Herne. In Herne entsteht ein erstes „Indoor-Kolumbarium“. Untergebracht werden die Grabstätten in einer ehemaligen Kapelle.
Immer mehr Menschen werden in Herne in Kolumbarien bestattet. Es sind mittlerweile so viele, dass die Plätze zwischenzeitlich knapp wurden. Die Stadt hat auf den Trend reagiert und baut die kleinen Grabkammern für Urnen aus. Nun soll bis Mai auch das erste „Indoor-Kolumbarium“ öffnen: In der ehemaligen Kapelle des Ostfriedhofs.
Die Pläne für das Kolumbarium auf dem seit 2006 geschlossenen Ostfriedhof in Horsthausen gibt es schon seit fast zehn Jahren. Zwischendurch legte die Stadt diese Pläne sogar auf Eis – aus Angst vor einer Kostenexplosion. Nachdem die Bezirksvertretung Sodingen vor drei Jahren schließlich grünes Licht gab, machte sich die Verwaltung an die Umsetzung. Das sei nicht so einfach gewesen, sagt Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl nun zur WAZ. Zum einen, weil in diesem Fall keine standardisierten Kolumbarien wie in den Außenbereichen angeschafft werden konnten; die kleinen Grabkammern hätten speziell an das alte Gemäuer angepasst werden müssen. Außerdem habe es in der Kapelle gebrannt, Bereiche hätten deshalb erneuert werden müssen. Und nicht zuletzt hätten Fassade, Dach, Heizung und Wasserversorgung auf den neusten Stand gebracht werden müssen. Das alles habe viel Zeit gekostet.
Herne: Im Mai sollen die Arbeiten endlich fertig sein
Nun gehen die Arbeiten auf die Zielgerade. Dabei müsse das künftige Innenraum-Kolumbarium von der Straße Am Trimbuschhof noch barrierefrei zugänglich gemacht werden. Bei diesen aufwendigen Arbeiten müsse die alte Treppenanlage zugunsten einer kombinierten Treppen- und Rampenanlage abgebrochen werden, der Weg müsse höher gelegt und Stolperkanten müssten entfernt werden. Die letzten Arbeiten an den Außenanlagen sollen im März starten, sagt Kuhl, voraussichtlich im Mai soll das erste „Indoor-Kolumbarium“ der Stadt dann fertig sein. 800.000 Euro, so die Kalkulation von vor zwei Jahren, sollte das gesamte Projekt kosten, einen Strich unter die Rechnung hat das Rathaus noch nicht gemacht.
In der alten Kapelle wird Platz geschaffen für 662 Urnen. Für 518 Urnen gebe es eigene Grabkammern. 144 kämen in eine Gemeinschaftsanlage; die Namen der Verstorbenen würden dabei auf Schildern verzeichnet – so wie auch an den Einzelkolumbarien. Ab Ostern, schätzt Kuhl, könnten Bürgerinnen und Bürger bei der Stadt nachfragen, wenn sie sich über einen Platz informieren wollten. Die Preise für die Kolumbarien stünden noch nicht fest, es sei aber davon auszugehen, dass eine Urne in der Gemeinschaftskammer niedriger sei als in der Einzelkammer.
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Ob das Innenraum-Kolumbarium auf Akzeptanz stößt? Der Stadtgrün-Chef hofft das, äußert sich aber erst mal vorsichtig. Klar sei: „Outdoor-Kolumbarien sind der Renner.“ Das zeigen die Zahlen: Vor rund zwölf Jahren wurden auf dem städtischen Südfriedhof an der Wiescherstraße die ersten Kolumbarien belegt. Seitdem werden sie immer stärker genutzt. Rund 1000 Menschen werden in Herne jährlich auf den städtischen Friedhöfen beerdigt, vor fünf Jahren seien bereits 22 Prozent der Verstorbenen in einem Kolumbarium beerdigt worden, 2019 schon 28 Prozent. Grund: Angehörige haben mit den Grabkammern wenig Arbeit, dennoch aber einen würdigen Ort für die Verstorbenen.
Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert begrüßt die Kolumbarien in der alten Trauerhalle: „Toll, dass dieses wenig genutzte Kleinod erhalten und genutzt wird“, sagt er zur WAZ. Er erinnert in diesem Zusammenhang auch an die künstlerisch gestalteten Glasfenster, bei denen lange nicht klar war, wer sie geschaffen habe; erst kürzlich konnte das „Geheimnis um die Glaskunst in der Herner Trauerhalle“ gelüftet werden. Die Fenster von Ignatius Geitel würden aktuell in Münster restauriert und erst zum Schluss der Umbauarbeiten wieder eingebaut, damit sie keinen Schaden nehmen, sagt Grunert. Nicht zuletzt sei das Gebäude ein würdiger Ort für die Bestattung. „Wir sind schon sehr gespannt, wie es innen drin aussehen wird“, freut sich der Bezirksbürgermeister auf die Eröffnung.