Herne. Mitten im Grünen soll in Herne eine einzigartige Klimasiedlung gebaut werden – autofrei, technisiert und Wasser. So sehen die Pläne aus.
- Auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei in Herne soll eine Klimasiedlung gebaut werden.
- 140 Wohneinheiten sollen über eine Ringstraße erschlossen werden.
- Besonderheiten: Siedlung soll autofrei, smart und mit Wasser sein.
An der Wiescherstraße in Herne soll eine hoch moderne und hoch technisierte Klimasiedlung entstehen. Bei einem städtebaulichen Wettbewerb hat sich die Jury für den Entwurf des Büros Bläser Jansen Partner (Dortmund) entschieden. Den Planern schwebt auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei neben dem Hauptfriedhof ein „smartes Klimaquartier“ vor. Das Konzept sieht mehrere Wohnhöfe aus drei Gebäuden für Reihenhäuser und Geschosswohnungen an einer Ringstraße vor.
Rund 30 Millionen Euro sollen an der Wiescherstraße in Herne verbaut werden, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda am Montag, als die Stadt den Wettbewerbssieger vorstellte. Der Baubeginn wird für 2025 angepeilt. Schon im März 2022, als der OB das Projekt präsentierte und den städtebaulichen Wettbewerb ankündigte, hängte er die Latte hoch: Ein Investor soll eine Siedlung bauen, die es in Herne so noch nicht gibt, sondern – wenn überhaupt – nur in den großen europäischen Metropolen. An dem Wettbewerb der Stadt nahmen fünf Planungsbüros teil, die ihre Entwürfe anonym einreichten, teilt die Verwaltung nun der Politik mit. Das Rennen machten Bläser Jansen Partner, ihr Konzept sei „überzeugend“, so die Jury.
Herne: Photovoltaikanlagen, Akkuspeicher und Holzschnitzel-Blockheizkraftwerk
„Ziel ist es, ein grünes Nullenergie-Quartier mit smarter Technologie als einen sozialen Ankerpunkt für die Nachbarschaft zu schaffen“, heißt es in den Plänen des Dortmunder Büros für die „Alte Gärtnerei – Smartes Klimaquartier Herne“ (so der Projektname). Auf dem zwei Hektar großen Gelände, auf dem noch die alten Gewächshäuser der ehemaligen Stadtgärtnerei stehen, will das Büro fast alle Bäume erhalten, mehr noch: Die Klimasiedlung mit Reihen- und Mehrfamilienhäusern, einem Gemeinschaftshaus und einem Gewächshaus für Urban Gardening soll um die Bäume herum entwickelt werden. Die Gebäude mit Fassaden vor allem aus unbehandeltem Lärchenholz sollen dabei kompakt gehalten und in Passivbauweise errichtet werden. Die Wohnungen in den zweistöckigen Mehrfamilienhäusern sind dabei barrierefrei über Laubengänge, die nach innen zum Hof liegen, zu erreichen. Insgesamt seien 140 Wohneinheiten geplant, hieß es am Montag.
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Bei der Entwicklung des Klimaquartiers sollen außerdem alle Aspekte einer nachhaltigen umweltgerechten und flächenschonenden Bauweise beachtet werden, so die Dortmunder weiter. Konkret: Photovoltaikanlagen mit Akkuspeichern sowie ein Holzschnitzel-Blockheizkraftwerk sollen für Wärme, Dach- und Fassadenbegrünungen für ein ausgeglichenes Gebäude- und Quartiersklima sorgen. Das Regenwasser soll zurückgehalten und in Zisternen sowie einem Netz aus offenen Rinnen gesammelt werden, das unter anderem für die Bewässerung des Grüns genutzt werden kann. Durch das offene Wasser werde das Quartier auch gekühlt, das Mikroklima profitiere.
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Die Siedlung selbst, so die Planer, soll autofrei sein. Eine neue Erschließungsstraße soll als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen werden, und am Eingang sollen Quartiersgaragen mit 60 Stellplätzen für Autos entstehen. Angedacht sind außerdem Sharing-Angebote rund um die Elektromobilität, darunter für Pkw, Lastenräder und Fahrräder.
„Das vorgeschlagene Konzept, Wohnhöfe aus je drei Baukörpern an eine Ringerschließung anzubinden und so eine differenzierte Raumabfolge zu erwirken, ist überzeugend“, heißt es über den Siegerentwurf im Protokoll des Preisgerichts. Es lobt auch die Sondernutzungen wie Gemeinschafts- und Gewächshaus, die „Bausteine im Konzept des sozialen Miteinanders“ seien und „Potenzial für sich ändernde Lebensformen“ böten. Offen bliebe unter anderem aber die Frage, „wo die privaten Räume abgegrenzt werden und wie die Übergänge zum öffentlichen Grün erfolgen sollen“. Insgesamt erwartet die Jury von den Plänen „eine hohe Akzeptanz im umgebenden Quartier wie in der Stadtgesellschaft“.
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Im nächsten Schritt werden die Pläne nun in den Fachausschüssen des Rates diskutiert, los geht’s an diesem Dienstag, 10. Januar, im Planungsausschuss (Rathaus Herne, Ratssaal, öffentliche Sitzung ab 16 Uhr). Anschließend erhält das Planungsbüro, das den Siegerentwurf erarbeitet hat, einen Auftrag zur Überarbeitung seines Wettbewerbsbeitrags.
Die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG), die das Areal übernommen hat, sucht nun einen oder mehrere Investoren, die auf dem Gelände bauen wollen. Möglich sei dabei auch die Gründung von Baugemeinschaften. Diese, so hieß es, könnten zum Beispiel ein Cluster aus drei Gebäuden gemeinsam realisieren.