Herne. Der Klimawandel, sagte ein Expertin im Rathaus, trifft Herne mit voller Wucht. Die Stadt will die Folgen abschwächen – mit diesem Klimakonzept.
Mit einem Klimaanpassungskonzept will sich die Stadt Herne auf die Folgen des Klimawandels einstellen. Das sei auch notwendig, sagte eine Expertin der Politik. Denn: Die Auswirkungen der Erderwärmung hätten gravierende Folgen für Herne.
160 Seiten ist es stark, das „Klimaanpassungskonzept für die Stadt Herne“, das im Auftrage der Verwaltung vom Bochumer Büro K.Plan erarbeitet wurde und das nun in den Ratsausschüssen diskutiert wird. Ende November entscheidet der Rat, ob es so eingeführt wird. Die Stadt wirbt dafür: „Wir wollen die Lebensqualität in Herne erhalten“, hatte Umweltdezernent Karlheinz Friedrich zuletzt schon im Planungsausschuss gesagt.
Temperaturen künftig häufiger über 40 Grad
„Der Klimawandel ist schon angekommen“, stellte K.Plan-Chefin Monika Steinrücke am Mittwoch im Umweltausschuss eingangs klar. Siehe etwa die heißen Sommer in den Jahren 2018 und 2019. Wobei: In 30 bis 40 Jahren wären diese beiden Sommer „relativ milde Sommer“. Ab 2050 nämlich gebe es in Herne im Sommer an Dutzenden Tagen über 40, ja 45 Grad. Hinzu kämen Starkregen-Ereignisse; sie würden regelmäßig auftreten und ganze Straßenzüge überfluten.
Kern des Klimakonzepts ist eine „Handlungskarte Klimaanpassung“, die K.Plan erarbeitet hat. In den Ampelfarben Grün, Gelb und Rot werden dabei Flächen in der Stadt dargestellt. Bei Gelb und Rot besteht Handlungsbedarf, weil die Hitzebelastung für die Menschen dort hoch beziehungsweise sehr hoch sein wird. Auffällig: Weite Teile der Stadt sind gelb oder rot markiert, besonders betroffen sind demnach die Bürger in den Zentren in Herne, Wanne und Eickel. Der Grund: Herne sei eine vergleichsweise besonders dicht besiedelte Stadt. „Herne hat deshalb ein besonderes Problem mit dem Klimawandel“, so die Geografin Steinrücke. Freiflächen gebe es kaum.
Ampelfarben zeigen Hitzebelastung
Mit Hilfe der Karte sollen Stadtplaner in den kommenden Jahren und Jahrzehnten arbeiten. So müssten laut K.Plan in den gelben und roten Zonen Beschattungen durch Bäume oder Bauelemente geschaffen, außerdem Kühleffekte etwa durch Wasserflächen und Brunnen angestoßen oder Ausgleichsräume durch Parks und begrünte Innenhöfe eingerichtet werden. Nicht zuletzt, so K.Plan-Chefin Steinrücke, müssten überall in der Stadt Überflutungsflächen für Extremniederschläge bereitgestellt werden. Mögliche Areale wurden in der Karte blau markiert. Wichtig außerdem seien die Grün- und Freiflächen (grün). Sie müssten mindestens erhalten, noch besser ausgebaut und vernetzt werden – auch, um als Frischluftschneisen zu dienen.
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In dem 160-Seiten-Papier macht das Bochumer Planungsbüro viele Vorschläge, wie etwa Hitze in den Quartieren reduziert werden kann – durch Begrünungsmaßnahmen, neue Pflanzenarten, spezielle Bewässerungssysteme oder andere Anstriche. Checklisten bei künftigen Baumaßnahmen sollen der Stadt dabei helfen, die passenden Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Ein Beispiel: die Auswahl des richtigen Straßenbelags. Dunkler Asphalt heize sich im Sommer auf etwa 50 Grad auf, die Folgen spürten angrenzende Hausbewohner. Würden dagegen helle Pflastersteine verlegt, würden diese nur 30 Grad warm.
Auch die Bürger, darunter die Hausbesitzer, seien aber in der Pflicht: „Der Klimawandel geht uns alle an“, betonte Steinrücke. Sie präsentierte ein Foto mit zugepflasterten Vorgärten und Zufahrten, abgegrenzt von Steingabionen, den Steinen in Käfigen. Weniger Steine, dafür etwa Hecken würden schon einiges ausrichten, so ihr Appell.
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