook einen Post seines Genossen Ulrich Klonki zum Baubeginn der Kita am Veilchenweg: „Da sieht man mal, wie schnell das geht, wenn die Kirche der Bauherr ist. Wir freuen uns in Eickel, dass es so schnell geht.“ Bam! Und unter dem vom Herner Planungsausschussvorsitzenden Ulrich Syberg (SPD) geteilten Facebook-Post von Radio Bochum, dass Menschen in Innenstadt-Parkhäusern der Nachbarstadt nun auch ohne Ticket parken können, entwickelte sich dieser Dialog zwischen zwei Herner SPD-Stadtverordneten: Frank Salzmann: „Tja … ich sag da besser nix zu.“ Olaf Semelka: „Und dann hören wir, was alles nicht geht und wie lange das dauert.“ Frank Salzmann: „So wird’s wohl wieder enden.“
Der Vorgänger ist der Nachfolger
Nicht enden wollte am Mittwoch die Sitzung der Bezirksvertretung Sodingen. Ganz zum Schluss des dreieinhalbstündigen Marathons gab’s noch einmal zwei Höhepunkte. Zunächst hielt Stadtmitarbeiter Peter Muhss bei Tagesordnungspunkt 17 einem fulminanten Vortrag zur Situation der öffentlichen Toiletten in Herne. Ein Beitrag, mit dem er durchaus die Hoffnung weckte, dass sich die Verwaltung nach einem seit knapp zehn Jahren anhaltenden Versagen nun wirklich mal ernsthaft mit diesem Thema befassen möchte (die WAZ kommt darauf zurück).
Und bei den finalen Mitteilungen verkündete Bezirksbürgermeister Mathias Grunert, dass Ernst Schilla in dieser Sitzung zum letzten Mal als Vorsitzender die SPD-Fraktion geführt habe. Denn: Bei der jüngst durchgeführten Halbzeitwahl ist der 77-Jährige freiwillig ins zweite Glied getreten. Zu seinem Nachfolger ist sein Vorgänger Michael Weberink (50) gewählt worden, der 2016 aus beruflichen Gründen kürzer treten musste. Grunert bescheinigte Schilla, das Amt „ganz famos“ sowie mit viel Herzblut, Leidenschaft und Verbissenheit ausgeübt zu haben. In der Aufzählung fehlte: Angriffslust und Unerbittlichkeit. Diese beiden Attribute stellte er auch in seiner Sitzung als Chef unter Beweis. Zum Beispiel, als Schilla der Stadt vorwarf, dass bei der Verwaltungsvorlage zur Priorisierung neuer Parkraumbewirtschaftungszonen in Herne der von Roberto Gentilini (SPD) geführte Mobilitätsausschuss die Feder geführt habe und dieses Gremium vom Bezirk Sodingen keine Ahnung habe.
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