Herne. Seniorenwohnungen oder eine grüne „Insel der Erholung“? Das ist für eine Wiese in Herne die Frage. Worum es in dieser Auseinandersetzung geht.

Einen Entwurf für eine „Insel der Erholung“ hat die Stadt Herne für eine zurzeit schnöde Wiese am Emsring/Ecke Werftstraße vorgelegt. Eine Umsetzung der Pläne für diese Fläche in Pantringshof dürfte derzeit aber ebenso wahrscheinlich sein wie ein Friedensnobelpreis für Wladimir Putin. Das liegt zum einen an den (zu) hohen Kosten für ein Umgestaltung und zum anderen an einer Kontroverse zwischen SPD und CDU.

Eine Aufwertung durch eine Sitzinsel, Spiel- und Outdoorfitnessgeräte, eine neue Baumreihe … – so könnte die rund 2500 Quadratmeter große Wiese nach Vorstellung von Stadtgrün künftig aussehen. Theoretisch. Die von Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl am Mittwochabend in der Bezirksvertretung Sodingen präsentierte Kostenschätzung von 240.000 Euro schreckte jedoch selbst die größten Optimisten ab. Das sei auf einen Schlag nicht zu finanzieren, räumte Markus Lülf (CDU) ein, dessen Bezirksfraktion die Entwurfsplanung Ende 2021 angestoßen hatte. Lülfs Vorschlag, Fördertöpfe anzuzapfen, erteilte Stadtgrün eine Absage: Diese seien hier nicht in Sicht, so Kuhl.

CDU-Bezirksfraktionsvorsitzender Markus Lülf fordert eine Begrünung der Fläche am Emsring.
CDU-Bezirksfraktionsvorsitzender Markus Lülf fordert eine Begrünung der Fläche am Emsring. © CDU

Eine knappe Mehrheit aus SPD und der AfD-Abspaltung WfH setzt sich durch

Der Vorschlag der CDU, dass die Stadt die Fläche trotzdem „weiterentwickeln“ und nach Finanzierungslösungen suchen solle, fand letztlich keine Zustimmung. Eine knappe Mehrheit aus SPD und der AfD-Abspaltung WfH (Wir für Herne) stimmte gegen den von Grünen und Linkspartei unterstützten Wunsch der CDU.

Um das Abstimmungsverhalten der Genossen zu verstehen, muss man allerdings die Vorgeschichte kennen. Die Stadt hatte dem Bezirk im Juni 2021 – nach vorherigen Initiativen der SPD zur Begrünung der Fläche – eine Quartiersanalyse präsentiert. Eine Variante sah vor, dass auf dem Areal nicht nur der Bedarf für barrierefreie Seniorenwohnungen gedeckt, sondern auf Kosten des Investors auch noch ein begrünter „Quartierstreffpunkt“ geschaffen werden könnte. Die Bezirksvertretung freundete sich mit dieser kleinen Lösung an, weil damit „zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen würden“ (SPD).

Fläche am Emsring wurde aus Wohnbauprogramm herausgenommen

Die Fläche Emsring landete anschließend im städtischen Entwicklungsprogramm für Wohnbauflächen (WEP), wurde aber kurz vor der Beschlussfassung des WEP überraschend auf Antrag der CDU-Ratsfraktion wieder herausgenommen. Man habe hier wohl angesichts der zahlreichen Bauaktivitäten in Herne diese Grünfläche schützen wollen, begründete Markus Lülf das Motiv seiner Parteifreunde.

Nachvollziehen konnte die SPD das Verhalten ihres Kooperationspartners nicht. Bezirksbürgermeister Mathias Grunert verwies darauf, dass Pantringshof schon jetzt einer der grünsten Ortsteile in Herne sei. Und Fraktions-Chef Ernst Schilla deutete an, dass die Voraussetzungen für eine Bebauung ja nach wie vor bestünden. Übersetzt: Fortsetzung folgt.