Herne. Die Stadt Herne hat eine „Roadmap“ mit Maßnahmen gegen den Klimawandel vorgelegt. Diese Maßnahmen sollen gegen Hitze und Starkregen helfen.

Die Stadt Herne hat einen Plan erarbeitet, um die Auswirkungen des Klimawandels in Herne abzuschwächen. Sie präsentierte der Politik eine „Roadmap“. Diese zeigt, welche Stellen in Herne in naher Zukunft besonders von Hitze und Starkregen betroffen sind – und was sie dort konkret dagegen unternehmen will.

Der Klimawandel trifft Herne mit voller Wucht: Ab 2050 werden in Herne im Sommer an Dutzenden Tagen über 40, ja 45 Grad herrschen, sagte eine Expertin nach ihren Analysen schon vor zwei Jahren im Herner Rathaus voraus. Hinzu kämen regelmäßige Starkregen-Ereignisse, die ganze Straßenzüge überfluten. In einer Stadtklimakarte sowie einer Starkregengefahrenkarte hatte die Stadt die besonders gefährdeten Gebiete damals skizziert und einen ersten Katalog mit Gegenmaßnahmen vorgestellt. Nun hat sie beide Karten übereinandergelegt und zeigt die Schwerpunkträume des Klimawandels mit einfacher und sogar doppelter Belastung. Nicht zuletzt listet die Stadt auf, wie und wann in den nächsten fünf bis zehn Jahren Schäden durch Hitze und Starkregen reduziert werden sollen.

Herne: Wasserachsen, Fassadenbegrünungen und Entsiegelungen

Besonders betroffen sind demnach in Herne 17 Stellen (siehe Karte). In der Roadmap wurden 81 Maßnahmenvorschläge – in elf Kategorien unterteilt – in einzelnen Karten präsentiert und verortet, darunter Fassadenbegrünungen und Flächenversickerungen. Zugleich wurden die Maßnahmen in drei Prioritäten – hohe, mittlere und geringe Priorität – unterteilt. Die Politik wird sich mit dem Paket in den kommenden Wochen auseinandersetzen und gegebenenfalls Ergänzungen einfordern. Im Oktober soll die „Roadmap“ dann beschlossen werden.

Zu den wichtigsten Maßnahmen gehört demnach eine klimagerechte städtebauliche Gestaltung. So sollen die Leuchtturmprojekte Funkenbergquartier und Internationale Technologiewelt (ITW) auf Graf Blumenthal klimagerecht gebaut werden, außerdem soll unter anderem eine Grünachse Sodinger Straße, eine Wasserachse Neue Mitte Baukau und ein klimagerechter City-Zugang an der Behrensstraße geschaffen werden. Darüber hinaus sollen Parkanlagen geschaffen werden, darunter ein „Pocket Park“ Stöck-/Gelsenkircher Straße und eine „neue“ Grünfläche am Bergelmanns Hof.

Die geplante Internationale Technologiewelt (ITW) auf General Blumenthal soll klimagerecht gebaut werden.
Die geplante Internationale Technologiewelt (ITW) auf General Blumenthal soll klimagerecht gebaut werden. © Archwerk Generalplaner

Außerdem sollen laut „Roadmap“ 14 Flächen entsiegelt werden, darunter sieben Schulhöfe und drei Parkplätze, außerdem soll ein Überflutungsschutz in einer Unterführung der Horsthauser Straße gebaut werden. Zudem sollen Verdunstungsflächen geschaffen werden: Auf dem „neuen“ Europlatz soll ein Wasserzerstäuber gebaut werden, auf dem Robert-Brauner-Platz und dem Buschmannshof sollen Wasserflächen geschaffen werden. Nicht zuletzt sind Baumrigolen etwa an der Edmund-Weber- und Dorneburger Straße geplant, außerdem Pilotprojekte gegen Starkregen an der künftigen Quinoa-Schule und an der Henri-Dunant-Straße.

Für die Maßnahmen sind Fördergelder nötig

„Wir haben viel in der Pipeline“, sagte Dezernent Karlheinz Friedrichs im Planungsausschuss angesichts des umfangreichen Pakets. Er betonte: „Wir sind gewillt, die Roadmap umzusetzen.“ Allein: Alles hänge vom Geld ab. Die Stadt sei klamm und brauche für alle Maßnahmen Fördergelder: „Je mehr wir bekommen, desto mehr setzen wir um.“ Und: Je schneller Geld fließe, desto schneller gehe es auch los.

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Die Politik begrüßte die Roadmap. Elisabeth Majchrzak-Fresel (SPD) etwa hofft, dass die Maßnahmen bald umgesetzt werden könnten, „damit unsere Lebensqualität erhalten bleibt“. Nötig sei aber nicht nur eine Roadmap, sondern „ein Umdenken in der ganzen Stadt“. Jeder Mensch sei gefragt, etwas zu tun, betonte die Ratsfrau. Peter Liedtke (Grüne) mahnte bei der Umsetzung zur Eile und stellte fest, dass die Maßnahmen längst nicht reichten, mehr müsse her: „Von fünf vor zwölf kann keine Rede mehr sein.“ Kritik übte er an dem Wasserzerstäuber für den Europaplatz: Erst holze die Stadt dort die Bäume ab, nun müsse ein Wasserzerstäuber her, um dort das Klima zu regulieren.

>> ALLE GEPLANTEN MAßNAHMEN IM ÜBERBLICK:

Ein klimagerechter B-Plan fürs Marien Hospital in Herne-Süd soll her.
Ein klimagerechter B-Plan fürs Marien Hospital in Herne-Süd soll her. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Klimagerechte städtebauliche Gestaltung:

Leuchtturmprojekt Funkenbergquartier (Herne‐Mitte Nord/Bahnhof)

Leuchtturmprojekt ITW General Blumenthal (Einzelstandort)

Klimagerechter B‐Plan Rathauscarreé (Wanne‐Innenstadt Nord)

Grünachse Sodinger Straße (Herne‐Mitte)

Klimagerechte Attraktivierung City‐Zugang Behrensstraße (Herne‐Mitte)

Multifunktionale Nutzungen R2Q‐Projektgebiet (Einzelstandort)

Wasserachse Neue Mitte Baukau (Einzelstandort)

Klimagerechter Quartiersplatz Elpes Hof (Horsthausen)

Klimagerechte Umgestaltung des Steinplatzes (Wanne‐Süd)

Klimagerechter B‐Plan Marienhospital (Herne‐Süd)

Klimagerechter B‐Plan Gabelsberger Straße (Wanne‐Süd)

Klimagerechter B‐Plan Zechenweg (Wanne‐Innenstadt Süd)

Klimagerechter B‐Plan Knipping Dorn, östl. Teil (Herne‐Mitte Nord/Bahnhof)

Klimagerechter B‐Plan Forell‐Quartier (Einzelstandort)

Parkanlagen schaffen, erhalten und optimieren:

Leuchtturmprojekt Quartierspark Nordstraße (Nordstraße)

Umgestaltung Grünfläche Bergelmanns Hof (Herne‐Mitte)

Aufwertung Grünzug Franzstraße (Crange)

Pocket Park Stöckstraße/Gelsenkircher Straße (Wanne‐Innenstadt Süd)

In den Ententeich in Herne-Süd soll Regenwasser abgeleitet werden.
In den Ententeich in Herne-Süd soll Regenwasser abgeleitet werden. © WAZ FotoPool | Oliver Mengedoht

Ableitung Regenwasser in Gewässer:

Ableitung von Niederschlagswasser in den Ententeich (Herne‐Süd)

Ableitung Regenwasser Freiherr‐vom‐Stein‐Schule in Dorneburger Mühlenbach (Wanne Sportpark)

Geeignete Baumaterialien und Farben verwenden:

Schaffung heller Straßenoberfläche Heinestraße (Wanne‐Innenstadt Nord)

Dachbegrünungen:

Berufskolleg Mulvany (Herne‐Mitte Nord/Bahnhof)

Zentraler Betriebshof (Holsterhausen)

Michaelschule (Einzelstandort)

Zugänge U35 Herne Mitte (Herne‐Mitte)

Forsthaus Gysenberg (Einzelstandort)

Grundschule Schulstraße (Herne‐Mitte)

Grundschule Claudiusstraße (Wanne‐Ost)

Neubau Gesamtschule Mont‐Cenis (Einzelstandort)

Neubau Grundschule Forellstraße (Einzelstandort)

Kita Drögenkamp (Einzelstandort)

Neubau Kita Michaelstraße (Einzelstandort)

Neubau Kita Hofstraße (Röhlinghausen)

Neubau Kita Franzstraße (Crange)

Sporthalle Realschule Sodingen (Einzelstandort)

Schwimm‐ und Sporthalle Hölkeskampring (Einzelstandort)

Sport‐ und Gymnastikhalle Haranni (Herne‐Mitte)

Lidl Südstraße (Einzelstandort)

Technisches Rathaus Herne (Wanne‐Süd)

Sporthalle im Sportpark (Wanne‐Sportpark)

Kaufland Wanne (Wanne‐Innenstadt Süd)

Soll begrünt werden: das Technische Rathaus in Wanne-Eickel.
Soll begrünt werden: das Technische Rathaus in Wanne-Eickel. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Fassadenbegrünungen:

Technisches Rathaus (Wanne‐Süd)

Verwaltungsgebäude Wanne (Wanne‐Innenstadt Nord)

Neubau Langekampstraße (Wanne‐Süd)

Haranni‐Schule (Herne‐Mitte Ost)

Flächenentsiegelungen:

Schulhof Horstschule (Einzelstandort)

Schulhof Realschule Sodingen (Einzelstandort)

Schulhof Gymnasium Otto Hahn (Einzelstandort)

Schulhof Schillerschule (Einzelstandort)

Schulhof Astrid‐Lindgren‐Schule (Wanne‐Ost)

Innenhof „Das O“ und Musikschule Herne (Herne‐Mitte Süd)

Schulhof Grundschule Claudiusstraße (Wanne‐Ost)

Parkplätze Sankt‐Jörgen‐Platz (Einzelstandort)

Schulhof Hans‐Tilkowski‐Schule (Röhlinghausen)

Parkplätze und Innenhöfe Cranger Heide (Crange)

Sporthalle, Wanne, Im Sportpark (Wanne‐Sportpark)

Parkplatz Kurt‐Edelhagen‐Platz (Sodingen)

Schulhof Grundschule Ohmstraße (Nordstraße)

Klimaparkplatz Hännes‐Adamik‐Straße (Einzelstandort)

Urbaner Überflutungsschutz:

Überflutungsschutz Unterführung Horsthauser Straße (Einzelstandort)

Neue Verdunstungsflächen:

Element Wasser am Robert‐Brauner‐Platz (Herne‐Mitte)

Element Wasser Am Buschmannshof ausbauen (Wanne‐Innenstadt)

Wasserzerstäuber Europaplatz (Herne‐Mitte)

Verschattung des öffentlichen Raums/Straßenbegleitgrün:

Klimagerechter multimodaler ÖPNV‐Verknüpfungspunkt (Herne‐Mitte)

Verschattung Aufenthaltsbereiche Am Buschmannshof (Wanne‐Innenstadt)

Pflanzung von Bäumen in der Elisabethstraße (Herne‐Mitte)

Pflanzung von Bäumen in der Shamrockstraße (Herne‐Mitte)

Pflanzung von Bäumen in der Hiberniastraße (Herne‐Mitte)

Pocket Park Blücherstraße/Horsthauser Straße (Horsthausen)

Soll Verschattungen bekommen: der Buschmannshof in Wanne-MItte.
Soll Verschattungen bekommen: der Buschmannshof in Wanne-MItte. © Hans Blossey

Versickerung/Bewässerung urbaner Vegetation durch Baumrigolen:

Multifunktionale Nutzungen Retention/Freizeit Reichsstraße (Einzelstandort)

Versickerung/Wasserspeicherung An der Barbarakirche (Einzelstandort)

Versickerungsfläche auf Gelände der Freiherr‐vom‐Stein‐Grundschule (Wanne‐Sportpark)

Baumrigolen Goebenstraße (Herne‐Mitte Nord/Bahnhof)

Haranni‐Schule (Herne‐Mitte Ost)

Baumrigolen Herne‐Mitte Ost (Herne‐Mitte Ost)

Pilotprojekt Starkregen Quinoa‐Schule (Einzelstandort)

Pilotprojekt Starkregen Henri‐Dunant‐Straße (Röhlinghausen)

Baumrigolen Hölkeskampring (Herne‐Mitte Süd)

Baumrigolen Edmund‐Weber‐Straße (Röhlinghausen)

Baumrigolen Dorneburger Straße (Einzelstandort)