Herne/Düsseldorf. Welchen Anteil der Herner Raoul Roßbach am rasanten Aufstieg der Grünen in NRW hat und wie es für ihn nun persönlich und politisch weitergeht.
Der Herner Raoul Roßbach gilt als einer der wichtigsten Architekten des Grünen-Aufschwungs in NRW und des schwarz-grünen Koalitionsvertrags. Das zahlte sich am Wochenende beim Landesparteitag für ihn auch persönlich aus. Der 35-jährige Parteimanager erhielt in Bielefeld stehende Ovationen und ein überragendes Wahlergebnis.
Mit 96,6 Prozent – 254 Ja-Stimmen bei sechs Gegenstimmen und drei Enthaltungen - wurde Roßbach am Sonntag für weitere zwei Jahre im Amt des politischen Geschäftsführers des NRW-Landesverbandes bestätigt. Damit würdigte die Basis auch seine tragende Rolle bei den Koalitionsverhandlungen mit der CDU. Zum Vergleich: Bei seiner ersten Kandidatur 2018 hatte die Zustimmung bei „nur“ 70 Prozent und vor zwei Jahren bei 84,6 Prozent gelegen.
Wie sehen nun die nächsten Karriereschritte aus? Darüber mache er sich keine Gedanken, sagt der Grünen-Geschäftsführer im Gespräch mit der WAZ. „Mir war wichtig, dass ich in einer starken politischen Rolle bleibe, dass ich etwas bewirken und zum Erfolg beitragen kann.“ Es habe sich bewährt, dass er sich bisher stets auf das konzentriert habe, was er gut könne und woran er Spaß habe.
Auch interessant
Es sei nicht sein Bestreben gewesen, nach der Landtagswahl in einem (Grün geführten) Ministerium zu arbeiten. Und er habe in diesem Jahr – anders als noch 2017 - auch ganz bewusst auf eine Landtagskandidatur verzichtet. Das heiße aber nicht, dass er Bewerbungen für politische Mandate für alle Zeiten ausschließe. „Schließlich bin ich erst Mitte 30“, sagt der Kommunikations- und Politikwissenschaftler.
Rasanter Anstieg bei den Mitgliederzahlen der Grünen
Dass er als Parteimanager der Grünen nun vor neuen Herausforderungen steht, ist Roßbach bewusst. „Die Aufgaben werden sich verändern – politisch und strukturell.“ Bei ihm und der am Sonntag gewählten neuen Doppelspitze der NRW-Grünen liefen die Fäden der innerparteilichen Kommunikation – Landesverband, Fraktion, Grüne Ministerinnen und Minister – zusammen.
Organisatorisch steht zudem ein (weiterer) Ausbau der Geschäftsstelle in der Landeshauptstadt an. Zwölf Mitarbeitende seien es bei seinem Amtsantritt vor vier Jahren gewesen, berichtet der Geschäftsführer. Künftig sollen mehr als 20 Frauen und Männer in der Parteizentrale in der Landeshauptstadt beschäftigt sein, was auch der Entwicklung entspricht: Die Mitgliederzahl der Grünen hat sich in NRW seit 2018 mehr als verdoppelt und liegt aktuell bei rund 26.000. In Herne stieg die Zahl im gleichen Zeitraum von 90 auf rund 150.
Umzug von Herne nach Düsseldorf
Dem Kreisverband seiner Heimatstadt gehört Roßbach zwar nach wie vor an, seinen Wohnort hat er aber inzwischen nach Düsseldorf verlegt bzw. aufgrund der Anforderungen verlegen müssen. Für den Landesvorstand wolle er jedoch auch in Zukunft die Herner Grünen persönlich betreuen. „Wenn nicht, drohe ich mit Rücktritt“, sagt er und lacht.
Während es politisch für Raoul Roßbach seit Jahren steil bergauf geht, steht spätestens im August eine rasante Talfahrt auf dem Programm: Als Kirmesfreund im Allgemeinen und Achterbahn-Fan im Besonderen will der 35-Jährige natürlich wieder auf Crange präsent sein. Wegen des Wahlkampfs und der Pandemie habe er mehrere Jahre und schweren Herzens auf dieses Hobby verzichten müssen, sagt er.
>>> ZUR PERSON: Schon als Schüler in Amt und Würden
Der gebürtige Eickeler Raoul Roßbach führte von 2006 - damals noch als Schüler - bis 2018 die Geschäfte der Herner Grünen. Außerdem leitete er über mehrere Jahre das Büro des Essener Bundestagsabgeordneten Kai Gehring.
2005 war er Mitbegründer der Grünen Jugend in Herne. Von 2014 bis 2020 gehörte er dem Rat der Stadt an. 2017 kandidierte er für seinen Kreisverband bei der Landtagswahl, verpasste aber den Einzug ins Düsseldorfer Parlament über die Landesliste.
Bei den jüngsten Koalitionsverhandlungen mit der CDU gehörte er in seiner Partei nicht nur zum engsten Führungszirkel, sondern leitete für die NRW-Grünen auch die Arbeitsgruppe „Wissenschaft, Digitales, Innovation“.